Tierrechtsaktion zum Welt-Oktopus-Tag Peta will Freiheit für längst tote Krake

Die Krake zeigt Kindern in der Wilhelma­schule ihre Intelligenz, indem sie sogar Dosen öffnet. Foto: Wilhelma Stuttgart/L. Siermann

Zum Tag der Tintenfische verlangt die Tierrechtsorganisation von der Wilhelma, das dortige Tier in seine Heimat zu bringen. Die Krux: Ferdinand ist bereits verstorben.

Lokales: Iris Frey (if)

Peta ruft zum Welt-Oktopus-Tag am 8. Oktober dazu auf, die Krake aus dem Stuttgarter zoologisch-botanischen Garten in die Freiheit zu entlassen. Dabei ist die Forderung gar nicht durchführbar. Denn die Krake Ferdinand lebt schon längst nicht mehr. „Der Film, auf den sich Peta beruft, ‚Eisbär, Affe & Co.‘, ist 15 Jahre alt“, sagt Wilhelma-Direktor Thomas Kölpin. 2009 lebte Ferdinand im Aquarium. Doch Kraken werden etwa ein bis eineinhalb Jahre alt. Ihn gibt es also nicht mehr.

 

Peta fordert von Wilhelma, auf Webcams umzusteigen

In der Mitteilung schreibt die Tierrechtsorganisation, sollte Oktopus Ferdinand bereits verstorben sein, so fordere sie, soll die Haltung von Kraken dauerhaft eingestellt werden. Die Begründung: Kraken seien hochintelligente und sensible Tiere, die aus ihrem natürlichen Lebensraum entführt worden seien, „um Menschen in Zoos und Aquarien zu unterhalten“, wie es in der Pressemitteilung von Peta heißt. Die Organisation hat daher nach eigenen Angaben die Wilhelma aufgefordert, in Zukunft auf Webcams umzusteigen.

Wilhelma arbeitet mit echten Tieren

Kölpin erklärt auf Nachfrage unserer Zeitung: „Wir haben derzeit einen Oktopus. Unser Konzept ist es, mit echten Tieren aus umweltpädagogischen Gründen zu arbeiten.“ Das heiße nicht, dass die Wilhelma nicht auch auf Virtual Reality zurückgreife. Doch mithilfe des Oktopus werde in der Wilhelmaschule den Kindern gezeigt und erklärt, wie intelligent die Tiere seien, dass Weichtiere auch Aufgaben lösen können, wie Dosen zu öffnen. So entwickeln die Kinder auch für diese Tiergruppen Respekt.

Dem Oktopus in der Wilhelma gehe es laut Direktor wunderbar

Meeresbiologin Tanja Breining, Fachreferentin von Peta für Fische und Meerestiere, erklärt hingegen: „Die Wilhelma sollte auf moderne Technik statt auf Tierleid setzen und in den Einsatz von Live-Webcams oder in VR-Experiences investieren, die Besuchern die Unterwasserwelt näherbringen.“ Peta verweist mit Blick auf positive Beispiele moderner Einrichtungen, was mit Technologie möglich sei: Besucher des Scottish Seabird Center in North Berwick können demnach Webcams selbst bedienen und so live das Verhalten von Robben und Seevögeln beobachten, ohne dabei die Tiere zu stören. VR-Erfahrungen entführten Besucher in die Unterwasserwelt und seien für Kinder und Jugendliche faszinierender, als traurige Lebewesen in Glasbecken zu beobachten, so Breining.

Dem derzeit in der Wilhelma lebenden namenlosen Oktopus gehe es wunderbar, erläutert Kölpin. Der zoologisch-botanische Garten halte zudem Tiere auch, um Reservepopulationen zu schaffen. Bei den Kraken bestehe jedoch kein Bedarf, weil die Art nicht bedroht sei.

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