Social Media ist aus der heutigen Welt kaum mehr wegzudenken. Die sozialen Medien sind allerdings so gestaltet, dass aus ein paar Minuten am Handy schnell viele Stunden werden können. Erfahren Sie mehr über Anzeichen und Folgen der Social Media Sucht und was vor allem Eltern dagegen tun können.

Inhaltsverzeichnis:

Soziale Medien machen es uns leichter als je zuvor, Inhalte mit der Welt zu teilen, uns zu vernetzen und miteinander zu interagieren. Eigentlich eine tolle Sache, wenn da nicht das Geschäft hinter Social Media wäre. Ziel der Unternehmen ist es, uns möglichst lange auf den Plattformen zu halten, um für Werbepartner attraktiv zu bleiben. Das Ergebnis sind Bestätigungen, Signalfarben und viele andere positive Designelemente, die uns süchtig machen sollen. Wir wollen weiterscrollen und weiterlesen. Menschen mit einer besonders anfälligen Persönlichkeit können dadurch eine Social-Media-Sucht entwickeln.

 

Studien zu dem noch neuen Thema „Social Media Sucht“ gibt es wenige. Untersuchungen der DAK geben erste Erkenntnisse über das Social Media Verhalten bei Teenagern. Mädchen verbringen – mit knapp über 3 Stunden täglich – deutlich mehr Zeit auf sozialen Netzwerken als Jungen mit 2,5 Stunden. Alarmierend sei bei den Untersuchungen ein Zusammenhang zwischen Social Media Sucht und Depressionen.

Anzeichen der Social Media Sucht

Social Media Sucht ist ein noch sehr junges Problem und somit gibt es wenig Erfahrungen im Bereich der Diagnose. Der Social Media Disorder Scale soll zwar bei der Diagnose helfen, jedoch basiert dieser auf 9 Fragen, die teilweise sehr allgemein gehalten sind. Im Grunde steht bei dem Verdacht einer Abhängigkeit die Frage im Vordergrund, ob die allgemeine Lebensqualität beeinträchtigt wird. Folgende Punkte können bei der Selbsteinschätzung helfen:

  • Betroffene können sich schwer vorstellen, einige Tage ohne Social Media zu verbringen.
  • Wichtige Aufgaben werden durch die Nutzung von Social Media vernachlässigt, zum Beispiel am Arbeitsplatz.
  • Ein virtueller Kontakt ist oft wichtiger als der reale Kontakt.
  • Gedanklich bei den Apps sein, auch wenn man sie gerade nicht nutzen kann.
  • Die Stimmung verändert sich, wenn man bestimmte Social Media Apps nicht nutzen kann.
  • Nutzung von Social Media, wohlwissend, dass man dadurch in Stress oder Zeitdruck gerät.
  • Weniger Interesse an Hobbys und anderen Freizeitaktivitäten wegen Social Media.
  • Man spielt die Zeit, die man mit Social Media verbringt, vor anderen Menschen herunter.

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Folgen der Social Media Abhängigkeit

Das größte Problem bei sozialen Medien ist das hohe Angebot an ansprechenden Inhalten. Schöne Bilder mit angenehmen Filtern und kurzen und gefälligen Texten zeigen das Beste aus dem Leben anderer Menschen. Auch die Inhalte, die wir ausgespielt bekommen, sind vom Algorithmus sorgfältig ausgewählte Beiträge, die eine hohe Wahrscheinlichkeit haben, von uns gemocht zu werden. So kann Social Media schnell zur willkommenen Ablenkung werden, um problematischen Themen aus dem Weg zu gehen. Menschen mit einem geringen Selbstwertgefühl sind anfällig in die heile Welt von Social Media zu flüchten. Wer postet, bekommt Aufmerksamkeit und Bestätigung durch Likes und Kommentare. Dabei kann schnell der Druck entstehen, regelmäßig Beiträge zu posten, um mehr Aufmerksamkeit und Bestätigung zu bekommen. Bleiben Likes und Bestätigung allerdings mal aus, folgen depressive Verstimmungen.

