Für Annette Loers vom Kulturzentrum Merlin ist klar: Nachwuchskünstler:innen brauchen Bühnen und Institutionen, die sie ohne Kostendruck auftreten lassen. "Junge Bands müssen auftreten, um Bühnenerfahrung zu sammeln, um inspiriert zu werden, um Fehler machen zu können, um sich weiterzuentwickeln, und weil junge Bands die großen Stars von Morgen sind." Sie ergänzt scherzhaft: "Ist ja noch niemand einfach mit der Gitarre zum Cannstatter Wasen gefahren und hat mit seinem ersten Konzert 50.000 Leute gezogen."
"Geht selbst auf Konzerte, knüpft Kontakte, bewerbt euch und holt euch Unterstützung"
Im Merlin im Stuttgarter Westen spielen junge Bands aus Stuttgart und Region unter anderem auf Events wie dem Sommerfestival Klinke, dem Club72 oder dem Songslam für Singer-/Songwriter:innen sowie als Support bei größeren Konzert-Acts. Annettes Tipp für junge Künstler:innen: "Geht selbst viel auf Konzerte, schaut und hört zu, knüpft Kontakte und vernetzt euch. Bewerbt euch oft und hartnäckig-nett mit guten Tracks, Clips, Fotos und Texten. Holt euch dabei wertvolle Unterstützung - zum Beispiel vom Popbüro."
"Viele Künstler:innen, die noch ganz am Anfang stehen, wissen erstmal gar nicht wohin"
Mit der vierten About-Pop-Konferenz verwandelte das Popbüro am Samstag, den 23. Juli, das Wizemann Areal in eine Festival-Zone: Mit regionalen und internationalen Bands, Künstler:innen, Newcomern und einer Nachwuchsbühne im Open Air Bereich.
Neben zahlreichen Veranstaltungen, Projekten, Seminaren und Workshops stehe man dem musikalischen Nachwuchs auch beratend zur Seite: "Denn viele Künstler:innen, die noch ganz am Anfang stehen, wissen erstmal gar nicht wohin. Wie kommt man an Auftritte? Was verlange ich an Gage? Wie promote ich mich? Alles Fragen, bei denen wir unterstützen können. Und auch wenn die Musiker:innen schon ein bis hundert Schritte weiter sind, können wir als Förderinstitution eine wichtige Rolle spielen. Bei Fragen zur Förderung zum Beispiel werden wir häufig konsultiert. So ein Antrag schreibt sich gerade am Anfang nicht unbedingt von selbst."
Das Popbüro rät Künstler:innen, die in Stuttgart nach Räumen und Bühnen suchen: "Kontaktiert uns, genau dafür sind wir da! Und wenn wir selbst nicht direkt weiterhelfen können, haben wir ein großes Netzwerk an Menschen, die Dinge möglich machen und das perfekte Know-how für Fragen besitzen."
"Sonst kommen keine jungen Acts nach"
Auch Martin Labacher, der als Managing Directer von 0711 Entertainment unter anderem für das Booking der Schräglage zuständig ist, betont: "Kleine Acts brauchen Live-Übung und die Chance, sich einen Namen zu machen. Einen anderen Weg gibt es nicht, um bekannter zu werden." Das ginge nur, wenn Clubs und Veranstalter:innen dementsprechend Bühnen öffnen, "sonst kommen irgendwann keine jungen Acts mehr nach."
Nicht nur im Clubbetrieb, auch für Konzerte, wie die von „Neustart Kultur“ geförderte Reihe „Live in der Schräglage“, achte man im Team darauf, junge Musiker:innen und DJs aufzuspüren und diese auch entsprechend zu pushen.
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"Erspielt euch einen Namen"
"Bei einer geförderten Konzertreihe, wie wir sie aktuell in der Schräglage haben, gehört es zum Konzept, dass kleine und mittelgroße Acts eine angemessen bezahlte Auftrittsmöglichkeit bekommen." Martin empfiehlt jungen Künstler:innen der Stadt: "Macht etwas Eigenes, nutzt jede Auftrittsmöglichkeit, die sich bietet und erspielt euch einen Namen." Auch wenn das natürlich anstrengend ist und Ausdauer erfordert, zahle es sich am Ende aus: "Qualität setzt sich durch und es ergeben sich immer neue Möglichkeiten."