Ein freundlicher Reutlinger ist einem Benzinbettler aufgesessen. Die Polizei kennt die Masche der Trickbetrüger.

Kirchheim - Es hatte ausgesehen wie eine Notlage: An der Bushaltestelle steht ein Mann und winkt verzweifelt den vorbeifahrenden Autofahrern zu. Sein Tank sei leer, er müsse mit seinen Kindern weiter nach Nürnberg und brauche auf die Schnelle 30 Euro, erklärt der Italiener in einem gebrochenen Deutsch. „Ich habe ihm geglaubt“, sagt Friedrich Buck, „wenn jemand in Not ist, dann helfe ich.“

 

Der 54-jährige Reutlinger war an jenem Abend Anfang August unterwegs auf der Bundesstraße von Kirchheim in Richtung Owen. An den weißen Van mit Nürnberger Kennzeichen und den grauhaarigen Fahrer namens Mario erinnert er sich bestens. Dieser habe ihm erzählt, dass er eigentlich genug Geld habe, aber gerade die Tankfüllung nicht bezahlen könne. Er wolle ihm alles zurückgegeben, die beiden tauschten Handynummern aus. „Ich habe ihm am nächsten Tag eine freundliche SMS geschrieben, dann mehrfach versucht, ihn anzurufen“, erzählt Friedrich Buck. Gehört hat er von dem Italiener nichts mehr. Allmählich dämmerte es dem Reutlinger, dass er wohl einem Betrüger aufgesessen war.

Die Polizei kennt die Masche der Benzinschwindler nur zu gut. „Das kommt immer mal wieder vor“, sagt Andrea Kopp, Sprecherin des Polizeipräsidiums Reutlingen. In den vergangenen sechs Wochen seien fünf Betrugsfälle angezeigt worden. Im Juli habe sich eine Frau in Wendlingen von einigen Rumänen überreden lassen, 150 Euro auszulegen. Die Männer gaben vor, Sprit und etwas Geld für die Weiterfahrt zu benötigen. Die Frau half mit Bargeld aus, zeigte den Vorfall allerdings umgehend an. Die Tatverdächtigen konnten gefasst werden – ein Erfolg für die Ermittler.

Trickbetrüger seien ausgesprochen findig, warnt die Polizeisprecherin

„Wir gehen allerdings davon aus, dass die Dunkelziffer hoch ist“, sagt Polizeisprecherin Kopp. Viele Menschen schämten sich, weil sie an der Nase herumgeführt wurden und behielten das Erlebte lieber für sich. Kopp rät zur Offensive. „Am besten ist es, das Kennzeichen des Autos zu notieren.“ Selbstverständlich könne man sofort die Polizei kontaktieren und auf den mutmaßlich Gestrandeten aufmerksam machen. Trickbetrüger ließen sich so manches einfallen, sagt die Sprecherin: „Die sind ausgesprochen findig.“

Es werden Notlagen oder Autopannen vorgetäuscht, mal geht die EC-Karte nicht, mal ist gerade das letzte Bargeld ausgegeben worden. Zwar ist die sogenannte Benzinbettelei in Baden-Württemberg lange nicht so oft zu finden wie etwa in Ostdeutschland, sie ist aber neben dem Straßenbetteln und den Enkeltrick-Betrügereien durchaus eine verbreitete Form der Nötigung und des Betrugs.

Der Reutlinger Friedrich Buck hat aus der schlechten Erfahrung gelernt. Helfen würde er immer noch, das lässt er sich nicht nehmen, versichert er. „Aber nächstes Mal würde ich mit zur Tankstelle gehen. Denn vermutlich hat der Mann das Geld einfach eingesteckt.“