Anwohner brauchen in Gablenberg gute Nerven. In den frühen Morgenstunden donnern bereits die ersten Lastwagen durch den Stadtteil im Stuttgarter Osten. Das Brummen der Motoren ist entlang der Gablenberger Hauptstraße selbst bei geschlossenen Fenstern noch zu hören, an Schlaf ist in manchen Räumen nicht mehr zu denken. Auf die Sattelschlepper, Betonmischer und Co. folgen zahlreiche Pendler, die zwischen den Fildern und dem Neckartal unterwegs sind.
Burnouts in der Gablenberger Hauptstraße
Doch damit nicht genug: Sobald der Berufsverkehr nachlässt, erobern Sportwagen und schnelle Motorräder die Straßen. Mit durchdrehenden Reifen wird am Schmalzmarkt vor dem Irish Pub „Alte Schule“ in Richtung Ostendplatz beschleunigt oder auf den Kurven zur Payerstraße das Fahrwerk getestet. Das Wohngebiet und Tempo 40 werden ignoriert.
Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) fordert seit knapp zwei Jahren, Gablenberg und Gaisburg vom Durchgangsverkehr zu entlasten. Bislang ohne Erfolg. Dementsprechend kritisiert Thomas Baur, der verkehrspolitische Sprecher des Kreisverbands Stuttgart, die „Untätigkeit der Stadtverwaltung gegen die Autoflut in Stuttgart-Ost“. Die geplante Aufwertung der Gablenberger Ortsmitte müsse mit verkehrsberuhigenden Maßnahmen einhergehen. „Der erste Schritt ist ein Einfahrtsverbot für Autos und Lastwagen am Schmalzmarkt in Richtung Wagenburgstraße“, sagt Baur. Dadurch würde sich der Verkehr durch die Gablenberger Hauptstraße halbieren. Ähnlich wie am Cannstatter Bahnhof könnte ein Blitzer das Durchfahrtsverbot kontrollieren. Die Schneise müsse geschlossen werden, wollte man die Aufenthaltsqualität verbessern.
BUND fordert nachts Tempo 30
Der BUND schlägt vor, den Kfz-Verkehr in der Planck- und Schwarenbergstraße zu bündeln, da dort die Landesstraße verläuft. „Mit einer Pförtnerampel an der Geroksruhe, Tempo 30 von der Merzschule bis zur Wagenburgstraße und einem Lkw-Abbiegegebot in Richtung Wagenburgtunnel kann die Lärmbelastung auf ein vertretbares Maß gesenkt werden“, sagt Baur.
Die Vorschläge des BUND sind bereits vor eineinhalb Jahren in einen gemeinsamen Antrag von Grünen, SPD, SÖS/Linke und PULS eingeflossen. Es sei bislang jedoch nicht erkennbar, dass die Verwaltung die Ideen prüfe, sagt Baur. Er befürchtet, dass mit den Planungen zum Schmalzmarkt der Verkehr weiter auf viele Straßen verteilt werden soll, ohne „dass Rücksicht auf die Anwohner der Gablenberger Hauptstraße und ihrer Funktion als Einkaufsstraße und Ortsmitte genommen würde“.
Appell an die Lokalpolitiker
Er appelliert daher an die Bezirks- und Gemeinderäte, den Beschluss zur Umgestaltung des Schmalzmarkts zurückzustellen, bis eine Variante mit Einfahrtsverbot in die Gablenberger Hauptstraße vorliegt. Gleichzeitig betont der BUND-Sprecher, dass die Zeit drängt. „Spätestens mit der Fertigstellung des Leuze-Knotens in einem Jahr muss der Großteil des Verkehrs durch den Osten wieder über die B14 und B10 geführt werden. Wann kommt die Verwaltung mit ihrem Konzept zur Verkehrsberuhigung Gablenberg und Gaisburg? Die Autos werden nicht von alleine aus den Wohngebieten entlang der Wagenburg- und Talstraße verschwinden“, sagt Thomas Baur.