Republikaner gegen Demokraten: Am 5. November 2024 wird der US-Präsident gewählt. Doch wie funktioniert das Wahlsystem der USA eigentlich? Wir erklären es einfach Schritt für Schritt.

Katrin Jokic

Im November ist es wieder soweit: In den USA wird ein (neuer) Präsident oder eine Präsidentin gewählt. Der Kampf zwischen den Republikanern und den Demokraten scheint dabei erbitterter denn je zu sein. Für die Demokraten geht die aktuelle Vizepräsidentin, Kamala Harris, ins Rennen. Für die Republikaner wird der ehemalige Präsident Donald Trump erneut zur Wahl antreten. Doch wie genau funktioniert das Wahlsystem der USA eigentlich?

 

    Der Präsident der USA wird alle 4 Jahre gewählt. Ein Präsident kann lediglich einmal wiedergewählt werden, also maximal 8 Jahre lang regieren. Für die Wahl des US-Präsidenten ist jedoch nicht nur der Wahltag im November entscheidend, sondern das gesamte Wahljahr. Es lässt sich grob unterteilen in Vorwahlen und Wahltag.

    Das Wahlsystem der USA einfach erklärt:

    • Präsidentschaftswahl alle 4 Jahre; Präsident kann maximal zwei Amtszeiten (8 Jahre) regieren.
    • Vorwahlen: Kandidaten der Demokraten und Republikaner werden durch Delegierte bestimmt
    • Wahltag im November: Wähler wählen indirekt, indem sie Wahlleute für das Electoral College bestimmen
    • Electoral College umfasst 538 Wahlleute; ein Kandidat benötigt die Mehrheit (270 Stimmen), um zu gewinnen
    • Anzahl der Wahlleute pro Staat richtet sich nach der Bevölkerungsgröße (z. B. Kalifornien 55 Wahlleute, Alaska 3)
    • In fast allen Staaten gilt „Winner-takes-it-all“-Prinzip": Partei, die die Mehrheit gewinnt, erhält alle Wahlleute des Staates
    • Wahlleute stimmen im Dezember offiziell ab, Kongress zählt die Stimmen im Januar
    • Amtseinführung am 20. Januar

    Die Vorwahlen in den USA

    Zu Beginn eines Wahljahres finden in den USA die Vorwahlen statt, bei denen die Präsidentschaftskandidaten der Demokraten und Republikaner nominiert werden. Der Ablauf der Vorwahlen und das Wahlrecht variieren dabei von Bundesstaat zu Bundesstaat: Während in manchen Staaten geheime Wahlen durchgeführt werden, finden in anderen öffentliche Abstimmungen auf Versammlungen (Caucus oder Convention) statt. Zudem können in einigen Bundesstaaten alle Wahlberechtigten teilnehmen, während in anderen nur registrierte Parteimitglieder wahlberechtigt sind.

    Die Wähler bestimmen allerdings nicht direkt den Präsidentschaftskandidaten, sondern wählen sogenannte Delegierte, die einen bestimmten Kandidaten unterstützen. Der Kandidat, der am Ende mehr als die Hälfte der Delegiertenstimmen auf sich vereint, gewinnt die Vorwahlen.

    Da sich im Laufe der Vorwahlen oft ein Favorit abzeichnet, ziehen sich manche Kandidaten frühzeitig zurück. So traten etwa Nikki Haley, Ron DeSantis und Vivek Ramaswamy bei den Republikanern aus dem Rennen aus, bevor Donald Trump als Kandidat bestätigt wurde.

    Red States, Blue States, Swing States: Der US-Wahlkampf

    Während und nach den Vorwahlen wird in einigen US-Bundesstaaten deutlich intensiver Wahlkampf betrieben als in anderen. Das liegt daran, dass manche Staaten in ihrem Wahlverhalten schwanken – hier wechseln die siegreichen Parteien häufiger. Im Gegensatz dazu gibt es Staaten mit konstanten Präferenzen, in denen der Wahlkampf weniger stark ausgeprägt ist.

    In den sogenannten „Red States“ dominiert in der Regel die Republikanische Partei. Staaten wie Oklahoma, Kansas und Utah haben seit 1972 nicht mehr für einen demokratischen Kandidaten gestimmt, und auch Texas und Tennessee gelten traditionell als „rote Staaten“.

