Ein Gletscher, der kaum schmilzt, das höchste Café Österreichs und ein Solarpark, der die Lifte antreibt: Das Pitztal kann Wintersportvergnügen (noch) garantieren. Quer durchs Skigebiet führt eine goldene Spur.
Wir fahren heute die Ideallinie durchs Skigebiet“, verspricht Burkhard Auer, Leiter der Skischule Club Alpin Pitztal, seinen Premierengästen. Die sechsköpfige Truppe sind Freunde aus Stuttgart, die jedes Jahr ein Skiwochenende zusammen verbringen – diesen Winter erstmalig im Pitztal.
Da passte das neue Angebot „goldene Spur“ perfekt. Die geführte zweistündige Tour durchs Skigebiet richtet sich an Neulinge im Pitztal und an Kurzurlauber, die in wenig Zeit möglichst viel sehen, erleben und erfahren möchten. Start zum „perfekten Skitag“ im verbundenen Skigebiet Pitztaler Gletscher und Rifflsee ist in St. Leonhard an der Talstation der Rifflseebahn.
Von hier geht es hinauf auf den 2800 Meter hohen Grubenkopf. „Statt am Gletscher, wo es morgens sehr frisch sein kann, startet man bei angenehmen Temperaturen und entspannt am Rifflsee“, erklärt Bernhard Füruter, Geschäftsführer der Pitztaler Gletscherbahn-Gesellschaft. Das erspare Skigästen auch die Bus- oder Autofahrt zum Gletscherexpress ganz am Talende.
Alte Almhütte mit Erdwärme und Sonnenstrom
Vom Grubenkopf schwingt man je nach Gusto anspruchsvoll oder moderat hinab bis auf halbe Höhe, wo der namensgebende Rifflsee einen Blick und die Sunnaalm einen Abstecher lohnt. Die ehemalige Hütte wurde 2007 zum alpenweit ersten Gastronomiebetrieb in Passiv-Bauweise ausgebaut. Erdwärme und Sonnenkollektoren liefern die Energie für das helle, einladende Gebäude mit viel Holz und seinen großen Fenstern, die Panoramablicke eröffnen. Etwa hinüber zum Mittagskogel, dem „Freerider-Berg“ oder hinunter ins Taschachtal, durch das eine Skiroute führt. „Ungespurt, nur markiert und lawinengesichert – ein Traum für Tourengeher“, empfiehlt Burkhard Auer.
Per Gletscherexpress in acht Minuten durch den Berg
Für heute ist das aber nichts, denn vor dieser Skitour stünde ein längerer Aufstieg – und das Thema heute heißt ja: Skifahren. 33 Pistenkilometer und fast 3000 Höhenmeter wollen bewältigt werden. Immerhin trifft man bei der Abfahrt vom Grubenkopf auf die Taschachtal-Route und folgt ihr noch bis ins Tal. Dank kundiger Führung kriegen hier alle die Kurve hinüber zur Talstation des Gletscherexpresses und landen nicht etwa wieder am Ausgangspunkt.
„Es ist ein kleines Gebiet, aber vielseitig, nicht überfüllt und übersichtlich. Die goldene Spur will seine Möglichkeiten aufzeigen“, sagt Auer und scheucht seine Truppe in den Gletscherexpress. Der wurde 1983 als Standseilbahn konzipiert, das heißt, der talfahrende Zug zieht den anderen hinauf. 2022 wurde die Anlage komplett saniert, bekam neue Züge, jeder 26 Meter lang und 28 Tonnen schwer. Sie befördern maximal 200 Personen, aber laut Gletscherbahn-Chef Füruter fährt man in der Regel mit 140 Gästen, sozusagen im Wohlfühlmodus. Und auch nicht mit der Höchstgeschwindigkeit von 40 Kilometern die Stunde, „sondern langsamer, das ist materialschonender“. Nach acht Minuten durch den Berg tauchen die Skifahrer auf 2840 Metern wieder auf und queren gleich hinüber zur Mittelbergbahn, die ihren Namen vom Gletscher des Gebiets, dem Mittelbergferner, hat.
