Stuttgarter Jugendamt arbeitet Fall Kamenzin auf Sozialarbeiter missbrauchte Jugendliche – warum kontrollierte ihn niemand?

Zur leidvollen Geschichte der Jugendlichen gehört, dass ihnen lange beim Jugendamt niemand zugehört oder geglaubt hat. Foto: picture alliance/dpa/Annette Riedl

Der Sozialarbeiter Helmut Werner Kamenzin bot Alternativen zur Heimerziehung, missbrauchte so über Jahrzehnte Jugendliche in Wohngruppen und auf Freizeiten. Harry G. ist einer von ihnen. Jahrzehnte hörte ihm keiner zu, jetzt hofft er auf Antworten.

Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Gibt es eine entmutigendere Erfahrung, als zu hören, es werde einem sowieso niemand glauben, was man erlebt hat? Dass man als Jugendlicher – und noch dazu als einer aus einer Jugendhilfeeinrichtung – unglaubwürdig sei? Wer soll so einem schon glauben, wenn er einen erwachsenen Mitarbeiter des Jugendamtes Stuttgart der sexuellen Übergriffigkeit beschuldige? Diese Zurückweisung, seine eigenen Hilflosigkeit und die Wut darüber erlebte Harry G. 1976, als er sich nach mehrfachem sexuellem Missbrauch durch Werner Helmut Kamenzin, den Leiter seiner Wohngemeinschaft, an den Jugendamtsleiter wenden wollte – und wohl an dessen Sekretärin scheiterte. So hat er es bereits 2010 unserer Zeitung erzählt, und so steht es jetzt 15 Jahre später auch in dem Bericht, den ein Projektteam von Erziehungswissenschaftlern der Institute für Sozial- und Organisationspädagogik und der Erziehungswissenschaften der Universität Hildesheim im Auftrag des Stuttgarter Jugendamts in den vergangenen zwei Jahren erarbeitet hat.

 

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