Ke Wang ist ein ausgenommen höflicher Mensch, entschuldigt sich stets, wenn er das Gespräch für einen Augenblick wegen eines eingehenden Anrufs unterbricht. Und das muss der Geschäftsführer der Marbacher Firma Wandaa an diesem Montagmorgen mehrfach. Immer wieder klingelt sein Handy. Und oft sind Kunden am anderen Ende der Leitung, die sich für die Produkte des Unternehmens interessieren, die erst seit September 2021 von Wandaa vertrieben werden: Kleine Sonnenkraftwerke für den Garten, für den Carport oder den Balkon.
Viel Dynamik im Markt
In der Retrospektive ist es ein Glücksfall für Wang, dass er sich mit seinem Team dafür entschieden hat, auf diese Karte zu setzen. Denn die Branche erlebt einen veritablen Aufschwung, befeuert durch die Klimawende und steigende Energiepreise. Die Nachfrage steige, konstatiert Wang. „Wir verkaufen mehrere hundert Module pro Monat“, sagt er. Das Interesse an derlei Kleinanlagen wachse, bestätigt auch Carsten Körnig. Der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Solarwirtschaft verweist auf eine Studie, wonach in Deutschland bereits mehr als 190 000 solcher Geräte im Einsatz seien. Allein von 2020 bis 2021 habe sich die Nachfrage fast verdoppelt.
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„Der Markt für solche PV-Kleinstanlagen entwickelt sich derzeit sehr dynamisch“, erklärt auch Mareike Schiffko, Pressesprecherin des Umweltministeriums von Baden-Württemberg. Mit den bis Ende des vergangenen Jahres verkauften Modulen für Balkon, Garten und Co. lasse sich in Summe eine Leistung von bis zu 66 Megawatt erreichen.
Leistung kann mehr als 1000 Watt
Das Spektrum bei den Mini-Kraftwerken ist breit gefächert. Bei Ke Wang können Kunden online Module ordern, die ein paar Hundert Watt Leistung liefern, manche schaffen aber auch Werte im vierstelligen Bereich. Allen Panels sei gemein, dass sie im Prinzip kinderleicht zu montieren und betriebsfertig geliefert oder wahlweise auch direkt im Marbacher Industriegebiet am Firmensitz abgeholt werden können. Bis zu einer Leistung von 600 Watt dürfe sie jedermann selbst anschließen, bei Werten darüber müsse noch ein Elektriker ins Boot geholt werden. Einen Fachmann könne man bei Bedarf aber auch bei seiner Firma dazubuchen, sagt der Chef von Wandaa. So oder so müssten die Anlagen im Anschluss bei der Bundesnetzagentur und beim jeweils zuständigen Netzbetreiber angemeldet werden. „Diesen Anmeldeservice bieten wir auch an“, betont Wang, dessen Firma mit 15 Mitarbeitern im Kerngeschäft Kunststoffe recycelt und vor seinem Einstieg in die Welt der Mini-Sonnenkraftwerke bereits Bande zur Solarbranche geknüpft hatte, weil auch dort diverse Komponenten aus Plastik verbaut werden.
Entgegenkommen gewünscht
Offenbar nehmen es allerdings viele Haushalte mit den Anmelde-Regularien nicht ganz so genau. Die für den Betrieb der PV-Kleinstanlagen „geforderte Eintragung in das Marktstammdatenregister bei der Bundesnetzagentur scheint in den meisten Fällen nicht zu erfolgen“, teilt Mareike Schiffko mit. Außerdem würden „der Umfang des Anmeldeverfahrens beim Stromnetzbetreiber sowie der oftmals geforderte Zählertausch in vielen Fällen als Hemmnisse für die weitere Verbreitung von Steckersolarmodulen wahrgenommen“.
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Der Bundesverband der Solarwirtschaft findet angesichts dieser Begleitumstände, dass man den Kunden etwas entgegenkommen müsste. Viele Netzbetreiber hätten zwar die Anmeldung für Fotovoltaikanlagen vereinfacht und gingen pragmatisch mit dem Thema um. Doch „besser wäre es, wenn in den technischen Regeln und im Erneuerbare-Energien-Gesetz eine Bagatellgrenze umgesetzt würde, damit Anwender und Netzbetreiber von unnötiger Bürokratie entlastet werden“, erklärt Carsten Körnig.
Zustimmung vom Vermieter erforderlich
Denn eines steht für Körnig definitiv fest: „Steckersolargeräte, kleine PV-Systeme, die direkt in Steckdosenstromkreise eingesteckt werden können, sind für Privathaushalte in Miet- und Eigentumswohnungen die einzige Möglichkeit, selbst Solarstrom zu gewinnen und damit aktiv an der Energiewende mitzuwirken.“ Das Umweltministerium begrüßt es ebenfalls, wenn Bürger mit den Geräten selbst zu Stromproduzenten werden und „mittels solcher PV-Kleinstanlagen ihren konkreten Beitrag zur Energiewende leisten. Jede Kilowattstunde, die wir in Baden-Württemberg selbst und aus erneuerbaren Energien erzeugen, verringert unsere Energieabhängigkeit und bringt uns dem Ausstieg aus fossilen Energieträgern näher.“
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Pressesprecherin Mareike Schiffko weist jedoch darauf hin, dass bei Mietwohnungen Probleme durch die Solarmodule heraufbeschworen werden könnten, weil zum Beispiel der optische Gesamteindruck des Gebäudes nach dem Geschmack des Besitzers leidet. Grundsätzlich gelte, dass für die Errichtung einer Mini-Solaranlage der Mieter die Zustimmung des Wohnungseigentümers einholen müsse. Bei Eigentumswohnungen in Mehrfamilienhäusern sei die Zustimmung der Eigentümergemeinschaft erforderlich.
Bekomme ich eine Förderung?
Pauschale Zuschüsse
Wer sich eine Kleinst-Fotovoltaikanlage anschafft, kann möglicherweise über die Kommune eine Förderung erhalten. Denn auf der Ebene gebe es vielfach pauschale Zuschüsse, teilt das Umweltministerium Baden-Württemberg mit. Das Land selbst bewerbe die Mini-Kraftwerke über die Solaroffensive.
Sinnvoll
Der Bundesverband Solarwirtschaft hält „einen einfachen Zuschuss, wie er von vielen Kommunen angeboten wird, für sinnvoll, da die Nutzer von Steckersolargeräten in der Regel auf Einspeisevergütung für überschüssigen Strom verzichten“.