Stellenabbau bei Bosch Ein Technologie-Riese verliert seine Größe

An Robert Bosch wird im Zuge des Stellenabbaus von den Protestierenden immer wieder erinnert. Foto: dpa

Seit knapp 140 Jahren ist Bosch der Inbegriff von Erfindergeist. Doch nicht mehr innovativ sind die Sparmaßnahmen, die nur noch Stellenabbau und Schließung zu kennen scheinen.

Automobilwirtschaft/Maschinenbau: Peter Stolterfoht (sto)

Dass der Bosch-Konzern nicht tatenlos den verschärften Rahmenbedingungen in der Automobilindustrie zuschauen kann, ist unabdingbar. Zu hohe Energiekosten, ein hinter den Erwartungen bleibender Absatz von Elektroautos nicht allein in Deutschland, Überproduktion und preisgünstiger herstellende ausländische Konkurrenz erfordern ein strategisches Gegensteuern. Das heißt aber nicht, dass es nur noch um Stellenabbau gehen darf, so wie bei Bosch jetzt schon seit vielen Monaten.

 

Die bisher größte Scheibe der Salamitaktik

Die Belegschaft sieht sich beim Jobabbau einer Salami-Taktik ausgesetzt, bei der am Donnerstag die bisher dickste Scheibe abgeschnitten und serviert wurde. Das Unternehmen rechnete öffentlich einen zusätzlichen Abbaubedarf von 13 000 Stellen aus – eine Dimension, die den bisherigen Rahmen sprengt.

Davon ist auch die Belegschaft im Stammwerk Feuerbach betroffen. Dort also, wo Robert Bosch selbst noch seine Spuren hinterlassen hat. In Feuerbach ließ er das Unternehmen Wurzeln schlagen, die erfinderischen wie auch die oft gerühmten sozialen. Das Zusammenspiel dieser beiden Stränge war bisher die DNA des Unternehmens.

Schon früh wurde der heutigen Unternehmensführung von Betriebsrat und Gewerkschaft der Bruch mit der sozialen Tradition vorgeworfen. Zu früh. War das doch zunächst ein Jammern auf hohem Niveau. Schließlich begann der Stellenabbau 2024 mit Augenmaß und großzügig ausgestalteten Abfindungsprogrammen, während bereits die ersten kleineren Zulieferer still und leise in die Insolvenz gegangen waren.

Kahlschlag ersetzt Erfindergeist

Doch jetzt ist mit den 13 000 wegfallenden Stellen unter noch unbekannten Bedingungen eine neue Dimension erreicht, die den Verweis auf den sozialen Robert Bosch rechtfertigen. Es ist sicher nicht die allersteilste These, wenn man glaubt: der Gründervater wäre der Krise sicher innovativer begegnet als seine Nachfolger mit Stefan Hartung an der heutigen Spitze des Unternehmens.

Robert Bosch hätte wohl zuallererst auf Erfindungen gesetzt, die neue Bereiche und Märkte erschließen können, anstatt auf immer größere Kahlschläge. Auf diesem Weg verliert ein Technologieriese die Größe – auch die menschliche.

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