Der Werkzeughersteller Flex in Steinheim (Kreis Ludwigsburg) will seine Produktion schließen. Mehr als 100 Arbeitsplätze werden abgebaut.
Die Marke Flex steht für Qualität, doch die Werkzeuge werden künftig nicht mehr in Steinheim hergestellt. Das Unternehmen schließt Ende 2025 seine Produktion am Standort. Etwa 110 Arbeitnehmer verlieren ihre Stelle. Das teilte das Unternehmen am Montagmorgen mit.
Die Schließung wirkt auf den ersten Blick überraschend. Erst im Jahr 2022 feierte das Unternehmen sein 100-Jahr-Jubiläum und investierte in Produktion und Vertrieb. Eine Sponsor-Partnerschaft mit dem Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund sollte das Image stärken. Die Krise der Bauwirtschaft machte den Bestrebungen des Teams um Geschäftsführer Christian Neuner jedoch einen dicken Strich durch die Rechnung. „Wir hatten im vergangenen Jahr einen Mengeneinbruch bei den in Steinheim produzierten Werkzeugen – das führte dazu, dass unser chinesischer Mutterkonzern Chervon diese Entscheidung traf.“
Neuner spricht von einem wohl notwendigen, aber äußerst schmerzhaften Einschnitt in die Firmengeschichte. „Wir führen derzeit Gespräche mit dem Betriebsrat, wie wir den Verlust der Arbeitsplätze möglichst sozial verträglich gestalten können.“ Bis zum Ende der Produktion verblieben noch 14 Monate. Er hoffe auf einen einvernehmlichen Prozess. Er bedauere den Verlust auch auf der menschlichen Ebene sehr: „Steinheim ist keine Großstadt – da gibt es viele Verbindungen in die Bevölkerung hinein.“
Die Produktion von Flex in Steinheim ist Chervon zu teuer
Notwendig sei die Schließung aus Sicht des Mutterkonzern wegen des starken Gefälles bei den Lohnkosten. „Viele Mitbewerber produzieren schon in Osteuropa und in Asien.“ Chervon habe immerhin seit der Übernahme im Jahr 2013 die Flex-Produktion in Steinheim belassen. „Der Entschluss ist auch in unserem Headquarter keinem leicht gefallen.“ Letztlich sei die langfristige Kostenentwicklung – auch gegenüber der 150-mal größeren Produktion in China – zu nachteilig.
Für den Flex-Standort in Steinheim bedeute die Schließung der Produktion jedoch nicht das völlige Aus, stellt Christian Neuner klar. „Wir stehen vor einer Neuausrichtung: Steinheim bleibt Vertriebs- und Produktkompetenzzentrum.“ Damit gelte als gesichert, dass etwa 150 der 260 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz in Steinheim behielten. Näheres müsste in den Gesprächen mit dem Betriebsrat und der Gewerkschaft IG Metall geklärt werden.
Flex fährt Sponsor-Partnerschaft mit Borussia Dortmund zurück
Die Krise der Bauwirtschaft werde wohl noch einige Jahre anhalten, denkt Christian Neuner. Angesichts des Mengeneinbruchs habe Flex seine Sponsorpartnerschaft mit Borussia Dortmund im Jahr 2023 zurückgefahren. „Wir waren der Meinung, das würde nicht zusammenpassen.“
Der Werkzeughersteller Flex
Produkte
Flex stellt Werkzeuge für die Bauwirtschaft her: unter anderem Winkelschleifer, Polierer, Sägen, Bohrhämmer, Bohrer und Schrauber. Weltweit beschäftigt das Unternehmen bei einem Jahresumsatz von 80 Millionen Euro (Firmenangabe aus dem Jahr 2019) derzeit mit einem weltweiten Vertriebsnetz rund 320 Mitarbeiter.
Preise
Flex gilt als Vorzeigeunternehmen. Im Jahr 2022 erhielt die Firma die Auszeichnung „Top 100 Innovator“ als eines der innovativsten Unternehmen des deutschen Mittelstands und wurde von der Arbeitgeber-Bewertungsplattform kununu als „Top Company“ unter den Arbeitgebern ausgezeichnet. Hinzu kommen Auszeichnungen für die Flex-Produkte wie etwa der Designpreis Deutschland 2011, der Red Dot Design Award 2014 und 2018 sowie der Plus X Award 2014, 2019 und 2020.