Die Ausschreibung für die Interimsbrücke an der Stelle der Rosensteinbrücke über den Neckar war ein Flop. Das Stuttgarter Tiefbauamt plant nun eine gewaltige Kostensteigerung ein. Wie geht es jetzt weiter?

Hochwasser, Geröll in der Schifffahrtsrinne, zu starke Strömung und statische Probleme: Der Rückbau der Rosensteinbrücke war ein Kraftakt mit etlichen Hindernissen. Doch Anfang Juli 2024 war das gut 70 Jahre alte Bauwerk endgültig Geschichte. Ein riesiger Raupenkran hat das rund 90 Tonnen schwere Reststück des verbliebenen Brückenträgers herausgehoben und auf ein Binnenschiff zum Abtransport verladen. Seitdem klafft eine Lücke zwischen der Cannstatter Altstadt und dem Vorfeld des Wilhelma-Theaters.

 

Auch die Wilhelmsbrücke ist marode

Da auch die benachbarte Wilhelmsbrücke sich in einem sehr schlechten Zustand befindet und durch einen Neubau ersetzt werden muss, soll eine Behelfsbrücke für den Fußgänger- und Radverkehr errichtet werden. Und zwar genau dort, wo die alte Rosensteinbrücke war. Erst diese Interimsbrücke ermöglicht es dem Tiefbauamt, die Wilhelmsbrücke in den kommenden Jahren durch einen Neubau zu ersetzen, ohne dabei die wichtige Wegeverbindung zwischen der Neckarvorstadt und der Altstadt von Bad Cannstatt zu unterbrechen. Mit dem Neubau der Rosensteinbrücke wird die Behelfsbrücke demontiert.

Die Gesamtkosten für das Interimsbauwerk wurden vom Tiefbauamt im Jahr 2023 zunächst auf 2,12 Millionen veranschlagt und vom Gemeinderat genehmigt. Doch nachdem die Ausschreibung mehr oder weniger ein Flop war (es gab kein Angebot, welches die terminlichen Randbedingungen der Ausführung erfüllen konnte), wurde sie aufgehoben. Mit einem sogenannten freihändigen Vergabeverfahren hofft das Tiefbauamt ein terminlich und wirtschaftlich günstigeres Ergebnis zu erzielen.

Kosten mussten neu veranschlagt werden

Aufgrund der Erkenntnisse der Ausschreibung zur generellen Marktlage wurden die potenziellen Kosten jedoch neu veranschlagt. Sie liegen jetzt bei 5,3 Millionen Euro und damit um 3,18 Millionen Euro höher als noch vor zwei Jahren. Am Dienstag, 11. März, steht das Projekt samt Kostensteigerung auf der Tagesordnung des Ausschusses für Stadtentwicklung und Technik.

Die gewaltige Steigerung begründet das Tiefbauamt wie folgt: Aufgrund der hohen Spannweite der Behelfsbrücke (70 Meter ohne Stütze) ist die Zahl der Anbieter solcher Systeme stark eingeschränkt. Erschwerend muss das Bauwerk wegen seiner Lage über dem Neckar diversen Anforderungen des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamts genügen. So muss die Brücke sehr stabil sein, um auch einem Schiffsanprall standhalten zu können.

Zur baulichen Umsetzung sind Modifikationen an den alten Widerlagern der Rosensteinbrücke, welche auch für die Behelfsbrücke als Auflagepunkte dienen werden, notwendig. Konstruktionsbedingt müssen nach dem Aufbau des Interimsstegs auf beiden Flussseiten Rampen gebaut werden, damit die Brücke barrierefrei wird. Neben der Nutzung für den Fußgänger- und Radverkehr dient die Brücke auch als Querung für zahlreiche Telekommunikationsleitungen, die ehemals über die Rosenstein- und Wilhelmsbrücke geführt wurden.

Im Herbst soll der Interimssteg fertig sein

Die Vorarbeiten für die Anpassung der Widerlager sollen laut Tiefbauamt zur Jahresmitte beginnen, damit die Montage der Behelfsbrücke noch im Sommer abgeschlossen werden kann. Sobald die Nacharbeiten wie etwa Straßen- und Leitungsbau fertig sind, soll die Interimsbrücke im Herbst für den Fußgänger- und Radverkehr freigegeben werden. Im Anschluss daran könnte dann die Wilhelmsbrücke – falls es der Bauwerkszustand erfordern sollte – gesperrt werden.