Wolfgang Borcherts Antikriegsdrama „Draußen vor der Tür“ wird im Schauspiel Stuttgart zur Nummernrevue mit goldenem Bundesadler und Lametta. Ist das Konzept der Regisseurin Sapir Heller aufgegangen?

Bauen/Wohnen/Architektur : Nicole Golombek (golo)

Ein Mann kommt nach Deutschland, und er hat ein Problem. Er versteht die Welt nicht mehr. Warum ist alles so grässlich? Warum herrscht immer und überall Krieg? Seit der Geburt der Tragödie suchen verzweifelte Helden nach Antworten. In Wolfgang Borcherts „Draußen vor der Tür“ ist es der Kriegsheimkehrer Beckmann, er klopft an Türen und hofft auf Antwort. In der Inszenierung der in Deutschland lebenden israelischen Regisseurin Sapir Heller (35) im Schauspielhaus Stuttgart ist diese Tür der schwarz und golden gefiederte Brustkorb eines imposanten Bundesadlers, den Bühnenbildnerin Valentina Pino Reyes entworfen hat. Stößt der Held die Schwingentür auf, blickt er auf eine vergnügungssüchtige Nachkriegslamettawelt. Fragen werden nicht beantwortet, die Wahrheit hat auch gerade keine Konjunktur.