Das selbstverwaltete Stadtteilzentrum Gasparitsch im Stuttgarter Osten hat sein Zehnjähriges gefeiert – mit Leckereien, Musik, Tombola und einem Kinderprogramm, das in eine Ausstellung mündet.

Konzentriert taucht Lia ihren Pinsel in die Wasserfarbe, gekonnt setzt sie ihn auf die Leinwand. Wunderbare Pflanzenwelten entstehen da, ihre Vision einer lebenswerten Kommune. Baum reiht sich an Baum, kräftig aus Rasen- und Blumenflächen wachsend. „Ich wünsche mir mehr Grün, Wald und Blumen, in meinem Viertel und in der ganzen Stadt“, sagt sie. „Für die Menschen, aber auch als Platz für die Tiere.“ Das Viertel der Zehnjährigen ist der Stuttgarter Osten rund um das Gasparitsch in der Rotenbergstraße 125. Oft besucht sie das Stadtteilzentrum – benannt nach Hans Gasparitsch – dem Stuttgarter antifaschistischen Widerstandskämpfer, KZ-Überlebenden, in KPD und DKP Engagierten, Journalisten und Bauingenieur. Heute ist sie mit ihrem Vater da, das Gasparitsch feiert sein „10-Jahresfest“.

 

Es soll ein Straßenfest für alle sein

Gefeiert wird mit Kaffee und Kuchen, allerlei Getränken und Abendessen, mit Tombola und Quiz, mit Dave Collide, der seine rockigen Indiesongs gibt, sowie der Band Bellalebwohl und ihrem Mix aus Ska, Off-Beat, Gypsy, Balkan, Swing & Folkpunk – und es gibt eine After-Show-Party. Und eben mit großem Kinderprogramm: „Ein Straßenfest für alle, bei dem wir den Kleinen eine Stimme geben wollten“, nickt Barbara Herzer, im Vorstand des unabhängigen, selbstverwalteten und –organisierten Stadtteilzentrums. Das Team setzte die Idee einer Kinder-Kunst-Ausstellung um zum Thema „Was brauchst du in deiner Stadt?“ Dieser Frage gehen nun auf dem Fest Vier- bis Zwölfjährige nach, gestalten ihre Wünsche und Anregungen. Schnuckeliger Wohnraum ist da zu sehen, fröhliche Familien, Spielplätze, Rutschen, Wasser – und ganz viel Grün, wie bei Lia. Die Ergebnisse werden am 25. Oktober bei einer Vernissage von 14 bis 16 Uhr im Gasparitsch der Öffentlichkeit präsentiert.

Politischer Austausch oder gemeinsames Kochen

„Das ist es, was uns ausmacht, was man auch früh fördern sollte: Selbst etwas tun, die Dinge in die Hand nehmen“, unterstreicht Barbara Herzer. Das Gasparitsch bietet Raum für Gruppen und soziale, politische, kulturelle Angebote, die Menschen mitgestalten können. Allen gemeinsam ist: Sie sind nicht kommerziell. Die Bandbreite reicht vom politischen Austausch über Weiterbildungen bis zum gemeinsamen Kochen, preiswert essen und trinken. Manches wird vom Zentrum selbst getragen, etwa Hausaufgabenbetreuung, Theater, Selbstverteidigung oder kreative Nachmittage. Auch das Nachbarschaftsfrühstück jeden ersten Sonntag im Monat, das Herzer „gewissermaßen als Anfang“ des Gasparitsch bezeichnet. Sie initiierte es 2012 im Park der Villa Berg – und noch heute funktioniert es so wie damals. „Wir sorgen für den Grundstock, Brötchen, Marmelade, Butter, den Rest bringt jeder und jede mit – dass für alle genug da ist.“ Auch wer nichts mitbringen kann, sei eingeladen. „Bei uns muss man sich nicht erklären, es geht um Solidarität.“

Geschäfte haben die Preise für die Tombola gespendet

Für das „10-Jahresfest“ haben die Geschäfte des Viertels Tombolapreise gespendet, wer konnte, hat Salate und Kuchen mitgebracht, Spendendosen stehen bereit. „Abendessen Spendenempfehlung 3,50 Euro“ ist an der Theke zu lesen. „Wer das nicht hat, kann ebenso essen“, sagt Herzer. „Niemand geht hier hungrig weg.“