Zum Jahreswechsel steigen die Gebühren bei der Volksbank Stuttgart. Foto: imago/imagebroker
Die Volksbank Stuttgart erhöht die Gebühren drastisch. Besonders ältere Kunden fühlen sich benachteiligt. Was steckt hinter dem Vorwurf der Altersdiskriminierung?
Vielen Bankkunden ist nicht bewusst, wie viel sie im Jahr für ihr Girokonto bezahlen. Oft kommen zu den Grundgebühren noch Kosten dazu. Mancher Kunde der Volksbank Stuttgart eG rechnet jetzt aber genau, seit die Bank eine Gebührenerhöhung zum 1. Januar 2026 angekündigt hat.
„Dass ich künftig für einen Kontoauszug am Kontoauszugsdrucker 2,50 Euro zahlen soll, ist doch Wahnsinn“, ärgert sich ein Bankkunde, der sich bei unserer Zeitung gemeldet hat. Auch seine Überweisungen macht er oft auf Papier. Eine solche kostet künftig fünf Euro, bislang waren es 1,60 Euro. Bargeld holt er sich am Automaten – mit der Girocard. Die ist bislang kostenlos, kostet aber künftig zwölf Euro pro Jahr.
Kontogebühr steigt um mehr als 20 Prozent
Die Bank dreht zum Jahreswechsel kräftig an der Gebührenschraube. Kunden etwa, die bislang 4,90 Euro monatlich fürs Girokonto zahlen, müssen künftig 5,95 Euro berappen, was einer Erhöhung um 21,4 Prozent entspricht. Pro Jahr sind das 12,60 Euro mehr. Hinzu kommt noch die kostenpflichtige Debitkarte (Girocard) für zwölf Euro, so dass sich die Mehrkosten auf 24,60 Euro summieren. Unterm Strich steigen die jährlichen Kontogebühren in dem Fall von bislang 58,80 Euro auf 83,40 Euro.
Wer kein Onlinekonto führt, zahlt kräftig drauf und kommt schnell über die 100 Euro. Wer sich einmal im Monat einen Kontoauszug am Kontoauszugsdrucker für 2,50 Euro holt, den kostet das jährlich zusätzlich 30 Euro – bislang waren diese Auszüge kostenlos. Von den teuren Papierüberweisungen ganz zu schweigen, wer Bargeld am Schalter abhebt oder einzahlt, muss dafür künftig fünf Euro statt bisher 1,60 Euro zahlen.
Manche Kunden fühlen sich altersdiskriminiert
Diese Änderung treffe vor allen die ältesten und treuesten Bankkunden, weil für viele von ihnen das Onlinebanking oftmals ein Problem sei, sagt ein 82-jähriger Bankkunde, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will. Die Bankarbeit werde auf die Kunden abgewälzt und die Gebühren weit über der Teuerungsrate angehoben. „Somit soll man zum Umstieg gezwungen werden. Das ist aus meiner Sicht Altersdiskriminierung“, ärgert er sich.
Er ist kein Einzelfall, denn mehrere Kunden haben sich bei unserer Zeitung gemeldet. Im Fall einer Rentnerin hat deren Sohn eine Mehrbelastung von 54,60 Euro pro Jahr ausgerechnet. Auch bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg gingen Beschwerden über die drastische Preiserhöhung ein. Die Entwicklung sei bei allen Banken ähnlich, sagt deren Finanzexperte Niels Nauhauser.
Der Vorwurf der Altersdiskriminierung werde immer wieder erhoben. Rechtlich habe man aber keine Handhabe, denn Verbraucher würden nicht wegen ihres Alters anders behandelt, sondern bestimmte – vom Alter unabhängige – Leistungsangebote würden teurer, sagt der Verbraucherschützer.
Rechnen ist angesagt: Die Gebühren fürs Girokonto steigen. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa
Die Volksbank Stuttgart eG begründet die Preiserhöhung mit „deutlich gestiegenen Kosten in den vergangen fünf Jahren, die uns zu diesem Schritt zwingen“. Die großen Preissprünge beträfen das Kontomodell VR-GiroDirekt, bei dem alle online ausgeführten Transaktionen kostenlos sind. Wer das in der Filiale mache, für den werde es deutlich teurer, sagt ein Sprecher der Bank und räumt ein: „Wir wissen, dass viele Kundinnen und Kunden sich für dieses Kontomodell entschieden haben, weil es früher am günstigsten war. Sie nutzen es aber nicht so wie vorgesehen“, sagt er. Will heißen, sie machen kein Onlinebanking.
