Veranstalter in Ludwigsburg und Umgebung berichten von stetig steigenden Teilnehmerzahlen. Was hat es mit dem neuen Lauf-Trend auf sich?
Mit 5700 Läuferinnen und Läufern war der Bottwartal-Marathon so gut besucht wie noch nie – der Halbmarathon war bereits im Vorfeld vollends ausgebucht. Auch der Trollinger Marathon bei Heilbronn verzeichnete 2025 einen Teilnehmerrekord. Was es mit diesem Trend auf sich hat – und was Corona damit zu tun hat.
Die erste große Frage, die sich stellt, ist: Ist dieser Trend tatsächlich neu? Laufveranstaltungen erfreuen sich immerhin schon lange großer Beliebtheit. Tausende Menschen ziehen dabei gemeinsam durch die Straßen, um sich miteinander zu messen oder sich einfach nur der Herausforderung zu stellen. Der jetzige Aufwärtstrend ist trotzdem unübersehbar. Die Gründe dafür sind aber gar nicht so leicht zu fassen.
Silvesterlauf-Peak war bereits vor 20 Jahren
Deutlich weniger als 4000 Sportlerinnen und Sportler sind in den vergangenen paar Jahren bei den unterschiedlichen Läufen des Bottwartal-Marathons angetreten. Und plötzlich sind es fast 2000 mehr. Für den Hauptorganisator Holger Bäßler eine erstaunliche Zahl – die er aber direkt ein wenig relativieren muss. „Vor Corona hatten wir die 5000er Marke auch schon mal geknackt, da waren es etwa 5100 Teilnehmer“, erzählt er. Der Bietigheimer Silvesterlauf verzeichnete zuletzt ebenfalls steigende Zahlen, hatte seinen Peak aber bereits 2004, als mehr als 4000 Läuferinnen und Läufer der Kälte trotzten.
Was war passiert? Während der Coronapandemie waren keine gemeinsamen Lauf-Events erlaubt. Und selbst danach war das Interesse zunächst verhalten. Das hat sich nun wieder gewandelt. Der Bietigheimer Silvesterlauf konnte beispielsweise 2024 so langsam wieder an die Zahlen von vor Corona anknüpfen, berichtet Organisationsleiter Gerhard Müller, für 2025 seien die Anmeldezahlen ebenfalls vielversprechend. Für Gerhard Petermann, der den Ludwigsburger Barocklauf organisiert, ist daher ganz klar: „Die Leute haben wieder Spaß am Laufen.“
Allein mit dem Überwinden der Corona-Flaute lassen sich die neuerlichen Rekorde aber nicht erklären. „So einen Ansturm wie auf den Halbmarathon dieses Jahr haben wir vorher noch nicht erlebt“, sagt Holger Bäßler. Und der Barocklauf, den es ohnehin erst seit 2024 gibt, lockte 2025 auf einen Schlag 1000 Teilnehmer mehr an.
„Ich kenne dazu keine empirischen Untersuchungen, aber auch das hat, denke ich, mit Corona zu tun“, sagt Holger Braun von der Heilbronn Marketing GmbH, der für den Trollinger Marathon verantwortlich ist. Wenn auch nicht auf gemeinsamen Events, hätten doch viele Menschen während der Coronapandemie angefangen, zu laufen, weil man das im Freien und für sich machen konnte. „Ich weiß noch, dass es hieß, dass noch nie so viele Laufschuhe verkauft wurden wie in Coronazeiten“, erinnert sich Holger Braun. „Diese Menschen fangen jetzt offensichtlich langsam an, nicht nur für sich zu laufen, sondern sich für entsprechende Wettläufe anzumelden.“
Hinzukommt: Beim Trollinger Marathon zum Beispiel wurden im Laufe der Jahre immer neue Teilnehmergruppen erschlossen. Angebote wie Walking, ein Zehnkilometerlauf und ein Staffellauf, die es in den Anfangsjahren noch nicht gab, locken nun Hobbysportler an, die sich zwar keinen Halbmarathon zutrauen, trotzdem gerne zusammen laufen.
Über weitere Gründe, warum Laufen jetzt so stark im Trend ist, können die Veranstalter aber nur mutmaßen. Aus Erfahrung von Gerhard Petermann, der zudem jahrelang den Bottwartal-Marathon organisiert hat, spielt „der Fitness- und Gesundheitsgedanke sicherlich eine Rolle, das spürt man gerade bei den jungen Menschen“. Laufsport bringe auch keine Verpflichtungen wie eine Vereinsmitgliedschaft mit sich, was ihn für viele Menschen attraktiv mache. „Was wir ebenfalls beobachten, sind immer mehr Firmenteams“, erzählt Holger Braun. „Viele Firmen unterstützen und fördern das inzwischen, bieten Lauftrainings an und übernehmen beispielsweise die Startgebühr.“
Die Teilnehmerzahlen sind begrenzt
Die Auswirkungen auf Veranstalter halten sich trotz des weiter steigenden Interesses in Grenzen. Lauf-Events hätten ohnehin immer ein Teilnehmer-Limit, abhängig von den örtlichen Gegebenheiten, Zahl der Helfer und dergleichen, erklärt Gerhard Petermann. Beim Bottwartal-Marathon beispielsweise müssen die Teilnehmenden des Halbmarathons an den Startpunkt gefahren werden. Allein daraus ergibt sich eine maximale Teilnehmerzahl.
Die Auswirkungen des Booms spüren also vor allem die Läuferinnen und Läufer, die sich nicht rechtzeitig anmelden. „Wir erleben jetzt schon einen so großen Run auf die Startplätze 2026, dass sicherlich einige Läufe im Vorfeld ausgebucht sein werden“, sagt Holger Braun vom Trollinger Marathon. „Auch das hatten wir vorher so noch nie.“