Ein Mercedes 300 SLR hält mit 135 Millionen Euro den Rekord als das teuerste jemals verkaufte Auto. Zur Geschichte des Uhlenhaut-Coupés gehören aber auch Neuigkeiten, die in einem Bildband zu finden sind.

Automobilwirtschaft/Maschinenbau: Peter Stolterfoht (sto)

Es gibt viele Geschichten über den ebenso sympathisch wie eigenwillig beschriebenen Mercedes-Entwickler und späteren Daimler-Vorstand Rudolf Uhlenhaut. So soll das Konzern-Unikum beispielsweise zum Ende seiner beruflichen Laufbahn dem einen oder anderen Vorschlag unerwartet nicht zugestimmt haben. Das lag aber allein daran, dass die Ideen im wahrsten Sinne des Worten auf taube Ohren stießen. Uhlenhaut hörte praktisch nichts mehr. Dies hat viel mit einem Auto zu tun, das seinen Namen trägt. Das als Rennwagen konzipierte Coupé widmete Rudolf Uhlenhaut in den Sechzigerjahren zu seinem Dienstwagen um. Eine ohrenbetäubende Geräuschkulisse inklusive, die beim Fahrer Spuren hinterließ.

 

Ein Uhlenhaut-Coupé bleibt im Museum

Auf die Spuren des Uhlenhaut-Coupés haben sich anlässlich des 70. Geburtstags Autoren und Fotografen gemacht, um den sagenumwobenen Sportwagen zu würdigen. Herausgekommen ist so ein Bildband (Delius Klasing Verlag), das unter dem Titel „Das wertvollste Auto der Welt“ auch mit neuen Informationen über den sagenumwobenen Sportwagen glänzen kann.

Rudolf Uhlenhaut und sein ganz besonderer Dienstwagen. Foto: MBAG

Zur Legende macht das Uhlenhaut-Coupé ja allein schon der Preis. Für 135 Millionen ersteigerte der bekannte Oldtimerhändler Simon Kidston das Fahrzeug vor zweieinhalb Jahren bei einer Sotheby’s-Auktion – im Auftrag einer Sammlers, der anonym bleiben will. Mercedes-Benz hatte zuvor entschieden, sich von einem der beiden jemals gebauten Flügeltürer des Modells 300 SLR zu trennen, um den Erlös in ein hauseigenes Programm für junge Talente zu stecken.

So ist im Mercedes-Museum nur noch das blaue Uhlenhaut-Coupé zu sehen, während das rote einen neuen Besitzer hat. Die beiden Prototypen unterscheiden durch die Farben ihren Innenausstattung. Die geschlossenen Variante des Rennsportwagens 300 SLR haben jeweils 302 PS und kommen auf 295 Stundenkilometern in der Spitze.

Interessant ist aber auch, dass es sich beim Uhlenhaut-Coupé um einen Rennwagen handelt, der nie ein Rennen gefahren hat. Mercedes-Piloten wie Stirling Moss bevorzugten nämlich die offene Variante. Der geschlossene 300 SLR kam auch danach nicht mehr zum Einsatz, weil sich Mercedes nach einer überragenden Saison 1955 zwischenzeitlich aus dem Rennsport zurückgezogen hatte. Die volle Konzentration sollte auf die Serienproduktion gelegt werden. Man habe sowohl in der Formel 1 als auch in der Sportwagen-WM erst einmal genug Ausrufezeichen gesetzt, so die Begründung.

Das hochwertige Buch zum Jubiläum räumt auch noch mit der weitverbreiteten Annahme auf, die Sportwagen-Ikone sei nach Rudolf Uhlenhaut benannt, weil die sie erschaffen habe. Der auch als fahrende Mona Lisa bezeichnete Wagen basiert in weiten Teilen auf der in der Formel 1 eingesetzten Baureihe W 196 aus der Rennsport-Schmiede. Rudolf Uhlenhaut, dem Leiter der Mercedes-Versuchsabteilung sowie der Pkw-Entwicklung, ist stattdessen zu verdanken, dass dieser Sportwagen berühmt wurde. Uhlenhaut nutzte nämlich jede Gelegenheit, um den 300 SLR als bestes Beispiel der Mercedes-Ingenieurskunst öffentlichkeitswirksam zu präsentieren. So gab der in London geborene Sohn einer Engländerin und eines Deutschen dem Auto erst sein Gesicht – und dann auch den Namen.

Auch als Testfahrer von großer Bedeutung

Darüber darf aber nicht vergessen werden, dass Uhlenhaut zudem als Testfahrer von enormer Bedeutung für das Unternehmen war. Denn wie kein anderer spürte der Ingenieur und Rennfahrer noch so kleine Unstimmigkeiten bei den Prototypen auf und wurde so auch ein Qualitätsgarant.

Der später zum Daimler-Entwicklungsvorstand berufene Uhlenhaut ging 1972 in den Ruhestand und lebte bis zu seinem Tod 1989 in Stuttgart. Unsterblich macht ihn das Auto, das seine Namen trägt.