Die Stadt Waiblingen testet derzeit einen automatischen Müllsammler. Wir konnten uns ansehen, was der Roboter kann – und wo seine Grenzen liegen.
Der Kasten bahnt sich seinen Weg über die Erleninsel. In Schlangenlinien fährt er die Wiese ab, dann hält er an, gibt ein paar rauschende Laute von sich und weiter geht die Fahrt. Viele halten das Vehikel, das seit Kurzem auf den Grünflächen und Plätzen von Waiblingen (Rems-Murr-Kreis) herumfährt, für einen sehr großen Rasenmähroboter. Bei den Mitarbeitern der Stadt haben sich deshalb auch schon einige Passanten beschwert – im Glauben, das 75-Kilo-Gerät zerhäcksle Igel und mache Insekten und anderen Kleinlebewesen den Garaus.
Kameras und KI erkennen den Müll, ein Sauger sammelt ihn auf
Doch weit gefehlt: Das Gerät sammelt Müll und soll dadurch helfen, die Stadt sauberer zu machen. Waiblingen ist eine von zehn Städten, die an einem Modellprojekt teilnehmen und einen mit Hightech und Künstlicher Intelligenz vollgestopften Staubsaugroboter testen.
Für eine vergleichsweise geringe Leihgebühr können die Mitarbeiter der Stadtreinigung jetzt ausprobieren, was das Gerät kann. Der Roboter ist mit mehreren Kameras ausgestattet, die ihm dabei helfen, sich zurechtzufinden und Hindernisse sowie herumliegenden Müll zu erkennen. Flächen, die ihm zuvor einprogrammiert worden sind, fährt er daraufhin selbstständig ab. „Er sammelt nur ein, was wir ihm antrainiert haben“, erklärt Achim Wieler, der Leiter des Waiblinger Betriebshofs. Durch einen Abgleich mit gespeicherten Bildern erkennt der Roboter dann, was vor ihm liegt. Seine Aufgabe ist derzeit vor allem kleinteiliger Müll wie Kronkorken, Glasscherben und Zigarettenkippen auf Wiesen und Kies- oder gepflasterten Wegen.
Müllroboter in Waiblingen ersetzt keine menschlichen Mitarbeiter
Ist solcher Unrat erkannt, bleibt der Roboter darüber stehen. Ein beweglicher Staubsaugerarm auf seiner Unterseite steuert den Müll an und saugt ihn auf. 30 Liter fasst sein Abfallbehälter; zu große Müllteile, aber auch Papiertaschentücher kann er derzeit noch nicht mitnehmen. Wieler betont, die Maschine sei eine Ergänzung für Arbeiten, die für die Stadtreinigung extrem zeit- und personalintensiv seien. „Der Roboter ersetzt bei uns keinen einzigen Mitarbeiter. Stattdessen kümmert er sich um solche Dinge, für die wir nicht genügend Leute haben.“ Zumal der kleinteilige Müll besonders im Gras sehr schwer auszumachen sei. „Er scannt die Flächen wirklich sehr genau ab“, sagt Wieler.
Das Gerät stammt von dem Münchner Hersteller Angsa Robotics. Dessen Mitarbeiter überwachen die Testgeräte ständig und stehen mit den Mitarbeitern der teilnehmenden Städte in Verbindung. „Wir testen wirklich seine Grenzen aus“, sagt Wieler. Die lägen besonders an Wegesrändern, wo einerseits besonders viele Zigarettenstummel lägen, andererseits auch zur Sicherheit eine Pufferzone eingerichtet sei. Bei der Vorführung für die Presse bleibt der Roboter auch eine Weile stehen und tut nichts – ein Angsa-Mitarbeiter erklärt den Betriebshofleuten am Telefon, eine Kamera müsse neu gestartet werden. Wenige Minuten darauf fährt der Müllsammler wieder los.
Test mit Müllroboter dauert noch rund ein halbes Jahr
Auf Plätzen und Wegen mit Fußgänger- und Radverkehr darf der Roboter laut Gesetz nicht unbegleitet fahren. Dann muss ein Mitarbeiter das Gerät überwachen. „Sicherheit geht einfach vor“, erklärt der Betriebshof-Mitarbeiter Tobias Pietschmann. „Vorhin bin ich durch eine Gruppe Kindergartenkinder gefahren, das hat bestens geklappt.“ Sollte jemand übermütig werden und sich auf den Roboter setzen, bleibt dieser einfach stehen. Auch in Sachen Diebstahl müsse man nichts befürchten, erklärt Achim Wieler: „Die Position wird laufend übermittelt – und 75 Kilogramm sind auch nicht so einfach mitzunehmen.“
Eine große Härteprobe steht dem Roboter, der übrigens noch keinen Spitznamen hat, Ende Juni bevor. „Dann ist in Waiblingen Altstadtfest mit Mittelaltermarkt – bisher haben wir danach ziemliche Probleme mit Glasscherben“, sagt Wieler. Vor allem für Barfußgänger sei das ein gewaltiges Problem. In einem halben Jahr wird sich dann entscheiden, ob die Stadt Waiblingen von dem Gerät überzeugt ist und es möglicherweise weiter nutzt.