Der Hauptbahnhof wird zum Buswartehäuschen: Set-Designer haben im amerikanischen Cleveland Stuttgart nachgebaut – mit kuriosen Eigenheiten.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Da werden die Kinobesucher im April staunen: Plötzlich schlagen die Superhelden aus der Marvel-Comicverfilmung „The Avengers“ mitten in Stuttgart zu. Mitten in Stuttgart? Nein. Das ist natürlich wie so vieles in Hollywood alles nur der schöne Schein. Denn so ganz richtig echt ist das nicht, was da auf die Leinwand kommt. Es handelt sich um ein in der amerikanischen Cleveland im Bundesstaat Ohio nachgebautes Stuttgart.

 

Das Stuttgart, das die Superhelden und ihre Gegenspieler demolieren und – hoffentlich – vor viel Übel bewahren, ist irgendwie knapp vorbei an der Realität, aber nicht voll daneben. Man hat so den Eindruck, es wäre jemand im Tiefflug einmal durch die Stadt gerast und hätte ein paar Stichwörter aufgeschnappt – mit dem Finger auf der Landkarte oder im Reiseführer. Rumgesprochen hat sich offenbar bis auf Hollywoods Hügel, dass der Schlossplatz das Herzstück inmitten der Stuttgarter Hügel ist. Ein Café Rüdiger in der Bolzstraße mit französischem Bistroangebot ist jedoch fehl am (Schloss-)Platz.

Über einen überirdischen Bahnhof freut man sich indes, wenn er wenigstens auf Zelluloid für die Ewigkeit erhalten ist. Doch ist das Buswartehäuschen mit der Aufschrift „Stuttgart Hbf“ alles andere als ausreichend dimensioniert.

Woher die Eindrücke kommen, ist nicht zu erfahren

Für Recht und Ordnung sorgen kleine kreuz und quer über den Schlossplatz purzelnde Polizeiautos. Ernst genommen hätte die ohnehin kein Verbrecher, wenn die Gesetzeshüter mit orangefarbenen Leuchten auf dem Blechdach statt mit Blaulicht um die Ecke biegen. Bei den Fantasie-Nummernschildern hatte die Detailverliebtheit der Designer eine Kreativpause.

Wie genau die Setdesigner im fernen Kalifornien zu ihren Eindrücken kommen, ist nicht zu erfahren. Da die Disney-Produktion erst am 26. April in den deutschen Kinos läuft, rollt die Werbemaschinerie dafür noch nicht – entsprechend schwer tun sich die PR-Leute, aus Hollywood zu erfahren, wer denn wohl für Erfindungen wie das „Hotel Straße“ und ähnliche Minimalabweichungen vom Stuttgarter Alltag verantwortlich ist. Wer auch immer sich unsere Stadt für den Film angeschaut hat, in Sachen Verkehr ist er ein ausgewiesener Auskenner. Vielleicht wurde er beim Auskundschaften ohne Parkschein erwischt – oder auf die böse Bußgeldfalle „Reserviertes Parken“ mit „Bewohnerparkausweis für Zone 38“ hingewiesen. Um danach auf Alternativen umzusteigen, denn auf dem Bus prangt das korrekte VVS-Emblem – wenn auch in seltsamer Farbe.