Unter Stonewalling versteht man die Weigerung zu kommunizieren. Mehr zur Bedeutung und Herkunft erfahren Sie hier.

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Stonewalling bedeutet "mauern" und hat viele Gesichter, beschreibt aber stets eine Form der Weigerung zur Kommunikation bei bestimmten Themen bzw. Konflikten. Für zwischenmenschliche Beziehungen ist dieses oft unbewusste Verhalten eine Herausforderung.

 

Stonewalling - Herkunft

Das Wort „Stonewalling“ kommt aus dem Englischen und lässt sich bis zum 18. Jahrhundert zurückverfolgen. Damals wurde das Wort noch eher wörtlich für Dinge oder Menschen benutzt, die schwer zu überwinden bzw. hartnäckig und ausdauernd sind (1). Ab dem späten 18. Jahrhundert war das Wort auch in politischen Zusammenhängen zum Beispiel für obstruktive Debatten oder Hinhaltetaktiken zu finden. Mit der Watergate-Affäre von Präsident Richard Nixon wurde das Wort auch konkreter für die Weigerung, einen Kommentar abzugeben benutzt (2).

In der Familien- und Paartherapie prägten vor allem die Studien der Psychologen John Gottman und Robert W. Levenson in den letzten Jahren den Begriff als eine der vier negativen Verhaltensweisen für das Scheitern von ehelichen oder intimen Beziehung (3,4). Neben Kritik, Abwehr und Verachtung stellt das „Mauern“ den Rückzug aus der Kommunikation und somit auch die letzte Stufe des Isolations- bzw. Trennungsprozesses dar. Dadurch kann das Stonewalling in Partnerschaften auch als Anfang vom Ende gesehen werden.

Heutige Bedeutung von Stonewalling

Heute beschreibt das Wort Stonewalling vor allem ein ausweichendes Verhalten in der Kommunikation, welches prinzipiell in jeder zwischenmenschlichen Beziehung vorkommen kann. Somit kann ein Stonewalling-Verhalten sowohl Partnerschaften als auch familiäre Beziehungen oder das Verhältnis zu Freunden bzw. Arbeitskollegen beeinflussen (5). Das Grundprinzip ist immer das Ausweichen in der Kommunikation, was vor allem ein Lösen von Konflikten verhindert und den Raum für andere Meinungen schließt (6).

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Stonewalling erkennen

Stonewalling hat viele Facetten. Durch den oft unbewussten Ablauf werden Gespräche zwar nicht immer direkt und offen abgelehnt, laufen allerdings meist durch ein ablehnendes Verhalten ins Leere. Ein klares Anzeichen für einen Rückzug aus der Kommunikation ist es, wenn ein Gespräch physisch abgelehnt wird und eine Person den Raum verlässt. Wenn man allerdings mit einem Gespräch überfordert ist, kann eine Pause hingegen hilfreich sein. Andere subtilere Anzeichen können deswegen zusätzlich Aufschluss über ein mauerndes Verhalten geben (7). Zum Beispiel:

  • Themen werden auch nach einem Rückzug nicht mehr aufgegriffen.
  • Ablenkung: Ausweichendes Verhalten kann auf viele Weisen erfolgen. Zum Beispiel durch beschäftigt wirken oder gedankliches Abschweifen (innerliches Zurückziehen).
  • Spärliche oder vage Antworten.
  • Keine Reaktionen.

Ursachen für Stonewalling

Die Ursachen für ein Mauern sind vielfältig. Meist ist es eine unbewusste Strategie der Stressbewältigung bzw. des Selbstschutzes und ist dabei eine Reaktion durch Überforderung. Wer nicht weiter weiß, der schweigt. So kann in einem Konflikt der Partner oder man selbst vor weiterem Schaden/Leid bewahrt werden. Das mag in der Gegenwart zwar teilweise auch der Fall sein, löst aber nicht den eigentlichen Konflikt. Im Gegenteil - ist für den anderen der Konflikt nicht fertig besprochen, fühlt sich dieser schnell allein gelassen und neue Probleme können entstehen. Kommt es auch nach dem Rückzug aus der Kommunikation nicht zu einer Klärung, kann es passieren, dass man sich nicht ernst genommen bzw. verstanden fühlt. Verschlechtert sich das Muster, kann es vorkommen, dass Probleme immer seltener angesprochen werden.

In Partnerschaften kann es auch passieren, dass die Kommunikationsprobleme bereits vor dem Rückzug aus der Kommunikation begonnen haben. John Gottman beschreibt das Mauern unter anderem auch als Folge von weiteren „Kommunikationssünden“. Schuldzuweisungen und ein gleichzeitiges Abwehrverhalten halten dabei Konflikte aufrecht, führen im nächsten Schritt zu einer Geringschätzung des Partners und anschließend zum Stonewalling.

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Was man gegen Stonewalling tun kann

Vor allem in Partnerschaften kann Stonewalling durch einen oder beide Partner mit der Zeit zu einer ungesunden Gewohnheit werden. Ein erster Schritt ist es, wenn sich Personen frühzeitig mitteilen, dass ihnen eine Situation zu viel wird oder der andere ein mauerndes Verhalten wahrnimmt. So kann man sich noch auf eine wertschätzende Weise auf eine Verschnaufpause einigen, bevor das Gespräch zu emotional wird, um dieses dann zu einem späteren Zeitpunkt mit mehr Ruhe fortzusetzen.

Stonewalling bedeutet nicht automatisch, dass die Kommunikation mit dem anderen Menschen gar nicht funktioniert. Ist das Mauern in einer Beziehung allerdings über eine längere Zeit bereits zu einer festen Gewohnheit geworden, kann es schwer werden, diese wieder zu ändern. In diesem Fall sollte auch über mögliche Ursachen (ggf. auch im Rahmen einer Paartherapie) gesprochen und die anderen Bereiche der Kommunikation ebenfalls betrachtet werden. Wie finden Gespräche und Kritik sonst statt? Welche Rolle spielen Wertschätzung und Mitgefühl in der Kommunikation?

Stonewalling kann prinzipiell in jeder zwischenmenschlichen Beziehung stattfinden. In der Arbeitswelt ist ein ausgeprägtes mauerndes Verhalten auch nah am Mobbing, weshalb frühzeitig gehandelt werden sollte, bevor sich das Problem verselbstständigt. Sprechen Sie das Problem auch hier in einem entspannten Rahmen unter 4 Augen an.