Dank adaptiver Strahlentherapie und künstlicher Intelligenz bietet die Radioonkologie des Klinikum Stuttgart wegweisende Behandlungsansätze mit hoher Präzision für maximale Schonung des umliegenden Gewebes.  

Präzisere Bestrahlung, weniger Nebenwirkungen und mehr Lebensqualität während der Behandlung. Die Radioonkologie hat sich in den letzten Jahren rasant entwickelt. Eines haben alle technischen Neuerungen am Klinikum Stuttgart gemeinsam: Hinter der Planung und der hochmodernen Technik der Therapie stehen spezialisierte Expertinnen und Experten.

 

Fortschritte in der Strahlentherapie

Mehr als die Hälfte aller Krebspatienten werden im Laufe ihrer Erkrankung bestrahlt. Während in der Vergangenheit ein zu Beginn der Therapie festgelegter Bestrahlungsplan täglich unverändert umgesetzt wurde, kann heute die Bestrahlung individuell und tagesaktuell angepasst werden. „Die Radioonkologie hat in den letzten Jahren rasante Fortschritte gemacht“, sagt Professor Dr. Marc Münter, Ärztlicher Direktor der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie am Klinikum Stuttgart. Technische Neuerungen, aber auch eine besondere fachliche Expertise machen das möglich.

Adaptive Strahlentherapie mit ETHOS-System

Als erstes Krankenhaus in Deutschland hat das Klinikum Stuttgart das ETHOS-System und damit auch die adaptive Strahlentherapie (ART) eingeführt. Das Gerät, welches Bestrahlungsgerät, Bestrahlungsplanungssystem und Computertomograph (CT) in einem ist, ermöglicht eine tägliche Neuberechnung des Bestrahlungsvolumens und damit eine individuelle Anpassung an die tagesaktuelle Situation des Patienten. Um die Behandlungsabläufe zu beschleunigen, ist der Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) zwingend notwendig. Damit können Abläufe, die vorher mehrere Stunden Zeit benötigt haben, auf wenige Minuten reduziert werden. Das Ergebnis der KI wird hierbei immer von einem Arzt oder Medizinphysiker überprüft und freigegeben.

Präzise Strahlentherapie: Millimetergenau gegen Krebs

Damit ist das Ethos-System momentan einer der wenigen Therapieansätze bei Krebserkrankungen, bei denen KI in der täglichen klinischen Routine bereits eingesetzt wird. Dies unterstreicht eindrücklich den innovativen Charakter der modernen Radioonkologie. „Unterstützt durch bildgebende Verfahren kann der Tumor präzise lokalisiert werden, was wiederum eine millimetergenaue Bestrahlung bei maximaler Schonung des umliegenden Gewebes ermöglicht“, erklärt Professor Münter. „Wir schaffen es heute auch dank der präzisen und optimierten Strahlentherapie viele Patienten zu heilen. Mit der adaptiven Strahlentherapie minimieren wir zudem mögliche langfristige Folgen einer Bestrahlung.“

Strahlentherapie bei Brustkrebs: Herz schützen

Als konkretes Beispiel für weitere moderne IT-basierte Therapieverfahren benennt der Radioonkologe den Einsatz der oberflächengeführten Strahlentherapie bei Mammakarzinomen, also bei Brustkrebs. Beim linksseitigen Brustkrebs liegt das Herz relativ nahe am Tumor. So wird, dank optimaler Therapieplanung, auch das Herz einer geringen Strahlendosis ausgesetzt, die später zu Herzproblemen führen könnten. Die strahlentherapeutische Lösung auf diese Problematik am Klinikum Stuttgart: die oberflächengeführte Strahlentherapie, kurz „SGRT“. Mittels Oberflächendetektoren kann der Patient exakt vermessen werden, kleinste Abweichung von der gewünschten Positionierung können erkannt und die Bestrahlung der Atmung entsprechend angepasst werden. „Da beim Einatmen und Luft Anhalten ein größerer Abstand zwischen Brustwand und Herz entsteht, platzieren wir die Bestrahlungseinheiten gezielt in diesen Momenten, in denen das Herz geschützt ist“, erklärt Professor Münter. Die Anschaffung des 3D-Oberflächen-Scansystems hat unter anderem die Eva Mayr-Stihl Stiftung mit einer Förderung ermöglicht.

