Mit Servicekräften aus Nepal macht die Wielandshöhe die besten Erfahrungen. Seit einem Jahr will Restaurantchefin Eva Klink zwei junge Frauen nach Stuttgart holen. Es gelingt ihr nicht. Ihr Appell an die Behörden: „Hört auf mit dem Bürokraten-Wahnsinn!“

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Gastronomen fällt es schwer, gutes Personal in Deutschland zu finden. Eva Klink, die Tochter von Vincent Klink, ist voll des Lobes, wenn sie über die jungen Frauen spricht, die ihr der Nepal-Hilfsverein Hey Freeda für das Sterne-Restaurant Wielandshöhe in Degerloch vermittelt hat. Ihre Ausbildung durchliefen die beiden „voller Leidenschaft“, sie seien „äußert lernfähig“ gewesen, hätten rasch die deutsche Sprache beherrscht, sich ein „großartiges Weinwissen“ angeeignet und die Prüfungen „mit Bestnoten“ bestanden. Auch die Gäste seien Fans der Servicekräfte aus Südasien.

 

Weil ihre Ausbildung nun beendet ist, eine von ihnen in Stuttgart bleibt, die andere an den Bodensee zieht, sind zwei Azubi-Stellen frei geworden. Schon vor einem Jahr hat sich Eva Klink auf die Suche nach geeigneten Bewerberinnen gemacht. In Deutschland wurde sie nicht fündig. Da fehlen Fachkräfte. Über Janine Beck, die Gründerin des Nepal-Vereins Hey Freeda, die Hilfe zur Selbsthilfe leisten will und oft vor Ort ist, hat sie Bewerbungen der 27-jährigen Lhadron und der 24-jährigen Tsering erhalten. Die beiden Frauen sind in einem Waisenhaus aufgewachsen, um das sich der Verein seit Jahren ideell und finanziell kümmert.

Deutsches Konsulat verweigert die Ausreise

Alles schien zu passen. Eva Klink schickte von ihr unterschriebene Verträge über Janine Beck nach Nepal, damit die Behörden sehen, dass sie in Deutschland bereits Arbeit haben, also keine Gelder von der Sozialkasse beanspruchen werden. Der Verein Hey Freeda finanzierte Deutschkurse für Lhadron und Tsering. Dennoch verweigerte das deutsche Konsulat in Kathmadu den beiden die Genehmigung, weil ihre Deutschkenntnisse nicht ausreichend seien.

Vincent Klink und seine Tochter Eva Klink leiten zusammen die Wielandshöhe. Foto: privat

Der Wielandshöhe drohe ein Engpass im Geschäft

Eva Klink ist verärgert und klagt über „Bürokraten-Wahnsinn“, mit dem es endlich Schluss sein müsse. In den sozialen Medien protestiert sie gegen das Nein der Botschaft. „Hier werden zwei Steuerzahlerinnen frei Haus nach Deutschland geliefert“, sagt sie, „Deutschland muss absolut nichts machen und nichts zahlen.“ Die Wielandshöhe brauche dringend Personal und gerate in einen Engpass.

„Noch besseres Deutsch werden die beiden schnell bei uns lernen“, sagt die Restaurantleiterin. Bei vier Arbeitstagen und drei freien Tage bleibe Zeit, Schulen zu besuchen. Durch die persönlichen Kontakte von Janine Beck vom Verein sei gewährleistet, dass die Bewerberinnen den Anforderungen gerechet werden.


„Ich kenne die beiden persönlich“, sagt Vereinsgründerin Beck. Angetrieben in ihrem ehrenamtlichen Engagement werde sich von „unerschütterlichen Glauben an die Macht der Bildung“. Ziel des Hilfsprojekts sei es, „ Chancengleichheit zu schaffen und Armut abzuwenden“. Verärgert ist sie, dass die Deutsche Botschaft in Kathmandu weder telefonisch erreichbar sei noch auf E-Mails antworte, um über Lhadron und Tsering zu reden – die so gern in der Wielandhöhe arbeiten würden, aber denen der Aufenthalt in Deutschland trotz bester Prognose verweigert werde.

Janine Beck (links) vom Nepal-Hilfsverin Freeda mit Nymia Buti, die an der Vermittlung der Arbeitskräfte für Deutschland mitwirkt.

Restaurantleiterin Eva Klink kann nicht verstehen, dass es Schlepperorganisationen gelinge, junge Männer nach Deutschland zu bringen, die viel Geld dafür bezahlen müssten und dann nach ihrer Ankunft über keine Arbeitsmöglichkeiten verfügten. Zu behaupten, unzureichende Sprachkenntnisse erlaubten keine Ausreise, hält die Tochter von Vincent Klink „für einen Unfug“. Aus ihren Erfahrungen mit bisherigen Mitarbeitern aus Nepal wisse sie, „wie schnell sie Deutsch können“. Nicht als billige Arbeitskräfte will die Wielandshöhe die jungen Frauen holen. Sie bekommen in der Lehre 2000 Euro brutto, deutlich mehr als das, was im Tarifvertrag steht.