Bank empfiehlt Wechsel in anderes Kontenmodell
Wer weiterhin Kontoauszüge ausdrucken und mit Papierüberweisungen arbeiten möchte, dem empfiehlt die Bank den Wechsel ins VR-GiroPrivat – ein Konto mit Einzelabrechnungen. Der Grundpreis ist laut neuer Gebührenordnung mit monatlich 5,95 Euro der gleiche wie beim VR-GiroDirekt, Kontoauszüge kosten aber nur 50 Cent – bislang kostenlos – und Überweisungen auf Papier 2,50 Euro (bislang 1,60 Euro). Wer also kein Onlinebanking macht, fährt damit günstiger als mit dem Onlinekonto VR-GiroPrivat.
Alternativ könne auch ein Wechsel in das VR-GiroKomfort sinnvoll sein, sagt der Banksprecher – das dritte von drei Kontomodellen der Bank. Es kostet monatlich künftig 11,95 Euro (bislang 9,90 Euro) und ist vom Grundpreis mit einer Jahresgebühr von 143,40 Euro am teuersten, dafür sind alle weiteren Dienstleistungen kostenlos enthalten. Man empfehle daher allen Kunden, mit ihren Beratern zu besprechen, welches Kontomodell für sie am geeignetsten sei, sagt der Banksprecher. Zudem biete man mit dem Hausbank-Modell eine Möglichkeit, Kosten für die Kontoführung zu sparen. Für manchen Bankkunden dürfte das ziemlich verwirrend sein.
Girokonto kostet im Schnitt 125 Euro im Jahr
„Wer seine Kosten beim Girokonto reduzieren will, sollte zunächst überprüfen, welche Leistungen er in Anspruch nehmen möchte“, rät die Stiftung Warentest. Sie hat jüngst 711 Konten bei 182 Banken und Sparkassen getestet. Das Ergebnis der Prüfung: Ein Girokonto in Deutschland kostet im Schnitt 125 Euro pro Jahr. Allerdings sind die Preisunterschiede enorm. Im besten Fall ist das Girokonto gratis, im schlechtesten Fall kostet es bis zu 720 Euro pro Jahr. Die Tester halten einen Kontoführungspreis von 60 Euro im Jahr für „angemessen“ für die Leistungen einer Bank, etwa die Abwicklung von Buchungen oder die Bereitstellung von Geldautomaten. Wer deutlich mehr bezahle, solle in ein anderes Kontomodell oder zu einer anderen Bank wechseln, raten die Tester.
Die Stuttgarter Volksbank sei eine Genossenschaft, sie gehöre ihren Mitgliedern, die ein Mitspracherecht hätten, sagt Verbraucherschützer Nauhauser. „Ältere Mitglieder können sich beispielsweise zusammentun und ihrer Perspektive bei der nächsten Mitgliederversammlung Gehör verschaffen.“ Nach eigenen Angaben hat die Volksbank Stuttgart rund 270.000 Kunden und 175.000 Mitglieder und ist damit die mitgliederstärkste Genossenschaftsbank im Südwesten.
Volksbank Stuttgart kooperiert
Geschäftszahlen Die Volksbank Stuttgart hat laut Geschäftsbericht 2024 eine Bilanzsumme von etwa 8,7 Milliarden Euro und rund 1000 Beschäftigte. Von den rund 100 Filialen sind etwa die Hälfte klassische Filialen mit Bankmitarbeitern, der Rest SB-Filialen oder Standorte für Geldautomaten.
Kooperationen Die Volksbank Stuttgart kooperiert an manchen Standorten mit der BW-Bank und der Kreissparkasse Waiblingen. Gemeinschaftsstandorte würden ausgebaut. Eine Gemeinschaftsfiliale mit der BW-Bank im Stuttgarter Stadtteil Hofen wird Mitte November 2025 eröffnet.
Hausbank-Modell Es bietet die Möglichkeit, Kosten für die Kontoführung zu sparen. Es ist eine Art Treuepunktesystem: Je mehr Finanz- und Vorsorgeprodukte – das reicht etwa vom Depot über eine Kreditkarte bis zur Haftpflichtversicherung – ein Kunde bei der Volksbank abschließt, desto größer der Rabatt auf die Kontogebühr.