Wahlkampf in New York Muslim, links, scharfzüngig: Ein Kandidat, der geliebt und gehasst wird

Mamdani wird gerade von Konkurrent Andrew Cuomo Islamismus unterstellt. Foto: imago/MediaPunch

Der Demokrat Zhoran Mamdani polarisiert etwa mit Aussagen zum Gaza-Krieg sogar in seiner eigenen Partei. Kann eine islamfeindliche Kampagne seines Konkurrenten ihn stoppen?

Die Kundgebung im Forest Hills Stadium im New Yorker Stadtteil Queens geriet zu einer Massenveranstaltung, die man eher von Präsidentschaftswahlen kennt als von einer New Yorker Kommunalwahl: 13 000 Anhänger jubelten dem Spitzenkandidaten Zohran Mamdani zu, als er ihnen erneut eine lebenswertere Stadt zu erschwinglichen Preisen versprach.

 

Allerdings dürften auch die beiden Ikonen des linken Meinungsspektrums in den USA als Publikumsmagneten gewirkt haben. Senator Bernie Sanders und die Abgeordnete der Demokraten, Alexandria Ocasio-Cortez, machten linke Positionen in der Partei hoffähig. Mit Mamdani, der sich selbst als Sozialist bezeichnet, sieht der linke Flügel erstmals eine realistische Chance, seine politische Programmatik an zentraler Stelle in die Praxis umzusetzen.

Schmutzkampagne am Ende eines rauen Wahlkampfes

Doch kurz vor den Wahlen am Dienstag stehen nicht mehr die Kernforderungen nach allgemeiner Kinderbetreuung, kostenlosem Nahverkehr oder eingefrorenen Mieten im Fokus. Das Ende des rauen Wahlkampfs wird von einer Schmutzkampagne geprägt, die auch Mamdanis Mitbewerber Andrew Cuomo mitzuverantworten hat.

Der Demokrat Cuomo war ehemals Gouverneur von New York und musste 2021 wegen zahlreicher Vorwürfe sexueller Belästigung zurücktreten. Im Juni unterlag er dem Überraschungssieger Mamdani bei den Vorwahlen – und tritt jetzt als unabhängiger Kandidat gegen den ersten muslimischen Bewerber für diesen Spitzenposten an.

Als Cuomo unlängst bei dem konservativen Podcaster Sid Rosenberg zu Gast war, spielte er auf Mamdanis Glauben an und sagte: „Gott bewahre uns vor einem zweiten 11. September“. Um dann zu fragen: „Können Sie sich Mamdani (im Fall eines islamistischen Anschlags) als Bürgermeister vorstellen?“. Als Rosenberg Mamdani unterstellte, „er würde jubeln“, lachte Cuomo statt ihm zu widersprechen. Er distanzierte sich auch nicht von der Sendung, als er in Interviews um Klarstellung gebeten wurde.

Islamfeindliche Kampagne gegen Mamdani

Vielmehr veröffentlichte das Wahlkampfteam Cuomos letzte Woche ein Video, das Anhänger Mamdanis als Diebe mit Palästinensertuch, als Zuhälter und Drogendealer darstellt. Zwar gingen Wahlkampfmanager auf Distanz und erklärten, das Video sei „irrtümlich“ von einem jungen Mitarbeiter gepostet worden. Doch der Schaden war angerichtet, auch weil sich Form und Inhalt mit der islamfeindlichen Kampagne aus Trumps MAGA-Lager decken, die Mamdani in die Nähe islamistischen Terrors rücken.

Mamdani reagierte empört auf die Unterstellungen Cuomos und nannte sie „islamfeindlich, rassistisch und abstoßend“. Auch der demokratische Abgeordnete Daniel S. Goldman, der Mamdani wegen seiner kritischen Äußerungen zu Israel und dem Gazakrieg nicht unterstützt, sprach von „nackter Islamophobie“.

Die Debatte um die Kandidatur Mamdanis ist auch deshalb so aufgeladen, weil er in der jüdischen Gemeinde New Yorks, der weltweit größten außerhalb Israels, mit seinen israelkritischen Äußerungen heftige Gegenreaktionen ausgelöst hat. Mamdani nannte den Krieg in Gaza Völkermord und machte sich den Slogan von der „Globalisierung der Intifada“ zu eigen, der von Juden als Aufruf zur Gewalt empfunden wird. Später distanzierte sich Mamdani von seinen Äußerungen und versprach, sich als Bürgermeister gegen Antisemitismus und Hassverbrechen zu engagieren.

Rotes Tuch für Trump

Für Donald Trump ist Mamdani vor allem wegen seiner linken Programmatik ein rotes Tuch. Trump versucht, den republikanischen Kandidaten Curtis Sliwa zum Rückzug zu bewegen, um die Wahlchancen für den unabhängigen Cuomo zu erhöhen. Trump hatte schon im Juli wissen lassen, dass er alles tun werde, um Mamdani als „kommunistischen Wahnsinnigen, der das Land ruinieren würde“, zu verhindern.

Mamdani hatte im Wahlkampf binnen weniger Monate eine breite Wählerkoalition geschmiedet und seine Anhänger mit dem Versprechen umworben, die Stadt wieder für alle bezahlbar zu machen. Besonders in den muslimisch und asiatisch geprägten Stadtteilen konnte Mamdani punkten, weil sich „die Einwanderer in der Geschichte Mamdanis wiederfinden“, wie die „New York Times“ schrieb. Mamdani ist ein Kind indischer Einwanderer und wurde in Uganda geboren. Mit diesem biografischen Hintergrund sei er „eine inspirierende New Yorker Version des amerikanischen Traums“, schrieb das Blatt.

Allerdings ist Mamdani wegen seiner radikalen Positionen auch in der demokratischen Partei umstritten. Viele befürchten, dass sich mit seiner Wahl der Linksruck bei den Demokraten fortsetzen könnte – auf Kosten von Wähler in der politischen Mitte.

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