Oben, beim Ausstieg aus der gemütlichen Gondel, spürt man den Gletscher deutlich: Es ist eiskalt. Dabei geht es noch höher, wie der Blick hinüber zum hinteren Brunnenkogel zeigt. Er ist mit 3440 Meter der höchste Punkt im Skigebiet. Oben auf seinem Gipfel thront wie ein Adlernest das Café 3440, das höchstgelegene in Österreich. Der Bau ist architektonisch einer Schneewechte nachempfunden und kommt mit nur 120 Quadratmetern Grundfläche für rund 900 Quadratmeter Nutzfläche aus. Drinnen servieren sie Backwaren aus der eigenen Konditorei, 600 Meter tiefer in der Bergstation des Gletscherexpresses gelegen. Draußen führt eine lange Gittertreppe zu einer Aussichtsplattform, die ihren Namen verdient: Sie eröffnet ein 360-Grad-Panorama mit zig schneebedeckten Gipfeln, ein Traum in Weiß. Auf einem sonnenreichen Felsen liegt eine kleine, feine Fotovoltaikanlage. Sie deckt ein Drittel des gesamten Strombedarfs des Skigebietes – Lifte, Hütten und Schneeproduktion.
Kleine Gletscherkunde zwischendurch
Auf dem Weg hinab gibt es kurz vor der Mittelstation der Mittelbergbahn eine kleine Gletscherkunde für die goldenen Spurer: „Von dieser Kuppe ging es noch vor zehn Jahren leicht bergab zur Station. Jetzt müsst ihr etwas Schwung mitnehmen, um zur Mittelstation hinauf zu kommen“, sagt Burkhard Auer. Denn der Gletscher, auf dem die Piste liegt, schrumpft und verliert jedes Jahr zwischen zwei und sechs Metern an Dicke. „Vor 40 Jahren war der Mittelbergferner noch am Stück, heute ist er in drei Teile zerschmolzen“, sagt der Skischul-Chef. Immerhin ist das Eis im hoch gelegenen Teil oberhalb der Firngrenze von derzeit 3150 Metern noch rund 200 Meter dick.
Aus dem Mund von Pitztal-Marketingleiter Oliver Gartzke klingt das so: „Der Gletscherschwund hält sich sehr in Grenzen, wir sind schneetechnisch und höhenmäßig gut aufgestellt, haben viel Naturschnee und wenig Beschneiung.“ Mit 200 Skitagen von September bis Mai sei man auch im Betrieb nachhaltig unterwegs. Ungefähr zwölf Meter Schnee fallen jedes Jahr auf den Gletscher. Die präparierten Skipisten nennt Bernhard Füruter „die Sonnencreme des Gletschers“. Im Sommer liegt der Gletscher blank, lediglich der Bereich der Pisten wird abgedeckt. Flott geht es weiter, unterwegs gibt Auer individuelle Tipps zur Verbesserung der Fahrkünste. Nachdem der Gletscher einmal in seiner gesamten Breite erkundet ist, wartet das letzte Highlight: Eine markierte, aber nicht präparierte Skiroute führt – im Idealfall durch Neuschnee – durchs Griestal hinunter und von der Talstation der Gletscherbahn auf einer Mischung aus Loipe, Piste und Winterwanderweg zurück zum Ausgangspunkt Rifflsee.
Gute Ideen für Einkehr- und Tiefschneeschwünge
Gruppe Stuttgart ist voll des Lobes: Das sei ein echt perfekter Skitag gewesen mit viel Hintergrundinformation zum Gebiet und tollen Ideen für Einkehr- wie Tiefschnee-Schwünge.
Pitztal
Anreise
Per Auto über die A 8 und A 7 bis Füssen, über den Fernpass (179) und Imst nach Arzl, Wenns und St. Leonhard. Der Zug fährt über München und Innsbruck nach Imst. Von dort weiter mit dem Schnellbus, www.bahn.de, www.vvt.at
Unterkunft
Schön gelegen: Hotel Sonnblick in Plangeroß, DZ/HP ab 200 Euro, www.sonnblick-pitztal.net Für Ruhesuchende: Biohotel Stillebach in St. Leonhard, DZ/F ab 188 Euro, www.stillebach.at
Essen und Trinken
Mit Weitblick: das Café 3440 serviert Hausgemachtes, www.pitztaler-gletscher.at/cafe3440. Mit Seeblick: das Suppenbuffet in der Sunna Alm, www.pitztaler-gletscher.at
Skifahren
Pitztaler Gletscher, www.pitztaler-gletscher.at, Skigebiet Hochzeiger, www.hochzeiger.com Die goldene Spur wird jeden Sonntag angeboten, kostet 40 Euro ohne Skipass, und ist buchbar unter www.skischule-pitztal.at
Allgemeine Info
Pitztal-Tourismus, www.pitztal.com; Tirol-Tourismus, www.tirol.at; Österreich-Tourismus, www.austria.info