In der Nacht zum Sonntag kommen etliche Nachtschwärmer in Stuttgart nicht weiter. Sie kommen mit ihren Autos nicht aus einer Tiefgarage. Erst mit Werkzeug kann die Feuerwehr sie spektakulär befreien. Ein Augenzeuge berichtet.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Eigentlich wollten Abdullah Koteiche und seine Kumpels nicht erst um 5.30 Uhr am Sonntagmorgen einen Döner essen – sondern schon gegen 1 Uhr. Sie waren in der Stadt, etwas trinken in einer Bar. Dann kam der Hunger, und die Männer machten sich auf zur Tiefgarage unter der BW-Bank am Kleinen Schlossplatz – die sie aber erst Stunden später verlassen sollten. „Schon als wir hinkamen, hörten wir die Alarmanlage“, sagt der 36-Jährige. Der Feueralarm in der Tiefgarage hatte ausgelöst. Ein Fehlalarm offenbar, denn es seien viele Leute gekommen und hätten sie beruhigt, dass es nicht brenne. Die Feuerwehr war zu diesem Zeitpunkt noch nicht da.

 

Polizei schaut vorbei

„Gegen 0.50 Uhr meldeten sich mehrere Personen vom Kleinen Schlossplatz“, sagt der Polizeisprecher Stephan Widmann. Sie hätten berichtet, dass die Sprinkleranlage angegangen sei, die Sirene dröhne und ein Brandschutztor den Weg zur Ausfahrt versperre. Die Polizei habe vorbeigeschaut, geregelt habe das aber letztlich die Feuerwehr. Abdullah Koteiche hielt alles mit dem Handy fest und stellte es auf seinem Tiktok-Account abu.ko313 ins Netz.

Die Autobesitzer warten mehrere Stunden lang in der Tiefgarage

Bis die kam, ging jedoch noch einige Zeit ins Land, erzählt Koteiche. „Erst hieß es, ein Hausmeister sei da gewesen, aber nach einer halben Stunde gegangen, weil er nichts machen konnte. Dann kamen mal zwei Polizisten, die sagten, man müsse die Parkhausfirma benachrichtigen.“ Deren Vertreter seien zwar sehr früh gekommen, konnten aber die Technik nicht ausschalten und das Tor öffnen. „Es hieß, es fehle der Schlüssel, und den habe nur einer“, sagt Koteiche.

Schließlich sei gegen 3.30 Uhr beschlossen worden, die Feuerwehr müsse eingreifen. Die habe dann aber noch die Erlaubnis gebraucht, das Tor aufschneiden zu dürfen. „Das dauerte auch wieder, die erste Maschine, ich glaube ein Hilti, hat nicht viel gebracht, dann haben sie eine Flex genommen“, schildert der Autobesitzer. Er und seine Freunde hätten keine Chance gehabt, das Auto einfach stehen zu lassen, da sie aus Balingen seien. „Da konnten wir nicht einfach kurz heim und ein paar Stunden schlafen.“ Außerdem wollten sie natürlich auch wissen, wie die Geschichte ausgehen würde.

Gegen 4.50 Uhr sei das Tor dann offen gewesen, sagt der Polizeisprecher. Die Feuerwehr schnitt eine Öffnung, ungefähr so groß wie ein Garagentor, in das Brandschutztor – ein Rolltor aus Lamellen.

Frühstück bei Dönerbude des Vertrauens

Durch das konnten die gefangenen Autofahrerinnen und Autofahrer dann endlich raus. Abdullah Koteiche und seine Freunde fuhren mit dem befreiten Wagen erst einmal bei der Dönerbude ihres Vertrauens vor – schließlich hatten sie schon seit Stunden Hunger. Nach dem Döner-Frühstück ging es dann heim auf die Alb zum Ausschlafen.

„Ich mache erst seit einer kurzen Zeit Tiktok. Aber das ist mein erstes Video, das richtig viral ging“, sagt Koteiche. Im Laufe des Montagabends werde er einen weiteren Beitrag dazu posten, nahm er sich am Vormittag vor. Mit dem Erfolg auf der Social-Media-Plattform für den kurzen Clip habe er so nicht gerechnet. „Das war schon erstaunlich“, sagt der 36-Jährige.