Lange wurde um den Erhalt des Metropol-Kinos in der Stuttgarter Innenstadt gekämpft. Jetzt konnten Interessierte beim Tag des offenen Denkmals einen Blick in das historische Gebäude werfen. Dessen Sanierung läuft noch auf Hochtouren.

Edle Wandstoffe, eine mit Blattgold beschlagene Brüstung oder die gigantische Lichtkuppel, die über dem großen Saal bald in allen Farben leuchten soll – Anlass zum Staunen bot am Sonntag das künftige neue alte Metropol-Kino in der Bolzstraße reichlich. Spätestens nach dem Besuch der Baustelle stand für viele fest: Der neue Filmpalast wird Stuttgarts schönstes Kino. Das noch nicht ganz fertig sanierte Lichtspielhaus war einer der Publikumsmagnete beim Tag des offenen Denkmals.

 

Viele hatten dafür gekämpft, dass das Kino erhalten bleibt

Noch bevor am Sonntagmorgen die Türen des Metropol-Gebäudes geöffnet wurden, hatte sich bereits einen große Menschenmenge vor Stuttgarts altem Bahnhofsbau versammelt. Zwei Jahre lang hatten engagierte Teile der Stadtgesellschaft dafür gekämpft, dass aus dem leer stehenden Kino und ehemaligen Bahnhofsentrée keine Boulderhalle wird und der Eigentümer der Immobilie, der Fondsanbieter Union Investment, wieder an einen Kinobetreiber vermietet.

Für die Wandbespannungen wurden 2,2 Kilometer Stoff verbaut. Foto: lg/Zophia Ewska

Auch deshalb haben wohl viele stadtgeschichtlich und kulturell Interessierte die Gelegenheit genutzt, um einen ersten Blick in das mit viel Aufwand denkmalgerecht sanierte Lichtspielhaus zu werfen. Noch gleicht das Innere des künftigen Kinos von Betreiber Heinz Lochmann zwar einer Baustelle. Doch wie die beauftragten Architekten des Esslinger Büros Springmann versichern, soll bereits am 2. Oktober der erste Film im großen Saal gezeigt werden. „Sukzessive werden wir danach auch die anderen Säle öffnen“, so Heinz Springmann.

Sanierung in Abstimmung mit dem Denkmalamt

Um möglichst viel der ursprünglichen Bausubstanz des alten Ufa-Palastes, der 1926 seinen Betrieb aufgenommen hatte, zu erhalten, wurde die Sanierung in enger Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege und mit der Unteren Denkmalbehörde der Stadt durchgeführt.

Probesitzen unter der freigelegten Kuppel Foto: lg/Zophia Ewska

Vom alten Bahnhofsbau steht noch ein Teil der Fassade. Auch die historische Stahlkonstruktion des Dachs ist trotz Kriegsbeschädigungen erhalten. Doch was sich hinter den Wandverkleidungen der letzten Kinosäle an ursprünglichen Architekturdetails verbergen würde, war nicht bekannt, wie Ellen Pietrus vom städtischen Denkmalamt erklärt: „So zum Beispiel, inwieweit die Emporenbrüstung noch erhalten ist.“ Ursprünglich bestand der 1300 Zuschauer fassende Kinosaal des ersten Lichtspielhauses aus einem Parkettbereich und einem Rang mit mehrstufiger Empore, aus der dann Anfang der 1970er-Jahre ein weiterer Kinosaal abgetrennt wurde.

Eine Reihe Plätze gibt es hinter der goldenen Brüstung

Auch im neuen Kino mit seinen drei Sälen wird diese große Empore nicht wieder existieren. „Wir haben aber im großen Saal die goldene Brüstung wieder hergestellt, um dem Raum seine ursprüngliche Bedeutung zurückzugeben“, so der projektleitende Architekt Oliver Hliva. Hinter der Brüstung wird es künftig immerhin wieder eine Reihe Zuschauerplätze im Rang geben. Zudem erhält der große Saal eine größere Bühne, die auch Veranstaltungen ermöglicht. Insgesamt 2,2 Kilometer Stoffbahnen wurden für den Wandbehang der Säle verarbeitet, um dem Ganzen die mondäne Anmutung von Stuttgarts einst bedeutendstem Kinopalast zu verleihen.

Die Besucher zeigten sich entsprechend begeistert. So hält es Besucherin Marion Peters „für sehr gelungen, wie hier der historische Kern mit modernen Mitteln wieder erlebbar gemacht wurde“. Auch der 86-jährige Stuttgarter Gerhard Dörr, der die Nachkriegszeit des Kinos miterlebt hat, findet das neue Interieur gelungen. „Doch wird es auch ein adäquates Publikum für ein solches Lichtspielhaus geben?“, fragt Dörr. Er äußert die Befürchtung, dass die große Zeit des Kinos vorbei ist.

Historische Fotos erinnern an alte Pracht. Foto: lg/Zophia Ewska

Auch bei vielen anderen der insgesamt 29 in Stuttgart geöffneten historischen Bauwerken nutzten viele Besucher den Tag, um Einblicke zu gewinnen, die sonst kaum möglich sind. So bildeten sich auch vor dem Daimler-Turm im Cannstatter Kurpark eine lange Schlange.

Der heute rund 15 Meter hohe Turm, den Gottlieb Daimler 1894 in seinem Privatgarten errichten ließ, ist nur selten geöffnet. In seinem Inneren finden sich die Reste von Wandgemälden, zu denen nach Ansicht von Matthias Busch des Vereins Pro Alt-Cannstatt Daimler selbst die Skizzen angefertigt hatte. Die Plattform des Turms war den ganzen Tag ein heiß begehrter Aussichtsplatz.