Die einst glanzvolle Casino-Stadt an der Ostküste ist insolvent. Schuld daran ist die Wirtschaftskrise – und auch der schrille Immobilienmogul.

New York - Das Restaurant des Trump Plaza Casinos in Atlantic City sieht so aus, als würde es jeden Moment seine Türen öffnen. Die Tische sind mit weißen Tüchern bedeckt, das Besteck und die Gläser stehen für die Gäste bereit. Doch wenn man genau hinschaut, sieht man, wie sich der Staub darauf sammelt. Das Casino, das den Namen des großspurigen Präsidentschaftskandidaten aus New York trägt, ist bereits seit Herbst 2014 geschlossen. Es ist ein Symbol. Zum einen steht es für den Niedergang der einst glanzvollen Casino-Stadt an der amerikanischen Ostküste, rund zwei Busstunden von New York entfernt. Zum anderen steht es für die monumentale Bauchlandung, die Trump in dieser Stadt als Geschäftsmann hingelegt hat.

 

Zu Beginn dieser Woche kündigte die Stadt Atlantic City an, ab April alle städtischen Dienste einzustellen. Die Stadt ist insolvent, der Schuldenberg von 240 Millionen Dollar kann nicht mehr bewältigt werden. Dennoch wehren sich die Stadtoberen gegen eine vollständige Übernahme durch den Staat New Jersey. Die Verhandlungen darüber, in welchem Maße die Stadtregierung die Kontrolle über ihre Geschäfte behalten darf, sind ins Stocken geraten.

Atlantic City, dessen Wirtschaft, ähnlich Las Vegas, praktisch exklusiv auf dem Casino-Geschäft beruht, ist seit Jahren in Schwierigkeiten. Die Wirtschaftskrise von 2008 hat der Stadt hart zugesetzt, die Reisebusse mit spielfreudigen Ausflüglern aus New York, Philadelphia und Washington blieben immer häufiger aus. Hinzu kommt der wachsende Wettbewerb durch andere Casinos in der Region, die näher an den urbanen Zentren gebaut wurden. So liegt heute die Arbeitslosigkeit in Atlantic City bei 14 Prozent, die Rate an Zwangsvollstreckungen gehört zu den höchsten im Land.

Trumps Investitionen waren spektakuläre Fehlschläge

Donald Trump, der in seinem Wahlkampf immer wieder sein Geschick als Geschäftsmann hervorhebt, ist sicher nicht alleine für diese Pleite verantwortlich. Doch seine Großinvestitionen und seine spektakulären Fehlschläge in Atlantic City haben maßgeblich zu der Misere der Casino-Stadt beigetragen. „Durch seine Pleiten hat die gesamte Region schwere Schläge abbekommen“, sagt Billy Gabriel, ein Lebensmittellieferant, der unter der Casino-Baisse selbst schwer zu leiden hat.

Trump fing zu Beginn der achtziger Jahre an, in Atlantic City zu investieren. Zuerst beteiligte sich der junge Immobilien-Investor am Holiday Inn und am Hilton der seinerzeit aufblühenden Spieler- und Entertainmentstadt. Doch diese Investitionen waren Trump, dessen Vater sich in New York als erfolgreicher Bauherr einen Namen gemacht hatte, nicht genug. „Er wollte immer etwas Großes tun, um seinen Vater stolz zu machen“, sagte seine Ex-Ehefrau Ivana jüngst in einem Interview mit dem Fernsehsender ABC.

So baute Trump das Taj Mahal, ein Casino von der Größe, wie es die Welt noch nicht gesehen hatte. Das Taj Mahal war beinahe 200 Meter hoch und erstreckte sich über eine Fläche von 70 000 Quadratmetern. „Kein Casino, das auch nur halb so groß ist, war jemals wirtschaftlich“, sagt der Casino-Unternehmer Steve Wynn. „Es war von Anfang an zum Scheitern verurteilt.“

Zeitweise musste Trump 95 Millionen Dollar Zinsen zahlen

Da das Taj Mahal anders kaum zu finanzieren war, kaufte Trump in den achtziger Jahren reichlich verfügbare Ramschanleihen – zu Wucherzinsen. Als ein Analyst prophezeite, dass das Projekt zum Scheitern verurteilt sei, verklagte Trump ihn und stellte sicher, dass er gefeuert wurde. Später bekam dieser einen Schadenersatz von 750 000 Dollar zugesprochen.

Es kam, wie es kommen musste. Trump kam der Schuldenlast, die jährlich allein 95 Millionen Dollar an Zinsen betrug, nicht bei. Auch eine Bargeld-Infusion durch seinen Vater konnte die Pleite nicht mehr verhindern. Trump meldete Bankrott an. Die Pleite brachte ihn an den Rand der persönlichen Insolvenz, er musste seine Yacht und zahlreiche seiner Immobilien verkaufen oder beleihen. Trotzdem stellt er heute das Taj Mahal als Beispiel für seinen guten Geschäftssinn dar. Die Tatsache, dass er die Insolvenzgesetze so genutzt habe, dass er nicht unterging, sei ein Beleg seines großen Unternehmersinns.

Die Menschen vor Ort schimpfen auf den Milliardär

Trump gab nicht auf, als die Konjunktur wieder anzog, investierte er erneut in Atlantic City. Doch auch im zweiten und im dritten Anlauf hatte er keine Fortune. Seine Gesellschaften in der Stadt mussten zwei weitere Male, 2004 und 2009 Bankrott anmelden. Diese Pleiten hatten schwere Auswirkungen auf die Wirtschaft von Atlantic City. Auf dem Höhepunkt seines Engagements in der Stadt, Mitte der Neunziger, kontrollierte Trump 25 Prozent des Casino-Geschäfts dort. Seine Pleiten kosteten nicht nur viele Menschen den Arbeitsplatz. Sie ließen auch unzählige Geschäftspartner auf unbeglichenen Außenständen sitzen.

In einer der jüngeren Präsidentschaftsdebatten sagte Trump, er sei „sehr stolz darauf“, was er in Atlantic City erreicht habe, er habe „dort einen Haufen Geld gemacht“. Vor Ort sieht man das anders. „Er ist mit eingekniffenem Schwanz aus der Stadt geflohen, nachdem er einen Haufen Schaden angerichtet hat“, sagt Steve Perskie, Chef der Casino-Kontroll-Kommission von New Jersey gegenüber der „Washington Post“. Die Art und Weise, wie Trump in Atlantic City Geschäfte gemacht habe, „sei wahrlich kein Vorbild für Redlichkeit und guten Geschäftssinn“. Viel eher sei es die Geschichte eines Mannes, der zur Befriedigung seines Egos skrupellos enorme Risiken eingeht.