VfB Stuttgart gegen 1. FC Heidenheim Warum das große Spiel für den VfB-Gegner erst noch kommt

Freude nach dem Siegtor in Stuttgart: Die Heidenheimer Mathias Honsak (li.) und Frans Krätzig. Foto: imago/Michael Weber

Der 1. FC Heidenheim hat nach dem Sieg beim VfB beste Chancen, zumindest den Relegationsplatz zu erreichen. Am nächsten Freitag kommt es zum großen Showdown.

Sport: Marco Seliger (sem)

Am Ende packte Frans Krätzig mit an. So lernt man das wohl auf der rauen Ostalb unter dem strengen Lehrmeister Frank Schmidt: Selbst eine Stunde nach Spielschluss ist die Arbeit nicht zu Ende. Und so schleppte der Linksverteidiger des 1. FC Heidenheim am späten Freitagabend nach dem 1:0-Sieg beim VfB Stuttgart zwei Trikotkoffer durch den Kabinengang raus in Richtung Mannschaftsbus. Krätzig gab damit einen formidablen Zeugwart ab.

 

Eine knappe halbe Stunde zuvor hatte der Blondschopf, der vom vergangenen Sommer bis zum Januar dieses Jahres von seinem Stammverein FC Bayern an den VfB verliehen war und dann nach Heidenheim wechselte, über seine spezielle Rückkehr nach Stuttgart gesprochen. Beim VfB war er gescheitert, so klar muss man das nach nur einem Bundesliga-Einsatz sagen – beim FCH dagegen kommt der U-21-Nationalspieler unter Trainer Schmidt zum Zug und ist unangefochtene Stammkraft. „Es war schon cool und besonders zurückzukehren“, sagte Krätzig also an alter Wirkungsstätte und ergänzte lässig: „Am Ende spielen wir dann doch gegeneinander, das ist Fußball.“

Ja, und bei diesem Fußballspiel lief am Ende alles für die Heidenheimer, die nach dem späten Siegtor, einem Sonntagsschuss mit links in bester Arjen-Robben-Manier von Mathias Honsak, berechtigte Hoffnungen darauf haben, am Saisonende wenigstens den Relegationsplatz zu erreichen. Am kommenden Freitag kommt es für den Tabellen-16. zum großen Showdown daheim gegen den direkten Konkurrenten VfL Bochum (20.30 Uhr). „Der Sieg beim VfB gibt uns viel Selbstvertrauen“, sagte Frans Krätzig noch: „Wenn wir jetzt mit breiter Brust gegen Bochum auftreten, werden wir die drei Punkte daheim lassen.“

Wie dieser Plan in der kommenden Trainingswoche angegangen werden soll, davon hatte Coach Schmidt am Freitagabend in Stuttgart konkrete Vorstellungen. „Wir gehen jetzt nicht nach Heidenheim in die Kneipe und feiern zwei Tage“, sagte er nach dem Dreier beim VfB und kündigte an: „Wir werden einen Tag frei machen - und dann jeden Tag trainieren.“

Nach dem großen Spiel gegen Bochum folgen für Heidenheim dann noch die Aufgaben bei Union Berlin und gegen Werder Bremen. Mit dem überraschenden Erfolg beim VfB ist der FCH nun wieder in die Spur gekommen – nachdem es vorher gegen Bayer Leverkusen, Eintracht Frankfurt und den FC Bayern drei Pleiten mit insgesamt 0:8 Toren gegeben hatte. „Das entscheidende nach den drei Niederlagen in Folge war, dass das Innenleben der Mannschaft passt“, sagte Schmidt: „Das hat man jetzt gegen den VfB gesehen, dass das Team alles reingeworfen hat. Alle haben Bock auf den 16. Tabellenplatz, mit diesem Zusammenhalt müssen wir die Spiele angehen.“

Dass dabei gegen nominell besser aufgestellte Gegner wie den VfB immer auch ein bisschen Fortune dazugehört – geschenkt. „Ich glaube, man braucht nicht darüber reden, dass wir in den richtigen Sequenzen auch das Quäntchen Glück hatten“, sagte der bärenstarke Torhüter Kevin Müller angesichts einiger großer Stuttgarter Chancen und Alu-Treffer: „Das hatten wir in den letzten Wochen und Monaten vielleicht nicht so – ich bin Romantiker und Idealist und ich glaube, das erarbeitet man sich ein Stück weit.“

Am Ende soll die Arbeit, die in Heidenheim nie ausgeht, zum großen Ziel Klassenverbleib führen. Wenn es sein muss, auch mit Überstunden und zwei Extraschichten in der Relegation.

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