Beim 33. Trecker-Treck beim Böllenbodenhof im Waiblinger Teilort Bittenfeld ziehen PS-starke Gefährte einen tonnenschweren Bremswagen über den Acker.

Den ersten Full Pull des Tages hat eine Frau geschafft. Stefanie Karpf, Winzerin aus Kernens Teilort Stetten, hat mit einem gut 30 Jahre alten 60 PS starken Traktor, einem Same-Aster, den rund 5,5 Tonnen schweren Bremswagen in einem Zug über die 75 Meter lange Strecke geschleppt. „Der Boden ist hart, wenn er ein bisschen weicher wäre, würden die Reifen noch besser greifen“, sagte sie. Im zweiten Durchgang blieb Stefanie Karpf kurz vor der Ziellinie, bei 74,15 Metern, stehen und belegte damit beim 33. Trecker-Treck am Sonntag in Waiblingen-Bittenfeld den zweiten Platz in der Klasse der Landmaschinen bis 2,8 Tonnen.

 

An 51 Wochenenden im Jahr ist der Böllenbodenhof im Waiblinger Stadtteil Bittenfeld eine Idylle im Grünen. Doch wenn das Trecker-Team Bittenfeld im August zum Kräftemessen der Kultmaschinen ruft, ist es aus mit der Ruhe auf dem Aussiedlerhof. „Unsere Islandponys stört das Treiben nicht“, sagte Martin Müller, Hofinhaber und eines von rund 100 Mitglieder in dem seit 1992 eingetragenen Verein, der dem Lastenziehen mit Traktoren frönt. Auch der Boden halte dem Kraftakt mit rund 150 Teilnehmenden stand, erzählt Müller. Auf dem Acker mit den zwei Zugpisten sei zuletzt Winterraps gewachsen. „Der wurzelt tief und macht den Boden locker. Wenn ich danach umpflüge, bleiben keine Spuren zurück.“

Letztes Jahr wurde das Rennen abgesagt – zu viel Matsch

Im vergangenen Jahr haben die Organisatoren das Wettziehen der Traktoren abgesagt. Nach vielen Regenfällen wären die Rennen zu Schlammschlachten geworden. Diesmal passt das Wetter. Jetzt staubt es gewaltig, wenn die Traktoren losziehen. Und es ist laut. Doch das stört weder die vielen Zuschauer noch die Fahrerinnen und Fahrer. Das Wettziehen ist ein Spektakel für Jung und Alt und geht auf das amerikanische Dragster Pulling zurück, bei dem ein Zugfahrzeug einen Gewichtewagen über eine bestimmte Distanz ziehen muss.

„In den USA sind die Traktoren aber reine Showfahrzeuge und allein für diesen Zweck gebaut. Bei uns können alle Traktoren mitmachen und fast alle Teilnehmer haben Wurzeln in der Landwirtschaft“, sagte Bernd Brudermüller vom Bittenfelder Trecker-Team. Aber auch in Bittenfeld gibt es eine Sportklasse für getunte Maschinen, die keinem landwirtschaftlichen Zweck dienen, sondern allein für solche Zugrennen genutzt werden. „Das sieht schon richtig spektakulär aus“, sagte Brudermüller.

Es braucht Gespür für Gang und Gas

Doch die Pferdestärken unter der Haube sind nicht alles. Es braucht ein feines Gespür für Gang und Gas, um ohne Halt über die 75 Meter zu kommen. „Man darf nur hochschalten, einen Gang zurückschalten ist nicht erlaubt“, so Benjamin Karpf, der die Rennen moderiert. Wer innerhalb der ersten zwei Meter nach der Ziellinie stehen bleibt, darf einen neuen Anlauf wagen. Wenn diese Linie überschritten ist, gilt das Resultat. Dann wird auf den Millimeter genau gemessen, wie weit der Schlepper gekommen ist.

Entstanden ist der Trecker-Treck übrigens aus einer spontanen Idee und angefangen hat es mit einem Güllefass, das die Bittenfelder aus Spaß an der Freude hinter ihrem Schlepper über den Acker zogen. Daraus ist ein Volksfest mit Traktoren geworden. Früher habe es in Bittenfeld an die 30 größere Bauernhöfe gegeben, erklärt Brudermüller. „Jetzt sind es noch zwei.“ Doch ihre Traktoren sind noch immer im Einsatz.