Friedrich Herzog von Württemberg stirbt bei einem Überholmanöver. Der älteste Sohn von Carl Herzog von Württemberg mied zu Lebzeiten die Öffentlichkeit – anders als sein omnipräsenter Vater. Ein Nachruf.

Friedrichshafen - Die Sonne schien hell an diesem Mittwochnachmittag, Unfallfotos zeigen, wie die grünenden Bäume Schatten auf die Kreisstraße 7962 zwischen Ebenweiler und Fronhofen im Kreis Ravensburg warfen. Hinter Feuerwehrautos ein mit einer Plane abgedecktes Autowrack. Hier, im Bereich einer Kurve, stieß der Sportwagen von Friedrich Herzog von Württemberg, 56, beim Überholen eines Traktors mit Anhänger in ein entgegenkommendes Auto. Drei Menschen darin wurden mit offenbar leichteren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht. Der älteste Sohn des 81-jährigen Carl Herzog von Württemberg aber starb laut Polizeibericht noch an der Unfallstelle.

 

Geschockt zeigten sich in Friedrichshafen, wo Friedrich von Württemberg mit seiner Familie das für die Öffentlichkeit unzugängliche Schloss am Bodenseeufer bewohnte, zuerst die Ortspolitiker. Der Oberbürgermeister Andreas Brand (parteilos) hob die „zurückhaltende und zugleich verbindliche, wohlwollende, den Menschen zugewandte Art“ des Adligen hervor. Der Landrat des Bodenseekreises, Lothar Wölfle (CDU), teilte mit: „Er hatte ein feines Gespür für seine Mitmenschen, vor allem auch für jene, denen es weniger gut geht. Er wird mir als Gesprächspartner auch ganz persönlich fehlen.“

Anteilnahme aus der Politik

Die meisten Friedrichshafener dürften auch bei längerem Nachdenken Mühe haben, den Schlossherrn näher zu charakterisieren. Zwar wird nun bekannt, dass Friedrich unter anderem der Olgäle-Stiftung Stuttgart angehörte, der Vereinigung der Freunde der Universität Tübingen e. V. Stuttgart oder der Kunststiftung Baden-Württemberg. Aber im Alltagsleben ließ er sich in der Heimat doch kaum in der Öffentlichkeit blicken, einmal abgesehen vom einen oder anderen Jahresempfang oder bei besonderen Veranstaltungen des Württembergischen Yachtclubs. Hände schütteln, Schultern klopfen, aus dem Auto winken, sich bei Volksfesten zwischen andere Feiernde auf die Bierbank setzen oder sich gar in kommunalpolitische Themen einmischen, das vermied er.

Schon immer brauchte es deshalb viel Fantasie für die Vorstellung, wie Friedrich jemals seinem omnipräsenten Vater Carl Herzog von Württemberg als bestens vernetzter und beliebter Repräsentant der Familie nachfolgen sollte. Wenn der Schlossherr doch einmal in Eigeninitiative die Presse rief, dann zum Beispiel, um für öffentliche Zuschüsse für den kostspieligen Erhalt seines Schlosses und seiner hohen, weiß getünchten Ufermauer zu werben. Das tat er gegenüber der Politik meist erfolgreich, mittels ruhigen, sachlichen Tönen und stets freundlichen Gesten.

Ein stiller Chef vielfältiger Geschäftsfelder

Weitgehend lautlos wirkte er vor allem als Kontrolleur der Hofkammer mit Sitz in der Schlossstraße 1 in Friedrichshafen und damit als Unternehmer. Geld verdient das Adelshaus unter anderem mit Wohnungsbau, Golfclubs, Schweinezucht, Holzwirtschaft, Weinbau oder Kiesabbau, und das nicht nur in Süddeutschland, sondern durchaus im interkontinentalen Maßstab.

In einer Erklärung noch am Mittwochabend gab das Haus Württemberg seiner Erschütterung Ausdruck. Der Verstorbene, so die Mitteilung, hinterlässt neben seiner Frau Marie Herzogin von Württemberg, geborene Prinzessin zu Wied, drei erwachsene Kinder: Herzog Wilhelm, 23, Herzogin Marie-Amélie (22) und Herzogin Sophie-Dorothée, 20. Wann und in welchem Rahmen es eine Trauerfeier geben wird, ist noch nicht bekannt.