Umfrage bei Firmen und Behörden Jobs in großen Stuttgarter Unternehmen gesucht? Hier werden Sie fündig!

Hier sind viele Jobs ausgeschrieben (von links oben im Uhrzeigersinn): EnBW, Stadt Stuttgart, Robert Bosch Krankenhaus und Breuninger. Foto: dpa, RBK

Viele bekannte Firmen und Behörden in Stuttgart und der Region suchen Arbeitskräfte – trotz der Krise in der Automobilwirtschaft. Wir zeigen, wo sie vergeben werden.

Geld/Arbeit: Daniel Gräfe (dag)

Sparprogramme bei Mercedes & Co. und Traditionshändler, die ihre Läden schließen? Stimmt – und dennoch suchen viele Unternehmen und Behörden händeringend nach Fach- und Arbeitskräften. Wer mit offenen Augen durch Stuttgart geht, wird an vielen Schaufenstern und Eingangstüren fündig: Unzählige Restaurants, Bäckereien und Friseure bieten in ihren Aushängen Stellen an.

 

Noch mehr Stellen finden sich bei den großen Unternehmen und Behörden: Wir haben zwei Dutzend der größten in Stuttgart angeschrieben, die in Stuttgart zusammen mehr als 150 000 Menschen beschäftigen. Wir wollten vor allem wissen, wie viele Stellen derzeit unbesetzt – und wie viele öffentlich ausgeschrieben sind.

Robert Bosch Krankenhaus sucht 100 Fachkräfte

Im Gesundheitssektor werden immer Arbeitskräfte gesucht: Schließlich werden die Menschen auch in der Region Stuttgart immer älter – und dabei leider auch kranker. Die Branche ist demzufolge recht krisenfest, wie man auch beim Bosch Health Campus sieht, zu dem auch das Robert Bosch Krankenhaus zählt. Rund 100 Stellen hat das 3600 Beschäftigte zählende Unternehmen derzeit ausgeschrieben. Gesucht werden vor allem Pflegefachkräfte und medizinische Fachangestellte, Mitarbeitende im ärztlichen Dienst, aber auch IT-Fachkräfte. Bewerbungen auf Ausbildungsstellen sind jederzeit möglich – auch Seiteneinsteiger seien ausdrücklich willkommen.

Das Klinikum Stuttgart bildet 1000 Menschen aus

Beim Stuttgarter Klinikum mit seinen 9500 Beschäftigten sind zwar nahezu alle Stellen besetzt – durch die Fluktuation von rund zehn Prozent würden aber 1000 Positionen kontinuierlich nachbesetzt, sagt Vorstand Jan Steffen Jürgensen. Nachfragen lohnt sich also, auch wenn extern derzeit nur 40 Stellen ausgeschrieben sind, vor allem für Ärztinnen und Ärzte. Das Klinikum bietet im Übrigen auch 1000 Ausbildungsstellen.

Breuninger und dm suchen in der Region rund 200 neue Beschäftigte

Mögen das Gastgewerbe wie auch der Handel die mangelnde Konsumfreude und viele Geschäftsschließungen beklagen: In diesen Branchen ist die Fluktuation hoch, offene Stellen sind an allen Ecken und Enden zu finden. Das Stuttgarter Modehaus Breuninger sucht zum Beispiel an den Standorten Stuttgart, Ludwigsburg, Sindelfingen und Sachsenheim rund 100 Fachkräfte – im Verkauf, für die Friseurgeschäfte, in der Gastronomie und Softwareentwicklung.

Die Drogeriemarktkette dm hat im Großraum Stuttgart derzeit rund 90 Stellen ausgeschrieben – vor allem in der Drogisten-Ausbildung und der Warenverräumung. dm-Arbeitsdirektor Christian Harms rechnet auch für die kommenden Jahre bei den Fachkräften „mit weiteren Bedarfen“.

