Vom Mann zur Frau: Anlässlich des Tags gegen Homophobie erzählt die Stuttgarter Grünen-Politikerin Maike Pfuderer ihre Geschichte.

Familie/Bildung/Soziales: Viola Volland (vv)
Stuttgart - Renée-Maike Pfuderer mag Farben. Grellgrünes Sakko, quietschbunte Turnschuhe, Regenbogen-Plastikarmreifen. "Die graue Maus gibt es nicht mehr", sagt sie, als sie in der Küche ihrer Wohngemeinschaft in Stuttgart-Mitte sitzt und Kaffee trinkt. Die graue Maus hieß einmal Reinhard und war nach eigenen Angaben ein "Muttersöhnchen".

Im April 2004 ist aus Reinhard Pfuderer Renée-Maike geworden - ein Schritt, der mit dem neuen Namen anfing und in die Totaloperation vor fünf Jahren mündete. Sich Renée, die Wiedergeborene, zu nennen, erschien ihr damals genau richtig. Heute benutzt sie meist nur ihren zweiten Vornamen. In ihrer WG, bei den Kolleginnen und für die Parteifreunde ist sie schlicht Maike. "Das ist kürzer."

Seit einem Jahr lebt die 43-Jährige in Stuttgart und hat sich erstaunlich schnell integriert: Sie ist Mitglied im Kreisvorstand der Grünen und im Bezirksbeirat Mitte, Sprecherin des Ortsverbands und der Projektgruppe Schwulen und Lesben der Grünen. Sie fühle sich wohl, sagt sie - in der Stadt und endlich auch in ihrem Körper, in dem ihr als Mann all die Jahre immer die Geborgenheit gefehlt hatte. Maike Pfuderer streicht sich durch das krause Haar, das ihr der Friseur letztes Mal kürzer als gewollt geschnitten hat. Sie hat zuerst mit sich gerungen, ob sie ihre Geschichte erneut erzählen soll, die eine sehr private ist. Vor fünf Jahren, als Nürtingen noch ihr zu Hause war, hatte sie es schon einmal für die StZ getan - und eigentlich war sie ja nach Stuttgart gezogen, um neu zu starten. "Aber ich will anderen Mut machen", sagt die gelernte Schuldnerberaterin. Besonders anlässlich des am Montag stattfindenden Tags gegen Homophobie.

Pfuderer einen "tränenreichen Weg" hinter sich


Vor genau 20 Jahren, am 17. Mai 1990, hatte die Generalversammlung der Weltgesundheitsorganisation Homosexualität von der Liste psychischer Krankheiten gestrichen. Weltweit machen deshalb heute Organisationen mit Aktionen und Veranstaltungen auf Homophobie, Diskriminierung und Gewalt gegen Schwule, Lesben und Transgender aufmerksam.