Patientenaufklärung durch Videos: Therapie besser verstehen

Damit der Nutzen technischer Neuerungen und der Ablauf strahlentherapeutischer Behandlungen für Patienten verständlicher wird, setzt das Klinikum Stuttgart neben dem ausführlichen Arzt-Patientengespräch noch auf etwas anderes: „Gerade beim Ersttermin sind die Patienten meist etwas aufgeregt. Um hier die im Gespräch vermittelten Informationen noch einmal abrufen zu können, nutzen wir Erklärvideos, welche unsere Patientinnen und Patienten direkt nach ihrem Aufklärungsgespräch erhalten.“ Nicht nur Abläufe, auch Räumlichkeiten und fachspezifische Ansprechpartner werden vorgestellt. Dadurch können sich Patienten zu Hause noch einmal mit der Therapie auseinandersetzen.

Experten für Strahlentherapie bei jeder Krebsart

„Für jede Krebsentität haben wir im Bereich Strahlentherapie einen spezialisierten Ansprechpartner“, erklärt Professor Münter. Die Expertise dieser Strahlentherapeuten, wie beispielsweise von Oberärztin Dr. Friederike Zangos für den Bereich Brustkrebs fließt in den wöchentlich stattfindenden Fallbesprechungen mit Chirurgen, Onkologen und weiteren Vertretern relevanter Fachdisziplinen – in den sogenannten Tumorkonferenzen – mit ein. „Neben der Spezialisierung gilt es auch, das große Ganze – also alle Behandlungsmöglichkeiten im Haus – im Blick zu behalten“, sagt Professor Münter. Das Zusammenspiel der verschiedenen Therapieoptionen aus Operation, medikamentöser Tumortherapie und Bestrahlung ist im Klinikum Stuttgart routiniert. Aber auch die Durchführung von kurativen Behandlungsansätzen bei einer rein strahlentherapeutischen Therapie – meist in Kombination mit einer Systemtherapie – ist durch den technischen Fortschritt heute möglich.

Hochpräzise Behandlung von Metastasen mit Strahlentherapie

Beispielsweise auch durch die stereotaktisch geführte Hochpräzisionsstrahlentherapie, welche bei Hirnmetastasen und bei Tumoren im Bereich der Lunge sowie von Lymphknoten- und Knochenmetastasen zum Einsatz kommt. Mit dieser Form der Strahlentherapie lassen sich Metastasen durch Verwendung von sehr hohen Einzeldosen in sehr kurzen Zeiträumen – in der Regel während ein bis zehn Bestrahlungen in einem Zeitraum von ein bis zwei Wochen sehr effektiv behandeln.

Zukunft der Radioonkologie: KI in der Krebsbehandlung

In Zukunft, da ist sich Professor Münter sicher, wird durch spezielle Computerprogramme und Algorithmen auch das Wachstumsmuster von Tumoren deutlich besser vorhersehbar sein. Auch Prognosen zu Rückfallrisiken werden möglich sein, meint der Radioonkologe: „Die Strahlentherapie entwickelt sich seit Jahren in Richtung einer effektiveren Tumorvernichtung bei gleichzeitiger Schonung von gesundem Gewebe. Hier sind wir in der Radioonkologie noch lange nicht am Ende des Möglichen angekommen und die adaptive Strahlentherapie (ART) ist bereits jetzt eine Therapieoption, bei der KI zum Wohle der Patienten tagtäglich eingesetzt wird.“


Info: Näheres zu den unterschiedlichen Bestrahlungsverfahren im Klinikum Stuttgart findet sich auf der Webseite des Klinikum Stuttgart.