Britta von Sikorski betreibt in ihrer Wohnung in Untertürkheim eine Pflegestelle für Wellensittiche. Zum Wohl der Vögel verzichtet sie sogar auf eine richtige Küche.

In den meisten Küchen scheppert und klirrt es, auch ein Blubbern von kochendem Wasser ist ab und an zu vernehmen. Nicht so bei Britta von Sikorski. Hinter der Küchentür ihrer kleinen Wohnung in Untertürkheim trillert, zwitschert und pfeift es in einer Tour. Pfannen, Töpfe und einen Backofen sucht man vergeblich. Den zwölf Quadratmeter großen Raum haben Wellensittiche eingenommen. Am Abend wird in einer Ecke eine große Voliere aufgebaut, tagsüber können sich die Vögel frei im Raum bewegen. Ringsherum hat Britta von Sikorski aus Ästen, Kork, Holzscheiben, Kokosschalen und anderen Naturmaterialien eine Bewegungslandschaft für ihre tierischen Mitbewohner gebaut. Dazwischen stehen Futterschalen, eine Mineralienbar sowie büschelweise Getreide zum Knabbern. Es gibt Hängematten und Kuschelnester; Wellness für Wellensittiche.

 

Die Vöglein sollen einen angenehmen Lebensabend haben

Outbäckle nennt Britta von Sikorski ihre kleine Vogelwelt, weil Wellensittiche eigentlich im Outback, also in Australien, heimisch sind. Das Outbäckle gehört seit Ende 2023 offiziell als Pflegestelle zum Verein Hürdenwellies, der gehandicapte Wellensittiche unter seine Fittiche nimmt. Auch die aktuell neun Untertürkheimer Piepmätze haben das eine oder andere Leiden. Die weiße Sissi etwa hat Arthrose und plumpst deswegen ab und an vom Stöckchen, Lise ist nahezu blind. Herr Mim ist mit seinen 13 Jahren schon ein echter Sittich-Opa und noch herzkrank. Manche stammen aus Tierheimen oder aus Messie-Haushalten, andere sind abgegeben worden, weil der Partner gestorben war und die geselligen Tiere nicht allein leben sollten. Britta von Sikorski päppelt sie auf, verabreicht Medikamente, trägt die flugunfähigen Fußgänger morgens mit dem Stocktaxi zum Futter und beschert den Vöglein insgesamt einen angenehmen Lebensabend.

Wellensittiche liebt Britta von Sikorski seit ihrer Kindheit. „Meinen ersten hatte ich vor über 40 Jahren“, sagt die heute 52-Jährige. Das Zwitschern der kleinen Papageien genießt sie – meistens. „Ich quatsche, und die wollen mitschwätzen“, sagt sie. Dennoch: Die Leidenschaft ist auch mit Einschränkungen verbunden. Statt in einer vollwertigen Küche kocht Britta von Sikorski auf mobilen Herdplatten, und ganz günstig ist die Vogelpflege auch nicht. Das Outbäckle finanziere sie durch Spenden und eigene Mittel, seit sie formal als Pflegestelle registriert sei, übernehme der Verein gewisse Kosten.

Mehr als ein kostspieliges Hobby

Dass der eine oder andere dieser intensiven Vogelliebe einen Vogel zeigt, daran hat Britta von Sikorski sich gewöhnt. „Ich habe viele Jahre drauf gespart, ein anderer kauft sich ein Auto“, sagt sie und schaut sich in ihrem kunstvoll gestalteten Outbäckle um. Für sie sind die Wellensittiche mehr als ein kostspieliges Hobby, sondern „kleine Leute“ mit unterschiedlichen Persönlichkeiten. Der grün-gelbe Oskar etwa ist der Chef „und frech wie selbiger“, E.T. wiederum mischt die Gruppe durch sein knallgelbes Gefieder wie ein Außerirdischer auf.

Ihr ornithologisches Wissen hat Britta von Sikorski sich angelesen. „Ich weiß viel und gebe gern viel weiter“, sagt sie. Auf ihren Social-Media-Kanälen und ihrer Homepage informiert sie über Ernährung und Beschäftigungsmöglichkeiten für Wellensittiche, außerdem hat sie begonnen, Bastelanleitungen für Vogelmöbel zu schreiben. Sie lächelt. „Ich versuche mich als Vorbild.“