Zwei Stuttgarter berichten, ihre Solaranlage sei seit Monaten am Netz, doch es gebe massive Verzögerungen bei den Stromzählern. Stuttgart Netze reagiert auf die Kritik.
Wenn Harald Rauber von seiner bisherigen Zeit mit der Solaranlage erzählt, wird deutlich, dass bei dem Plieninger einiges schiefgelaufen zu sein scheint. Bereits im April gingen die Photovoltaik-Zellen ans Netz – aber selbst ein knappes halbes Jahr später kann er nicht behaupten, dass jetzt alles läuft. Stattdessen sagt er, der schöne Sommer sei teils verloren. Finanziell.
Zählerwechsel in Stuttgart verzögere sich
Zwar produziert Harald Rauber auf seinem Dach seit dem Frühling Strom aus Sonnenenergie. Die Spitzenleistung: 16,6 Kilowattpeak. Das Meiste verbrauche die Familie selbst; was dann trotzdem als Überschuss ins allgemeine Netz gingt, für das bekam Rauber im Sommerhalbjahr keinen Cent. Der Grund: Obschon Anfang Mai beantragt, dauerte es bis zum Zählerwechsel mehrere Monate. Im September sei dann eine moderne Messeinheit eingebaut worden, obwohl Rauber einen Smart-Meter bestellt habe.
Nach vielen Minuten in der Warteschleife des Netzbetreibers Stuttgart Netze wirkt der Plieninger gereizt: „Da weiß die linke Hand nicht, was die rechte tut.“ Ein weiteres Beispiel, das er dafür anführt: Sein alter Stromvertrag für die mittlerweile 14 Jahre alte Wärmepumpe laufe weiter, obschon sie inzwischen über die hauseigene Solaranlage gespeist werde. Das bedeutet, dass er die Abschläge weiterhin bezahlt, weil Stuttgart Netze den Zählerwechsel bisher nicht bestätigt habe.
Der Fall von Rauber ist kein Einzelfall. Auch ein Eigentümer aus dem Stuttgarter Osten berichtet von einem holperigen Start. Seinen Namen möchte er nicht öffentlich machen, er ist der Redaktion bekannt. Seine Anlage sei seit dem Juni am Netz, berichtet er. Er warte aber nach wie vor auf den Zähler. An der Hotline habe man ihm gesagt, dass dauere mindestens zwölf Wochen. Tausende seien betroffen. Ums Geld geht es ihm dabei nicht, sondern ums Prinzip.
Von 2021 bis 2024 – Anfrage in Stuttgart hat sich vervierfacht
Vor rund zwei Jahren häuften sich die Schwierigkeiten für neue Photovoltaik-Besitzer in Stuttgart auffällig. Der Netzbetreiber räumte im Februar 2024 ein, dass der wachsende Andrang eine Herausforderung sei. Die Zahl der anschlusswilligen Stuttgarter habe sich im Vergleich zu 2021 vervierfacht. In der Folge habe man das Personal an der Stelle allerdings inzwischen nahezu verdoppelt, sagt jetzt der Sprecher von Stuttgart Netze, Maximilian Hugger.
Nicht zutreffend sei es, dass Tausende in Stuttgart solche Probleme wie die beschriebenen hätten. „Zwar erleben wir aktuell eine konstant hohe Nachfrage. Die Anzahl der Kunden, die den Prozess aktuell durchlaufen, ist aber deutlich geringer“, sagt er. „Eine überproportionale Häufung von Problemen im Bearbeitungsprozess können wir nicht bestätigen.“ Ab dem Jahreswechsel 2025/2026 soll ein externer Dienstleister den Zählerwechsel unterstützen.
Gibt es für Stuttgarter Chance, noch Geld zu bekommen?
Harald Rauber aus Stuttgart-Plieningen hat hochgerechnet, dass ihm diesen Sommer 500 bis 600 Euro entgangen sein dürften. Weil kein Zähler festgehalten hat, wie viel die Anlage ins Netz eingespeist hat. Welche Möglichkeiten hat der Verbraucher? Kann er dies im Nachhinein geltend machen?
Laut Stuttgart Netze ist Folgendes zu beachten:
- Wurde der Zählereinbau nicht rechtzeitig erledigt, könne die eingespeiste Energie unter Umständen nachträglich vergütet werden.
- Voraussetzung: Die Energiemenge kann „plausibel nachgebildet werden“, so Maximilian Hugger.
- Betroffene Kunden sollten sich am besten zeitnah melden.
Die Zahl der Solaranlagen in Stuttgart wächst stark – wie bundesweit auch. Im Februar 2024 waren es laut Stuttgart Netze rund 6500, inzwischen seien es circa 9300 mit einer Gesamtleistung von etwa 115 Megawatt (MW). „Ein modernes Windrad erreicht rund sieben Megawatt“, so Hugger.
Grundsätzlich gelte, so der Stuttgart-Netze-Sprecher: „Die Einspeisung aus Photovoltaikanlagen stellt für das Stuttgarter Stromnetz keine strukturelle Herausforderung dar. Uunser Netz ist für hohe Lasten ausgelegt und kann die wachsende Zahl an PV-Anlagen gut aufnehmen.“