Dieser Tage gab es mal wieder gute Nachrichten für die Ärzte, Zahnärzte und Tierärzte, die ihre Rente von der Baden-Württembergischen Versorgungsanstalt (VA) in Tübingen beziehen. Zum 1. Juli, erfuhren sie, stiegen Leistungen und Anwartschaften um 3,25 Prozent, so habe es ein Versicherungsmathematiker berechnet. Wie hoch das Plus ausfällt, wird von den Doktoren genau verfolgt. Einige fanden es in den vergangenen Jahren zu mickrig – und rügten den ihrer Ansicht nach übertriebenen Aufwand für den Apparat rund um die VA-Präsidentin Eva Hemberger.
Aktuell wird wieder einmal gefragt, ob die Anstalt sparsam genug agiere. Anlass dafür gibt es gleich mehrfach. So wird berichtet, dass sich die in Heidelberg ansässige Zahnärztin Hemberger mit dem Taxi nach Tübingen und wieder zurück kutschieren lasse. Kosten: etliche Hundert Euro. Das sei vom Verwaltungsrat ausdrücklich gebilligt und entspreche den rechtlichen Regeln für „besondere Ausnahmesituationen“, heißt es bei der VA. Worin diese bestehe, wird nicht verraten. Dem Vernehmen nach gab es am Sitz der Anstalt eher harmlose Sabotageakte gegen Fahrzeuge, weswegen die „Ärztekönigin“, wie Kritiker sie nennen, ihren Porsche lieber daheim ließ.
Gremiensitzung mit Dinner im Schlosssaal
Anhaltenden Gesprächsstoff liefert auch eine Gremiensitzung voriges Jahr in Heidelberg, für die ein hoher Aufwand getrieben worden sei. Man tagte in einem Luxushotel, doch zum Abendessen ging es nach Schwetzingen. Im dortigen Schloss wurde nicht die vorhandene Gastronomie genutzt, sondern ein gehobener Caterer mit der Bewirtung im eigens angemieteten Schlosssaal beauftragt. Zudem mussten die Tische ausgetauscht und eine Versicherung für Schäden an Inventar und Parkett abgeschlossen werden. Zu viel Luxus, auf Geheiß der Präsidentin? Die Details habe die Geschäftsführung mit den Verantwortlichen vor Ort geregelt, erwidert die VA. „Das Gebot der Wirtschaftlichkeit wurde dabei selbstverständlich eingehalten.“
Von Luxus will die Anstalt auch bei einer Japanreise nichts wissen. Der Geschäftsführer und der zuständige Abteilungsleiter hätten dort an einer Sitzung des Anlageausschusses teilgenommen. Wie andere Versorgungswerke habe man in Japan und anderen Staaten „bedeutsame Immobilien-Investitionen vorgenommen“. Diese vor Ort zu besichtigen und zu bewerten gehöre zu den Aufgaben der Reisenden, so die VA. Von einer Luxusreise zu sprechen sei „unzutreffend und abwertend“.
Wahl von Beauftragten erweist sich als wertlos
Fraglos unnötiger Aufwand wurde in Tübingen getrieben, als voriges Jahr eine Chancengleichheitsbeauftragte samt Stellvertreterin gewählt wurde. Hinterher stellte sich heraus, „dass es hierfür keine rechtliche Grundlage gab“; das habe auch das zuständige Ministerium bestätigt. Präsidentin und Geschäftsführung hätten daher „Ansprechpartnerinnen“ für das ihnen wichtige Thema Chancengleichheit gesucht, heißt es. Folge: Die Gewählten übernahmen die Aufgabe formlos.
Entwarnung gab es für das Versorgungswerk inzwischen von der Justiz. Zwei Ermittlungsverfahren zu internen Zahlungen wurden von der Staatsanwaltschaft Tübingen mangels Tatverdachts eingestellt. Auslöser waren jeweils anonyme Anzeigen. Bei der Gewährung von Zulagen habe man keine Untreue feststellen können, so ein Justizsprecher; der „Grundsatz der Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit“ sei nicht verletzt worden. Bei einer Sonderzahlung wegen freiwilliger Mehrarbeit habe man – auch bei einem früheren Geschäftsführer – kein vorsätzliches Handeln feststellen können.
Strukturen sollen mal wieder optimiert werden
Nach mehreren Wechseln in der Chefetage stehen in der VA derweil erneut Veränderungen an: Gegenwärtig werde eine Umstrukturierung samt Optimierung der Strukturen geplant, bestätigt der aktuelle Geschäftsführer Stefan Klomfass; damit reagiere man auf die immer größere Zahl von angeschlossenen Ärzten und künftige Herausforderungen. Ob der Umbau auch den seit Juli 2022 amtierenden Klomfass betreffe, war zunächst nicht zu erfahren.