    Im Gegensatz dazu stehen die „Blue States“, in denen die Demokraten traditionell stark sind. Hierzu zählen Minnesota, New York, Washington sowie Washington D.C., der Bundesdistrikt. In diesen Regionen sind die Demokraten seit mindestens 36 Jahren ungeschlagen, ebenso in Kalifornien, Illinois und Massachusetts.

    Den intensivsten Wahlkampf gibt es in den sogenannten „Purple States“ oder „Swing States“. Hier steht das Ergebnis oft auf Messers Schneide, da die Wählerpräferenzen in den letzten Wahlen häufiger wechselten und die Ergebnisse knapp waren. Solche Staaten werden auch „Battleground States“ genannt und umfassen beispielsweise Arizona, Florida und Michigan.

    Das US-Wahlsystem: Die Wahlmänner und Wahlfrauen

    In den USA dürfen alle Wahlberechtigten ab 18 Jahren den Präsidenten wählen. Dabei erfolgt jedoch keine direkte Wahl des Kandidaten. Stattdessen stimmen die Wähler für Wahlmänner und Wahlfrauen ab, die stellvertretend für die Kandidaten antreten.

    Das Wahlgremium, das sogenannte Electoral College, umfasst derzeit 538 Wahlleute. Jeder Staat stellt mindestens drei Wahlleute, und die restlichen werden nach Bevölkerungsgröße verteilt. So hat Kalifornien mit 55 die meisten Wahlleute, während einige Staaten, wie etwa Alaska, nur drei stellen.

    In fast allen Bundesstaaten gilt das „Winner-takes-it-all“-Prinzip: Die Partei, die in einem Bundesstaat die Mehrheit gewinnt, erhält alle Wahlleute dieses Staates. Wenn ein Staat beispielsweise 10 Wahlleute hat und die Mehrheit der Stimmen auf die Demokraten entfällt, gehen alle 10 Stimmen an den demokratischen Kandidaten – auch wenn die Republikaner einige Stimmen gewonnen haben. Der Kandidat, der insgesamt mehr als die Hälfte der 538 Wahlleute für sich gewinnen kann, entscheidet die Wahl für sich.

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    Größere Staaten mit mehr Einwohnern haben zwar mehr Wahlleute, doch repräsentiert jeder Wahlmann nicht die gleiche Anzahl an Bürgern. Ein Wahlmann in Montana vertritt etwa 350.000 Wähler, während ein Wahlmann in Kalifornien über doppelt so viele Bürger repräsentiert – dennoch zählen beide gleich. Daher kann es vorkommen, dass der zukünftige Präsident nicht die Mehrheit der abgegebenen Wählerstimmen erzielt.

    Formal wählen die Wahlleute den Präsidenten erst im Dezember, wenn sie sich im Electoral College versammeln und gemäß den Vorgaben ihres Bundesstaates abstimmen. Die Stimmen werden anschließend im Januar vom Kongress ausgezählt und das offizielle Wahlergebnis verkündet. Am 20. Januar 2025 wird der neue Präsident oder die neue Präsidentin dann im Rahmen der Amtseinführung, der sogenannten Inauguration, vereidigt.

    Gibt es in den USA wirklich nur zwei Parteien?

    In den USA dominieren zwar die Demokraten und Republikaner die politische Landschaft, aber es gibt durchaus weitere Parteien. Einige der bekanntesten kleineren Parteien sind:

    • Libertarian Party – tritt für individuelle Freiheit und einen minimalen Staatseinfluss ein.
    • Green Party – setzt sich vor allem für Umweltschutz, soziale Gerechtigkeit und Antikriegspolitik ein.
    • Constitution Party – befürwortet eine strenge Auslegung der US-Verfassung und eine konservative Politik.

    Trotz ihrer Existenz spielen diese Parteien nur eine untergeordnete Rolle in nationalen Wahlen, da das US-Wahlsystem kleinere Parteien benachteiligt. Durch das "Winner-takes-it-all“-Prinzip haben Kandidaten kleinerer Parteien kaum Chancen, Wahlleute zu gewinnen, was die Macht der beiden großen Parteien stärkt.

    Grafik: Katrin Jokic/ Piktochart