Druck entsteht auf mehreren Ebenen

In der britischen Studie „#StatusOfMind“ von der Royal Society for Public Health gaben 4 von 5 Studienteilnehmern an, bei starkem Social Media Konsum Ängste zu entwickeln. Außerdem tendieren Kinder und Jugendliche mit einer täglichen Nutzungsdauer von über 2 Stunden zu einer schlechteren psychischen Verfassung (Symptome von Angst und Depressionen).

Die Untersuchungen legen nahe, dass zum einen der unbewusste Vergleich mit den überwiegend positiven Inhalten Unzufriedenheit über das eigene Leben auslöst und zum anderen die sogenannte „Fear of missing out“ (die zwanghafte Sorge Erfahrungen zu verpassen) getriggert werden kann.

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Bekämpfung – Das hilft gegen Social Media Sucht

Wer sich oder Bekannte in vielen der oben genannten Fragen wiederfindet, der sollte seinen Social Media Konsum zumindest für sich selber hinterfragen oder Bekannte ansprechen. Wichtige Schritte für die Bekämpfung einer Social-Media-Sucht sind:

  • Rückmeldung aus dem Umfeld einholen und darüber sprechen. Die Meinungen von außen und offene Gespräche helfen oft sehr gut, die eigene Situation besser zu beurteilen.
  • Sich über den Nutzen von Social Media klar werden. Nutzt man die Social Media Apps, um mit Menschen in Kontakt zu bleiben, oder hat man Angst, etwas zu verpassen? Solche Gründe können schnell verwechselt werden.
  • Benachrichtigungen abschalten. Ein erster wichtiger Schritt, um Abstand zu Social Media zu finden und Ruhe in den Tag zu bringen, ist das Ausschalten der Benachrichtigungen.
  • Die App nicht auf dem Startbildschirm anzeigen, sondern in einem Unterordner zu verstecken, hilft dabei, die Social Media Sucht weniger zu triggern.
  • Das Nutzungsverhalten am Handy beobachten und Limits setzen. Ob mit Google Wellbeing für Android oder der Bildschirmzeit für iPhones. Mit den Apps der Handy-Hersteller haben Sie einen transparenten Überblick über die Nutzung Ihrer Social Media Apps. Außerdem können Sie hier auch sehr gut Zeitlimits für einzelne Apps einstellen. Ist das Limit erreicht, beendet sich die App automatisch.
  • Kinder aufklären und Medienkompetenz beibringen. Neue Technologien machen Eltern oft unsicher und können ihnen Sorgen bereiten. Kinder brauchen für eine gesunde Nutzung von Social Media ein grobes Verständnis für die Mechanismen der sozialen Medien. Es ist wichtig zu verstehen, dass mit Social Media Geld verdient wird und dass die Inhalte auf Social Media auch selten der realen Welt entsprechen.
  • Die Apps deinstallieren. Wenn das Abschalten schwierig fällt, kann man die Social Media Apps auch deinstallieren. Das ist natürlich ein drastischer Weg, die Social Media Sucht zu bekämpfen, aber als letztes Mittel kann das Löschen der Apps helfen.

Fazit – Darüber sprechen und reflektieren

Wenn das Social Media Verhalten andere Lebensbereiche stark beeinflusst, sollte der Konsum eingeschränkt werden. Rückmeldungen und Meinungen von Freunden oder Familie bringt ein besseres Verständnis für das eigene Verhalten mit den Sozialen Medien. Wer das Gefühl hat, dass ihm Social Media nicht guttue, der muss sich nicht gleich komplett abmelden und Facebook und Instagram deinstallieren. Das eigene Nutzungsverhalten sollte beobachtet und klare Grenzen für die Bildschirmzeit aufgestellt werden.