Weil sie mächtig in die Jahre gekommen sind, will der Bund im Kreis Esslingen drei Brücken durch Neubauten ersetzen. Diese Brücken liegen an viel befahrenen Bundesstraßen. Das dürfte zu massiven Staus führen.

Region: Corinna Meinke (com)

Dem Kreis Esslingen stehen drei mächtige Großbaustellen in der Verkehrsinfrastruktur bevor. Ursache dafür ist die neue Linie der Landesregierung, die Neubau statt Flickwerk zur neuen Maxime erhoben hat. Im Landkreis geht es um drei große Brücken an drei Bundesstraßen – und damit um eine ganze Menge künftiger Verkehrsbehinderungen. Weil die Brücken in die Jahre gekommen sind, sollen sie durch Neubauten ersetzt werden. Der genaue Zeitplan steht noch nicht fest.

 

Zuletzt hatte im Landkreis die Stadt Esslingen mit der neuen Mettinger Brücke, die im September 2023 eröffnet wurde, einen Brückenneubau durchgezogen. Der Neubau verschlang 27,2 Millionen Euro und dauerte zweieinhalb Jahre.

Der Bund bezahlt die neuen Brücken

Bei den drei geplanten Projekten im Kreis wird nun aber der Bund als Bauherr auftreten, denn es handelt sich um Brücken auf Bundesstraßen. Auf der entsprechenden Liste des zuständigen Regierungspräsidiums stehen die Filsbrücke auf der B 10 bei Plochingen, die Aichtalbrücke der B 27 bei Aichtal sowie die Unterführung der B 297 in Kirchheim bei der Tannenbergstraße.

Die Kirchheimer Brücke zählt zu den Brücken, die laut Regierungspräsidium mit Spannstahl gebaut wurden und zur Kategorie der von Spannungsrisskorrosion betroffenen Bauwerke zählt, genauso wie das 363 Meter lange Ermstalviadukt in Neckartzenlingen. Seit dem Einsturz der ebenfalls in Spannstahltechnik erbauten Dresdner Carolabrücke im September 2024 werden diese Brücken auch in Baden-Württemberg häufiger Bauwerksprüfungen unterzogen. Außerdem gilt für den Schwerlastverkehr dort ein Abstandsgebot von 50 Metern, um Kolonnen zu vermeiden.

Alle genannten Brücken im Landkreis sind nach Einschätzung der Behörde so sehr in die Jahre gekommen, dass eine Erneuerung dringend ansteht. Diese Brücken sind in den 1970er bis 1980er Jahren gebaut worden. Ihr Neubau wird als dringlich angesehen, „nicht nur wegen Sicherheitsbedenken, sondern auch, weil baufällige Brücken hohe volkswirtschaftliche Schäden verursachen“, wie Ministerpräsident Winfried Kretschmann im Oktober 2024 konstatierte.

Auch die Plochinger Filsbrücke ist ein Neubau-Kandidat. Foto: Ines Rudel

Besonders markant ist die 1161 Meter lange Aichtalbrücke, die 1983 eröffnet wurde. Mit 210 Metern deutlich kürzer ist die 1977 gebaute Brücke auf der B 10, die auf Höhe von Plochingen über die Fils führt. Dieses Bauwerk passieren rund 70 000 Fahrzeuge pro Tag. Wegen ihrer Lage nahe am verkehrsträchtigen Plochinger Dreieck dürften der Neubau dieser Brücke und der spätere Abriss der alten Brücke zu einer besonderen Herausforderung für Verkehrs- und Bauplaner werden.

Vor 2028 ist allerdings nicht mit einem Baubeginn der drei Brücken zu rechnen. Laut Regierungspräsidium müssen alle drei Neubauprojekte zunächst die Phasen Vorplanung, Entwurfs- und Genehmigungsplanung durchlaufen, aber man arbeite mit Hochdruck an der Umsetzung.

Verkehrsbehinderungen möglich

Wenn Landes- und Bundesverkehrsministerium die Pläne eines Tages genehmigt haben werden, könnten die Ausschreibungsunterlagen durch die eigens gebildete Arbeitsgemeinschaft für die Ersatzneubauten erstellt und ausgeschrieben werden. Und als letzter Schritt werde das Regierungspräsidium die baulichen Leistungen schließlich vergeben, erklärt die Behörde die Abläufe.

Zu Jahresbeginn wurden die Brücken bereits vermessen, nun sollen Flora und Fauna im Umfeld der Brücken erhoben und kartiert werden. Danach folgen in der zweiten Jahreshälfte die Boden- und Grundwasseruntersuchungen. Dafür seien örtlich Eingriffe in die Verkehrsführung erforderlich, das heißt, es könne beispielsweise eine zeitweise Sperrung einzelner Fahrspuren geben.

 

Wann genau es zu Verkehrsbehinderungen kommen wird, will die Behörde jeweils im Vorfeld bekannt geben. Behinderungen auf der B 10 sind im Kreis Esslingen fast an der Tagesordnung – vor allem am Plochinger Dreieck, das aus mehreren Brückenbauwerken besteht. So wird dort momentan an der Brücke in Richtung B 313 gearbeitet. Weil dafür eine Fahrbahn gesperrt ist, kommt es häufig zu Rückstaus. Da die B 10 in diesem Bereich mit rund 70 000 Fahrzeugen und einem Anteil von 6,3 Prozent Schwerverkehr eine Verkehrsbelastung oberhalb der Kapazitätsgrenze für eine vierstreifige Straße hat, plant der Bund dort auf rund sieben Kilometern Länge den sechsspurigen Ausbau.

Ausbau auf sechs Spuren geplant

Die 1977 erbaute Plochinger Filsbrücke an der B 10 wurde zuletzt im Sommer 2022 für 2,8 Millionen Euro umfangreich saniert. Damals wurde an dem Bauwerk mit einer Spannweite von etwa 210 Metern der Asphalt im Fahrbahnbereich einschließlich der Brückenabdichtung erneuert und ein neues Geländer angebracht. Die Kappenrandsteine wurden durch einen Schrammbord aus Beton ersetzt, und an der Brückenunterseite wurden schadhafte Stellen im Beton ausgebessert, die Bauwerksfugen abgedichtet sowie die Entwässerungsleitungen in diesem Zuge erneuert.

Die Sammelausschreibung soll Zeit sparen

Tempo
Im Oktober 2024 wurde bekannt, dass das Land Baden-Württemberg den Ersatz von 31 sanierungsbedürftigen Brücken an Bundesstraßen, davon 15 im Regierungsbezirk Stuttgart, in einem Auftrag in die Wege geleitet hat. Erstmals wurde eine solche Sammelausschreibung genutzt, um die verfügbaren Ressourcen effizienter einzusetzen und möglichst schnell mit den Planungsarbeiten zu beginnen.

Kosten
Für die Entwurfs- und Fachplanungen für die landesweit 31 Brücken wird mit Kosten in Höhe von 30 Millionen Euro gerechnet. Die Investitionskosten für die 31 Bauwerke samt Baukosten schätzt das Verkehrsministerium Baden-Württemberg auf aktuell rund 150 Millionen Euro.