Peter Feichter hat nicht nicht nur mit seinen expressionistischen Bildern kreative Ausrufezeichen gesetzt. Der Maler aus Kärnten war ein Teil der Leonberger Stadtgesellschaft. Jetzt ist er im Alter von 66 Jahren gestorben.

Am 22. April ist in Leonberg die Lange Kunstnacht. In Vor-Corona-Zeiten war bei diesem inspirierenden Stadtfest ein kleiner Kiosk in der Nähe des Marktplatzes eine feste Anlaufstelle. Nicht nur Kulturfreunde kamen zu Peter Feichters Kunstkiosk. Das kleine Häuschen, einst tatsächlich eine Verkaufsstelle für Zeitungen und Illustrierte, war ein angesagter Treffpunkt. Hausherr Feichter zeigte dort nicht nur seine Bilder, sondern mochte es, mit seinen Gästen bei dem einen oder anderen Glas zu feiern.

 

Doch schon im vergangenen Jahr, bei der ersten Kunstnacht nach der Pandemie, blieb in Feichters Kiosk alles dunkel. Dem kreativen Geist aus Kärnten ging es nicht gut. Sein Zustand verschlechterte sich im Laufe der Monate zusehends. Jetzt ist er im Alter von 66 Jahren gestorben, wie sein Galerist Guido Rettenmaier am Donnerstag mitgeteilt hat.

Zeit für ein Schwätzchen ist immer

In Leonberg leben viele Künstler. Peter Feichter war ein besonderer. Der gebürtige Klagenfurter war im Lauf der Jahre zu einem Teil der Stadtgesellschaft geworden. Und zwar nicht nur bei jenen Leuten, die zumeist auf Vernissagen zu treffen sind. „Der Peter“ pflegte auch Kontakt zu vielen Menschen, die mit der Kunst nicht so viel anfangen konnten. Zeit für ein Schwätzchen bei einem Glas Wein war immer.

Gleichwohl setzt der Mann vom Wörthersee zahlreiche kreative Ausrufezeichen. Feichter, der mit Mitte 20 zur Malerei fand, ist bekannt für eine expressiv-abstrakte Bildsprache. Seine großflächigen Farbexplosionen hängen nicht nur in Privathaushalten, sondern auch in vielen Kanzleien, Büros und anderen Geschäftsräumen.

Und das nicht nur in Deutschland und Österreich. Auch in anderen europäischen Ländern sind jene Werke zu sehen, die am rechten unteren Rand alle mit der Formel 1 + 1 = 6 versehen sind. Welche Bedeutung er diesem besonderen Signet zugemessen hat, das wird nun an niemand mehr erfahren.

Gleichwohl steht die falsche Addition exemplarisch für Feichters Wesen. Er war ein Künstler im klassischen Sinne: emotional, aufbrausend, im nächsten Moment wieder liebevoll und charmant. Einer der ganz in seiner Arbeit aufgegangen ist.

Die ordnende Hand im Hintergrund

Bei so viel impulsiver Kreativität ist es gut, wenn eine ordnende Hand im Hintergrund bestimmte Dinge richtet. Der Leonberger Geschäftsmann Guido Rettenmaier hatte sich als Galerist dem Werk des Künstlers angenommen, auch um für seine außergewöhnlichen Bilder angemessene Erlöse zu erzielen. In der Eltinger Straße gegenüber dem Leonberger Rathaus hatte er für Feichter die Galerie 116 eingerichtet, in der regelmäßig Ausstellungen stattfanden und die in den Langen Kunstnächten eine beliebte Anlaufstelle war.

Die letzten Monate in Abgeschiedenheit

Sehr populär beim kunstaffinen Publikum waren auch Feichters Malkurse, die er mit Vorliebe vor alpenländischer Kulisse abhielt. Mit dem Kiosk in der Altstadt hatte er schließlich einen Ort gefunden, in dem er sich ausgesprochen wohl fühlte und seine Kreativität ausleben konnte.

Es lief also recht gut für den unorthodoxen Kärntner. So lange, bis die Gesundheit nicht mehr mitspielte. In seinen letzten Monaten blieb ihm die Geselligkeit, die er so liebte, verwehrt. „Was zählt ist Mut – und Mut tut gut“ lautete sein Motto. In einer neuen Welt wird es ihm gewiss helfen.