EM 2024 – Unfall mit ungarischem Ministerpräsidenten Ein Todesopfer in Orbáns Polizeieskorte

Unglücksort Albplatz: Eines der Polizeimotorräder liegt auf der Kreuzung. Foto: 7aktuell/Andreas Werner

Auf dem Weg des ungarischen Ministerpräsidenten zum Flughafen werden zwei Polizeimotorräder in Degerloch von einem Auto gerammt. Ein Beamter stirbt, der andere wird schwer verletzt.

Schock in Degerloch: Bei einem Unfall auf der B 27 in Degerloch sind im Bereich Albplatz zwei Polizeibeamte der Stuttgarter Motorradstaffel schwer verunglückt. Wie es heißt, wollten die Raureiter, so der Spitzname der Stuttgarter Motorradpolizisten, am Montag gegen 11.15 Uhr für den Konvoi des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán im Bereich Löffel- und Rubensstraße eine Absperrung einrichten – als sie von einem BMW gerammt wurden. Die Polizisten im Alter von 27 und 61 Jahren wurden erfasst. Der Ältere erlag in einem Krankenhaus seinen schweren Verletzungen.

 

Eine 69-jährige BMW-Fahrerin hatte von der Rubensstraße nach links auf die B 27 abbiegen wollen – und dabei die Absperrung übersehen. Sie kollidierte mit dem 61-jährigen Polizeimotorradfahrer in der Kolonne. Dessen Motorrad wurde noch gegen die Maschine des 27-Jährigen geschleudert, der die Kreuzung abgesperrt hatte. Auch dieser Beamte erlitt schwere Verletzungen. Für den 61-Jährigen kam indes jede ärztliche Hilfe zu spät – er starb später in einer Klinik. „Die tragischen Umstände des Todes unseres geschätzten Kollegen machen uns fassungslos und treffen die gesamte Stuttgarter Polizei ins Mark“, sagt Polizeipräsident Markus Eisenbraun. „Dieser schreckliche Unfall hat uns mit Gewalt aus dieser fröhlichen EM-Stimmung herausgerissen“, erklärte Oberbürgermeister Frank Nopper.

Dass der ungarische Ministerpräsident am Sonntagabend tatsächlich in Stuttgart weilte, war in den Tagen zuvor zwar angekündigt worden – allerdings stand Viktor Orbán im Gegensatz zu seinem Besuch letzte Woche beim Ungarn-Auftritt gegen Deutschland in Stuttgart diesmal eher im Schatten des öffentlichen Interesses. Übernachtet hat die ungarische Delegation im Radisson Hotel im Porsche Design Tower auf dem Pragsattel. Wann genau Orbán wieder zurückreisen würde, sollte eigentlich ein Geheimnis bleiben.

Orbán hatte sich zuvor den Vorrundensieg angeschaut

Was sich am Montagvormittag allerdings schlagartig änderte. Auch Kretschmanns Regierungssprecher Matthias Gauger konnte auf Nachfrage unserer Zeitung „nicht dementieren“, dass der Unfall in Degerloch etwas mit Viktor Orbáns Rückkehr zu tun hatte. Der Ministerpräsident sei am Sonntagabend in Stuttgart gewesen und habe sich den Euro-Vorrundensieg der ungarischen Nationalmannschaft gegen Schottland in der Arena Stuttgart angeschaut, sagte Gauger.

Die Karambolage auf der B 27 löste einen Großalarm aus. Feuerwehr und Rettungsdienst rückten mit insgesamt neun Einsatzfahrzeugen aus – darunter zwei Rettungswagen, ein Notarzteinsatzfahrzeug sowie ein Löschzug. Dabei waren 32 Einsatzkräfte am Unfallort tätig, so Pressesprecher Daniel Anand gegenüber unserer Zeitung. Zur Dokumentation war auch ein Polizeihubschrauber im Einsatz.

Straßensperrung mit erheblichen Verkehrsbehinderungen

Die Löffelstraße war über mehrere Stunden gesperrt – dadurch kam es zu erheblichen Behinderungen und Staukolonnen auf der B 27 zwischen Bopser und SI-Centrum in Möhringen. Auch auf den Umleitungsstrecken mussten sich Autofahrer in Geduld üben. Den letzten schweren Unfall eines Polizeimotorradfahrers gab es im März 2022 bei einer Verfolgungsfahrt in der Stuttgarter Innenstadt. Ein BMW-Fahrer hatte sich nicht kontrollieren lassen wollen und sich ein Duell mit zwei Beamten geliefert. Dabei hatte er offenbar auch versucht, einen der beiden Motorradpolizisten seitlich gegen den linken Bordstein zu drängen. Der verletzte Beamte konnte sich aber auf der Maschine halten. Der 22-jährige BMW-Fahrer wurde festgenommen. Er stand unter Drogeneinfluss.

Weitere Themen

Weitere Artikel zu Stuttgart Polizei