Die Tempo 40 am Königsträßle auf der Waldau können nicht bleiben. Die Stadt sieht als Alternative die Fahrradstraße mit Tempo 30 als bevorzugte Lösung. Doch diese Variante ist umstritten.
Wie geht es weiter mit dem Königsträßle? Nicht nur in Birkach und Degerloch wird mit Spannung erwartet, welche Verkehrsregelungen künftig auf der Verbindungsstraße zwischen den beiden Ortsteilen gelten sollen. Klar ist: Stand heute kann es bei Tempo 40 nicht bleiben. Das Stadtplanungsamt hat deshalb jetzt sechs Varianten vorgestellt. Eine davon: die umstrittene Fahrradstraße mit Tempo 30 für den Autoverkehr. Das Stadtplanungsamt macht keinen Hehl daraus, diese Variante zu priorisieren.
Schlechter Zustand des Straßenbelags
Das beschauliche Sträßchen zwischen dem Birkacher Stadtteil Schönberg und der Waldau hat sich zu einem Zankapfel entwickelt. Seit 2010 gilt auf der schmalen, unmarkierten Straße durch den Wald eine Höchstgeschwindigkeit von 40 Kilometern pro Stunde. Grund dafür war der schlechte Zustand des Fahrbahnbelags.
Da die Straße, die Teil der Hauptradroute 3 ist, bis auf ein ganz kleines Stück inzwischen saniert ist, bestehe keine Rechtsgrundlage mehr für die Beibehaltung von Tempo 40, betont die Stadt. Davor galt auf dem Königsträßle Tempo 60, woran sich freilich bei weitem nicht jeder Verkehrsteilnehmer gehalten hatte. Für Tempo 40 gilt entsprechendes.
Vor den Bezirksgremien in Birkach und Degerloch hat Verkehrsplaner Andreas Hemmerich vom Stadtplanungsamt nun sechs Varianten der künftigen Verkehrsregelung auf der 2,5 Kilometer langen Straße vorgestellt, von denen allerdings einige nach Ansicht der Stadt von vornherein ausscheiden. So Variante eins, die eine Beibehaltung von Tempo 40 beschreibt, obwohl, wie betont, die Rechtsgrundlage fehle.
Die Variante zwei, zurück zu Tempo 60, sei zwar möglich, so Hemmerich, würde aber weder im Sinne des grundsätzlichen politischen Ziels einer „fahrradfreundlichen Stadt“ die Straße für Radfahrer attraktiver machen noch den Schleichverkehr eindämmen. Das Gegenteil wäre der Fall.
Auto sollen nicht komplett verbannt werden
Keine Empfehlung erhält demnach auch eine Regelung, die eine mögliche Fahrradstraße ganz ohne Autoverkehr vorsähe. „Damit geht die direkte Verbindung für den Kfz-Verkehr zwischen Schönberg und Degerloch verloren“, so Hemmerich. Nicht nur der Vorsitzende des Bürgervereins Schönberg, Veit Mathauer, plädierte vor dem Bezirksbeirat Birkach dafür, genau das unbedingt zu vermeiden. Aus demselben Grund sei nach Ansicht der Stadtverwaltung auch eine Variante nicht empfehlenswert, die eine Fahrradstraße mit Einbahnstraßenregelung für den Kfz-Verkehr kombiniere.
Dasselbe gelte auch für eine Fahrradstraße mit Anliegerregelung. Der Grund: Da die meisten Verkehrsteilnehmer kein Anliegen direkt am Königsträßle haben, käme das einer Sperrung gleich. Ein solche Anliegerregelung sei zudem schwer überwachbar.
Bleibt eine Regelung, die dem interfraktionellen Gemeinderatsantrag von Grünen, SPD, Fraktion, Piraten und PULS aus dem Jahr 2023 weitgehend entspricht: eine Fahrradstraße mit Freigabe für den Kfz-Verkehr bei Tempo 30. Für diese Lösung macht das Stadtplanungsamt die meisten Vorteile geltend: Die Verkehrsverbindung bliebe für den Autoverkehr erhalten, für den Schleichverkehr würde die Route unattraktiver und für den Radverkehr sicherer. Im Ortsbereich Degerloch würde dann mit Ausnahme der Kreuzung Königsträßle/Löwenstraße die Fahrradstraße bevorrechtigt.
Eine große Mehrheit befürwortet die Lösung
Nicht nur die Verkehrsplaner der Stadt scheinen die Variante zu bevorzugen. Auch im Bezirksgremium in Degerloch trifft sie auf eine große Mehrheit. Lediglich ein CDU-Bezirksbeirat plädierte für die Rückkehr zu Tempo 60. Anders das Bild in Birkach: Dort machte das gesamte bürgerliche Lager deutlich, dass sie eine Geschwindigkeitsreduzierung auf 30 Kilometer pro Stunde nicht gutheiße.
So spricht sich CDU-Bezirksbeirat Jürgen Holzwarth dafür aus, stattdessen noch einmal zu prüfen, ob eine Beibehaltung von Tempo 40 ohne Fahrradstraße rechtlich nicht doch in irgendeiner Weise möglich sei. „Eine Fahrradstraße im Außerortsbereich ist völlig untypisch“, betonte Holzwarth. Er kündigte an, dass seine Fraktion einen entsprechenden Prüfantrag stelle.
Chance auf Umsetzung im kommenden Jahr
Karin Amler, Grünen-Bezirksbeirätin in Degerloch unterstrich, dass die Variante Fahrradstraße plus Tempo 30 „die Sicherheit für Passanten und für den Radverkehr auf der Strecke erhöht“. Die Grünen rechneten vor, dass Autofahrer bei Tempo 60 lediglich 90 Sekunden einsparen.
Die Stadtverwaltung kündigte an, nach der Erarbeitung einer Vorlage im ersten Halbjahr 2025 sowie eines entsprechenden Beschlusses des Gemeinderats, die Umwidmung des Königsträßles in eine Fahrradstraße in der zweiten Jahreshälfte 2025 umsetzen zu können.