Bankchef Neske nennt die Turbulenzen bei der LBBW Asset Management „sehr ärgerlich“. Er sieht die Vorwürfe gegen Manager entkräftet – und setzt darauf, dass rasch Ruhe einkehrt.
Es war eigentlich ein rundum gelungener Tag für Rainer Neske. Der Chef der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) konnte von einem Rekordergebnis und einem für die Zukunft gut gerüsteten Institut berichten. Doch am Rand der Bilanzpressekonferenz diese Woche wurde er auch auf die Turbulenzen beim Vermögensverwalter LBBW Asset Management (AM) angesprochen, die durch unsere Zeitung publik geworden waren.
„Es ist sehr ärgerlich, dass es zu so einer Eskalation gekommen ist”, sagte Neske laut einem Reporter des Wirtschaftsdienstes Bloomberg. Doch wenn sich einzelne Mitarbeiter über eine Führungskraft beschwerten, müsse die Bank reagieren. Als Konsequenz habe man eine Untersuchung in Auftrag gegeben, die inzwischen abgeschlossen sei und „nichts aufgedeckt hat, was über einen normalen Change-Prozess hinausgeht“. Bei solchen Veränderungen gebe es schon mal Spannungen, das sei nicht ungewöhnlich. Was genau damit gemeint war, blieb für Bloomberg unklar.
Volles Vertrauen für die Geschäftsführung
Fast wortgleich hatte sich eine LBBW-Sprecherin zuvor gegenüber unserer Zeitung geäußert. „Die Ergebnisse des externen Gutachtens gehen nicht über das hinaus, was in einem Veränderungsprozess eines Unternehmens üblich ist“, teilte sie mit. Der Aufsichtsrat der LBBW Asset Management habe daher „in seiner letzten Sitzung der gesamten Geschäftsführung einstimmig sein volles Vertrauen ausgesprochen“ – also nicht nur dem kritisierten Chief Investment Officer (CIO) Michael Hünseler, sondern auch dem Vorsitzenden Uwe Adamla und dessen Stellvertreter Dirk Franz. Die 100-prozentige LBBW-Tochter widme „ihre volle Aufmerksamkeit nun der weiteren Ausgestaltung des internen Veränderungsprozesses“. Weitere Fragen zu den Turbulenzen um Hünseler wurden nicht mehr beantwortet, man möchte bei der „AM“ offensichtlich Ruhe einkehren lassen.
Dabei ist noch einiges unklar rund um die Aufarbeitung der Vorwürfe, die angeblich 20 von 40 Anlage-Managern wegen Hünselers Führungsstil erhoben hatten; die Namen der Beschwerdeführer blieben beim Betriebsrat hinterlegt. Wer zum Beispiel erteilte den Auftrag an die Berliner Kanzlei Hengeler Mueller? Die Geschäftsführung habe das getan, berichtete die LBBW zunächst, dann sprach Neske vom Aufsichtsrat. Die Auflösung: der Aufsichtsratschef und Bank-Vorstand Dirk Kipp habe das veranlasst. Auch über die genaue Fragestellung und die Möglichkeiten zur (anonymen) Beteiligung gibt es keine näheren Auskünfte.
Keine „strafrechtlich relevanten Erkenntnisse“
Zum Ergebnis hieß es intern, es hätten sich keine „strafrechtlich relevanten“ Erkenntnisse ergeben. Dabei waren solche Vorwürfe jedenfalls gegen die Geschäftsführung offensichtlich nicht erhoben wurden. Offiziell sagt die Bank aus Gründen des Schutzes von Persönlichkeitsrechten und Geschäftsgeheimnissen nur, die Vorwürfe hätten sich als „so nicht zutreffend oder überzeichnet“ erwiesen.
Offen blieb zudem, ob die Anwälte auch Kritiker von Hünseler aufs Korn nehmen sollten. Manche Vorwürfe grenzten an Rufmord oder Verleumdung, hatte es intern geheißen. Dies wurde wiederum als versuchte Einschüchterung empfunden. Bestätigt sahen sich die Kritiker des „CIO“ durch eine aktuelle Mitarbeiterbefragung. Bei den sogenannten Freitextfeldern zeige sich, dass die Kritik nicht nur von den Portfolio-Managern komme, sondern aus der „Breite der gesamten Belegschaft“. Neske wies umgekehrt darauf hin, es hätten sich auch Mitarbeiter von den erhobenen Vorwürfen „hart distanziert“.
Vorwurf der Vetternwirtschaft
Zur Liste der Kritikpunkte („nicht abschließend“) gehörte übrigens auch ein brisanter Vorwurf: „Vetternwirtschaft bei der Einstellung von Führungskräften“. Näher ausgeführt wurde dies nicht. Im Blick ist dabei offenbar ein Vorgang, bei dem ein Manager samt komplettem Team von einer Tochtergesellschaft der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank zur LBBW Asset Management wechselte – also aus dem Umfeld des früheren Arbeitgebers von Geschäftsführer Franz. Zur Bilanz des vor knapp einem Jahr gekommenen Teams wollte sich die Bank ebenso wenig äußern wie zu dem Filz-Vorwurf.
Der Bank-Chef Neske setzt derweil darauf, dass die Kontrahenten sich wieder vertragen. „Ich gehe jetzt davon aus“, sagte er laut Bloomberg, „dass sie aufeinander zugehen.”