Bei einer Lücke im Lebenslauf wird allenthalben eine offene und ehrliche Kommunikation über die Gründe empfohlen. David Tomic hält sich daran, wenn es um sein vereinsloses Jahr in der Saison 2023/24 geht. „Ich habe mich ganz einfach verzockt“, redet der Neuzugang des Fußball-Regionalligisten Stuttgarter Kickers nicht lange drum herum. Nach seinem Vertragsende beim Regionalligisten SGV Freiberg am 30. Juni 2023 schaute er nach oben: „Ich wollte in die dritte Liga reinrutschen, aber es hat sich dann einfach doch nicht das Passende ergeben.“
Auslands-Angebot ausgeschlagen
Im Transferfenster im Winter taten sich dann Optionen in der Schweiz, Österreich und Luxemburg auf, doch wieder kam es nicht zu einer Einigung: „Es hat sportlich und finanziell nicht gepasst, und ich wollte keinen falschen Schritt machen. Ich war mir sicher, dass ich im Sommer den passenden Verein finden werde.“
So lange hielt sich Tomic fit bei Viktoria Aschaffenburg, Bayern Alzenau – und bei Kickers Offenbach, dem Gegner an diesem Freitag (19 Uhr/Bieberer Berg). Das Duell Spitzenreiter gegen punktgleichen Zweiten (die Blauen haben die um sechs Treffer schlechtere Tordifferenz) elektrisiert alle Beteiligten, doch Tomic beschert es einen Extrakick.
Er ist in Hanau, rund 15 Kilometer von Offenbach entfernt, geboren und aufgewachsen. In der Jugend kickte er bis zur U 15 für den OFC-Rivalen SG Rosenhöhe Offenbach. „Die Vorfreude ist riesig, Flutlichtspiel, um die 10 000 Zuschauer – das wird ein Fußballfest“, schwärmt Tomic.
Erstmals in der Startelf
Rechtzeitig hat er sich bei den Blauen in die Anfangself gespielt. Beim 5:1 gegen den TSV Steinbach Haiger stand der 26-Jährige erstmals in einem Punktspiel in der Startformation. Ob das auch am Freitag der Fall sein wird oder ob Trainer Marco Wildersinn im Mittelfeld eine defensivere Ausrichtung wählt, eventuell mit Nico Blank, ist offen.
Die Konkurrenz im Kader ist groß. Das bekommt auch Tomic zu spüren. In den Testspielen war er meistens von Beginn an auf dem Feld gestanden. „Ich bin gut reingekommen, habe fast immer getroffen oder Vorlagen gegeben“, so Tomic selbst über seine sehr ordentliche Vorbereitung. Beim ersten Punktspiel vertraute Wildersinn auf der zweiten Achterposition neben Per Lockl dann aber Lukas Kiefer – und damit der etwas defensiveren Variante.
Nicht ohne mit Tomic darüber zu reden. „Der Coach erklärte mir, dass es eine ganz knappe Entscheidung war, ein Bauchgefühl, und ich nicht weit weg bin von der Startelf“, so Tomic, der bis zum vergangenen Samstag in den sechs Punktspielen davor nur als Einwechselspieler zum Einsatz gekommen war.
Viel Tempo, klasse Standards
Steht er auf dem Platz, belebt er vor allem das spielerische Element. „David ist ein sehr variabler Offensivspieler mit viel Tempo, der stark im Eins-gegen-eins ist und auch hervorragende Standards schlägt“, beschreibt ihn Sportdirektor Marc Stein.
Beide spielten beim VfB Stuttgart II gemeinsam in einer Mannschaft. Überhaupt hatte Tomic bei der U 21 der Weiß-Roten – seine Trainer waren Marc Kienle und Paco Vaz – persönlich seine beste Zeit. In der Regionalliga-Saison 2018/19 erzielte er in 32 Spielen sieben Tore und gab fünf Vorlagen, in der wegen Corona abgebrochenen Oberliga-Saison 2019/20 traf er in nur 16 Spielen zwölfmal und steuerte drei Assists bei. Nach der Drittligaerfahrung beim MSV Duisburg zog es ihn wieder zurück nach Württemberg – zunächst zur SG Sonnenhof Großaspach.
Ausbildung beim FCK
Warum es zum Durchbruch nach ganz oben nicht reichte? Immerhin hat der ab seinem 15. Lebensjahr im NLZ des 1. FC Kaiserslautern ausgebildete Techniker auch zwei Einsätze in der U-19- und U-20-Nationalmannschaft unter Coach Frank Kramer vorzuweisen. „Schwer zu sagen. Es gehört auch Glück dazu, und man muss zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sein.“
Bei den Stuttgarter Kickers fühlt er sich nun bestens aufgehoben. „Ich kannte die Strahlkraft des Vereins und Begeisterungsfähigkeit der Fans bereits aus meiner Zeit beim VfB. Ich musste nicht lange überlegen“, sagt Tomic, der für den FC Barcelona schwärmt, in seiner Freizeit gerne Tennis spielt und in Stuttgart-Vaihingen eine Wohnung gefunden hat.
Zu seinem Glück fehlen eigentlich nur noch weitere Startelfeinsätze, am Freitag ein Sieg in der alten Heimat und im Optimalfall am Saisonende der Aufstieg in die dritte Liga – was auch seinem sportlichen Lebenslauf richtig guttun würde.
Termine
Pflichtspiele
Stuttgarter Kickers – Eintracht Frankfurt II 2:1, FC Esslingen – Kickers 0:5 (WFV-Pokal), FC 08 Homburg – Kickers 1:1, Kickers – FC 08 Villingen 1:0, FC Normannia Gmünd – Kickers 1:3 n. V., FC Gießen – Kickers 2:2, Kickers – FC-Astoria Walldorf 1:0, 1. Göppinger SV – Kickers 0:0, Kickers – SGV Freiberg 1:3 n. V. (WFV-Pokal), Kickers – TSV Steinbach Haiger 5:1, Kickers Offenbach – Kickers (13. September, 19 Uhr), Kickers – FSV Frankfurt (21. September, 14 Uhr), SGV Freiberg – Kickers (28. September, 14 Uhr).