Bei EY, Siemens und Exyte sind Berater und Ingenieure stark nachgefragt

Wirtschaftsprüfer sind wie Rechts- und Steuerberater weiterhin gut im Geschäft – und zählen bei der Stuttgarter Arbeitsagentur zu den meistgesuchten Berufen. Die Wirtschaftsprüfgesellschaft EY beschäftigt in Stuttgart selbst nur rund 1250 Menschen, hat hier aber derzeit knapp 270 Stellenanzeigen geschaltet – vor allem im Consulting, in der Wirtschaftsprüfung und der Steuerberatung. Ein Grund: Die Stellen seien meist nicht standortbezogen, wie es heißt.

Ähnlich verhält es sich bei dem Technologiekonzern Siemens, der in vielen Branchen aktiv ist und in Stuttgart knapp 2000 Beschäftigte zählt. Bundesweit schreibt Siemens derzeit rund 2000 Stellen aus – die meisten davon sind unabhängig vom Einstellungsort, was sowohl Bürojobs wie den Vertrieb und Service betreffe, heißt es. Grundsätzlich suche man Fachkräfte für das Engineering, in der Software und IT sowie im kaufmännischen und gewerblichen Bereich.

Dass Fachkräfte in den Bereichen IT und Software besonders gefragt sind, ist kein Geheimnis. So sucht auch das Stuttgarter Technologieunternehmen Exyte neben IT-Experten Ingenieure aller Fachrichtungen. 70 Stellen sind derzeit offen. Der Bedarf an Fachkräften im Ingenieurbereich werde auch in Zukunft hoch bleiben, heißt es.

EnBW sucht bis 2030 Beschäftigte im vierstelligen Bereich

Die EnBW betont, dass sie bundesweit bis 2030 Stellen „im vierstelligen Bereich“ ausschreibe – im gewerblich-technischen wie auch im kaufmännischen Bereich. Bis zu 50 Milliarden Euro investiert Baden-Württembergs größter Energieversorger und sucht Beschäftigte vor allem in den Bereichen Erneuerbare Energien, E-Mobilität und Netzausbau. In den vergangenen sechs Jahren ist die Beschäftigtenzahl bereits um 1700 auf 5600 gestiegen. Für den Standort Stuttgart sind derzeit allerdings nur gut 50 Stellen auf der Unternehmensseite ausgeschrieben, darunter etliche für Werksstudenten.

Gute Job-Chancen gibt es bei der Dekra, bei Züblin und Strabag

Seit Jahren auf Expansionskurs ist auch die Dekra. Die Prüf- und Zertifizierungsgesellschaft hat im Großraum Stuttgart derzeit knapp 90 Stellen ausgeschrieben, die meisten in der Auditierung und der Fahrzeug- und Industrieanlagenprüfung.

Der Fachkräftemangel in der Baubranche ermöglicht auch bei Züblin gute Einstiegschancen. In Stuttgart sind derzeit 111 Stellen ausgeschrieben – vor allem im technischen Bereich. Hier baue man weiter aus, heißt es. Auch im Verkehrswegebau werden Arbeitskräfte gesucht. 54 Stellen hat das Schwesterunternehmen Strabag derzeit gemeldet. Gefragt sind unter anderem Bau- und Projektleiter. In den nächsten fünf Jahren werde sich die Zahl in Stuttgart verdreifachen, heißt es.

Doch wie sieht es bei den fünf größten Arbeitgebern in Stuttgart aus – bei Mercedes, Porsche, Bosch sowie bei der Stadt Stuttgart und in der Landesverwaltung?

Mercedes-Benz, Porsche und Mahle äußern sich nicht

Natürlich wirft die Krise in der Automobilindustrie lange Schatten – alle Automobilhersteller bauen derzeit Stellen ab. Mercedes-Benz und Porsche, die in Abbauprogrammen stecken, wollten sich wenig überraschend ebenso wenig zu ausgeschriebenen Stellen äußern wie Zulieferer Mahle, der schon mehrere Abbauprogramme hinter sich hat.

