Bekannt ist der Begriff „woke“ vor allem aus den sozialen Netzwerken. Gemeint ist eine „Wachsamkeit“ für Diskriminierungen und Missstände. Alles Wichtige zur Bedeutung und Herkunft erfahren Sie hier.

Inhalt:

Der Begriff „woke“ wurde in den letzten Jahren vor allem durch Social Media geprägt. Mit Hashtags wie #woke oder #staywoke soll auf soziale, strukturelle und/oder politische Missstände aufmerksam gemacht werden.

 

„Woke“ - Die Aufmerksamkeit für Diskriminierungen

„Woke“ oder auch „Wokeness“ genannt, kommt aus dem Englischen und bedeutet übersetzt „aufgewacht“ bzw. „wachsam“. Verwendet wird der Begriff heute umgangssprachlich vor allem für die Aufmerksamkeit (Wachsamkeit) bzw. die Feinfühligkeit gegenüber Menschen von Minderheiten und Momenten von Diskriminierungen. Im Fokus der Wokeness-Bewegung stehen vor allem Themen wie Rassismus, Sexismus und ähnliche Diskriminierungen. Nicht selten wird der Begriff aber auch für vermeintlich allgemein strukturelle und politische Missstände benutzt.

Herkunft des Begriffs „Woke“

Entstanden ist der Begriff Mitte des 20. Jahrhunderts in der afroamerikanischen Bewegung als Ausdruck des Bewusstseins für soziale bzw. rassistische Unterdrückung (1). Eine der frühesten Verwendungen findet sich in einem Artikel (2) des Autors William Melvin Kelley aus dem Jahr 1962, der afroamerikanische Slangausdrücke aufgelistet und von weißen Beatniks handelt, die sich schwarzen Slang aneignen. Stärker aufgegriffen wurde der Begriff wieder mit Beginn der Black-Lives-Matter-Bewegung im Jahr 2013, welche diesen wieder stärker ins öffentliche Bewusstsein rückte.

Seit Juni 2017 ist das Wort im Oxford English Dictionary zu finden (3). Das OED beschreibt den Begriff „woke“ seitdem wie folgt:

Ursprünglich: Gut informiert, auf dem neusten Stand. - Jetzt hauptsächlich: Wachsam gegenüber rassistischer oder gesellschaftlicher Diskriminierung und Ungerechtigkeit; häufiger Gebrauch: „wachsam bleiben“

Kritik an der Woke-Bewegung

Trotz der Notwendigkeit für „Wokeness“ in der Gesellschaft ist der Begriff „woke“ nicht nur positiv konnotiert. Er findet vor allem im konservativen Raum auch eine abwertende Verwendung (4), bei der Kritik an der Woke-Bewegung selbst zum Ausdruck gebracht wird. Hauptkretikpunkt ist meist, dass "woke" Menschen zu empfindlich bzw. zu sensibel sein. Gleichzeitig wirft das allerdings auch automatisch die Frage auf, ob Kritikäußernde nicht selbst zu unsensibel bzw. zu unempfindlich sind, was teilweise zu einer Lagerbildung führt. Kritisiert wird vor allem:

1. Woke zu sein beruhe nur auf Kritik

Eine häufige Kritik an der Woke-Bewegung ist, dass das Woke-Sein oft nur darauf beruhen würde, andere zu kritisieren, nicht woke genug zu sein. So auch Barack Obama (5,6,7), als er im Jahr 2019 in einem Interview mit der New York Times sagte, dass der Aktivismus junger Menschen heutzutage darauf beruht, andere Menschen an den Pranger zu stellen. So entstehe eine Schwarz-Weiß-Sicht, bei der Raum für Dialog und Aufklärung fehle. Das sei ein Problem, da alle Menschen mehr oder weniger Fehler haben. Ein zu starkes Polarisieren ist ein Muster, das vor allem in den sozialen Medien zu erkennen ist.

2. Voreilige Entwicklung einer Cancel Culture

Weiter sei eine Konsequenz einer Diskussionskultur, die nur aus Kritik bestehen würde, eine vorschnelle Entwicklung in eine Cancel Culture, in der bestimmte Menschen oder Gruppen gänzlich gemieden werden sollen, um ihnen die Plattform zu entziehen. So ist die Befürchtung, dass mitunter auch Menschen oder Gruppen gecancelt werden, die sonst Gutes tun, ohne ihnen Raum für Dialog und Entwicklung zu geben. Marotten würden so zu sehr bestraft werden.

Lese-Tipp: Cancel Culture - Was ist das? Definition und Beispiele

3. Politische Korrektheit

Kontrovers diskutiert wird der Begriff „woke“ auch in Verbindung mit „politischer Korrektheit“, welche eigentlich das Ziel hat Interessen von Minderheiten vor allem durch einen passenden Sprachgebrauch zu stärken und so Diskriminierung zu vermeiden. Kritisiert wird, dass so neue Normen entstünden, die teilweise als Zensur empfunden wird. Von den Kritikern wird dadurch eine Unterwanderung der Meinungsfreiheit durch eine Art Moralismus befürchtet. Allerdings wird dabei selbst die Freiheit kritisiert Diskriminierungen anzusprechen zu dürfen.

Zuletzt sprach der neue Sprecher des US-Repräsentantenhauses Kevin McCarthy von einer "Woke-Indoktrinierung an Schulen", gegen die vorgegangen werden müsse. Der Begriff Indoktrinierung beschreibt eine vehemente, einseitig verzerrte und keine Diskussion zulassende Belehrung, die vor allem in Diktaturen eine zentrale Methode der Propaganda ist. Inwieweit die beiden Begriffe überhaupt in Verbindung stehen können, bleibt dabei fraglich.

4. Woke Washing und Woke Capitalism

Von Woke-Washing und Woke Capitalism spricht man, wenn Marken, Institutionen oder auch Einzelpersonen sich gegen Diskriminierungen bzw. Missstände äußern, aber gleichzeitig gegensätzlich oder gar nicht handeln. So ist die Kritik hier, dass gerade bei Unternehmen ein progressives Selbstbild entstehe, das sich hinter der woken Fassade dennoch einer unnachsichtigen Gewinnmaximierung unterordnet. Das Bild einer nachhaltigen und gleichberechtigten Unternehmenskultur wird so zur Marketingstrategie, statt zu einer eigenen authentischen Identität.

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