Auch bei Daimler Truck sieht es mau aus

Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck wiederum teilt mit, man rekrutiere trotz Effizienzprogramms Experten und verweist auf die unternehmenseigene Seite für Stellenangebote: Hier sind derzeit aber nur drei Praktika ausgeschrieben.

Bosch schreibt trotz Jobabbau-Programmen viele Stellen aus

Bleibt von den drei größten Unternehmen der Region nur noch der Technologiekonzern Bosch, der ebenso massiv Jobs abbaut. Bosch ist breiter aufgestellt als die Automobilbauer und hat derzeit 220 Stellen im Großraum Stuttgart unbesetzt, 70 davon sind ausgeschrieben – vor allem in den Bereichen Engineering und Kundendienst. Am stärksten gefragt sind Sicherheits- und Gebäudetechniker. „Externe Ausschreibungen bleiben ein zusätzlicher Baustein, um hoch spezialisierte Profile und Zukunftskompetenzen zu gewinnen“, beurteilt man die Stellenentwicklung für die kommenden Jahre.

Die Stadt Stuttgart muss sparen – und sucht dennoch viele Arbeitskräfte

Die Krise in der Automobilbranche wirkt sich auf die Stadt Stuttgart aus, weil die Einnahmen aus der Gewerbesteuer eingebrochen sind. Es muss massiv gespart werden – konkret an den freiwilligen Ausgaben wie Kultur, Bäder oder Kinderangebote. Hier hat der Gemeinderat Ende September eine befristete (Wieder-)Besetzungssperre aller Stellen bis mindestens Ende März 2026 beschlossen.

Die halbwegs gute Nachricht: Knapp 2000 Stellen sind – die Eigenbetriebe nicht mitgezählt – derzeit unbesetzt, davon rund 1500 Stellen in Pflichtbereichen wie öffentliche Sicherheit und Bildung. Hier sind derzeit Dutzende Stellen in den Bereichen Informationstechnik, Ingenieurwesen und Ordnungs- und Leistungsverwaltung ausgeschrieben – wobei der „Schwerpunkt weiterhin insbesondere auf pädagogischen Fachkräften“ liege, wie es bei der Stadt heißt.

In der Landesverwaltung werden in vielen Bereichen Fachkräfte gesucht

Bleibt noch die Landesverwaltung – mit mehr als 39.000 Beschäftigten Stuttgarts größter Arbeitgeber. Es würde zu weit führen, die Ministerien und untergeordneten Behörden zu benennen. Sicher ist, dass sich ein Blick auf die Webseiten lohnt. So teilt die Oberfinanzdirektion Baden-Württemberg, zu der die vier Stuttgarter Finanzämter zählen, mit, dass man „stets auf der Suche nach engagierten Personen“ sei – zum Beispiel nach Juristen oder Informatikern.

Im Regierungspräsidium Stuttgart heißt es, derzeit seien 80 Stellen in praktisch allen Bereichen unbesetzt – aber nur gut zehn Stellen extern ausgeschrieben. Das Oberlandesgericht Stuttgart wiederum sucht an den verschiedenen Gerichtsstandorten wie dem Amts- und Landgericht Fachkräfte, etwa für die Verwaltung, die Serviceeinheiten oder den Justizwachtmeisterdienst. Auch Quereinsteiger sind hier willkommen. An der Uni Hohenheim sind aktuell 20 Stellen zu besetzen.

Die meistgesuchten Bereiche bei der Arbeitsagentur Stuttgart

Arbeitsagentur
Bei der Arbeitsagentur Stuttgart sind vor allem Stellen in der öffentlichen Verwaltung, bei Sozialversicherungen, in der Verteidigung, Rechts- und Steuerberatung, Wirtschaftsprüfung, in Erziehung und Unterricht, im Gast- und Baugewerbe sowie im öffentlichen Nahverkehr gemeldet.

Allianz und LBBW
Bei der Allianz und der LBBW, die in Stuttgart zusammen 11.500 Arbeitsplätze bieten, ist es vergleichsweise ruhig bei den Stellenausschreibungen. Ein Blick auf die Unternehmenswebseiten kann sich dennoch lohnen.

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