Die Esslinger Firma Eberspächer stellt sich für die Zukunft auf und setzt dabei auf Technologien, die den Mobilitätsmarkt bestimmen könnten. Dazu wurden jetzt strategische Partnerschaften geschlossen.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Eine Neuausrichtung der Esslinger Eberspächer-Gruppe, die das Unternehmen fit für die Zukunft machen soll, hat die Geschäftsleitung schon mehrfach angekündigt. Jüngst wurden dafür gleich zwei strategische Partnerschaften vereinbart: mit der sächsischen Firma Ambartec, die sich auf den Transport und die Speicherung von Wasserstoff spezialisiert hat, sowie mit der Farasis Energy Europe, die ihren Sitz in Frickenhausen hat und Niedervoltbatterien für den Automobilbereich herstellt. Beide Kooperationen stehen in Zusammenhang mit der gewünschten Dekarbonisierung von Industrie und Mobilität.

 

So gehen Marktanalysen von einem stark steigenden Bedarf an Wasserstoff in den nächsten Jahrzehnten aus. Wesentliche Herausforderungen dabei sind die flächendeckende Bereitstellung, die sichere Speicherung sowie der effiziente Transport dieses Energieträgers, den die Eberspächer Tochter Purem und Ambartec nun gemeinsam angehen werden.

Partner sehen großes Potenzial

Das Start-up aus Sachsen hat dazu ein Verfahren entwickelt und sich auch schützen lassen: die HyCS®-Technologie (Hydrogen Compact Storage Technology). Mit der neuen, strategischen Partnerschaft soll nun die Skalierung des vom Start-up entwickelten Verfahrens vorangetrieben werden. Der Abgas- und Akustikspezialist wird dabei die Produktion der Speicherbehälter übernehmen, in denen die Lagerung des Wasserstoffs stattfindet.

Die Wasserstoff-Partnerschaft steht: Ambartec-Vorstand Matthias Rudloff (links) und Benjamin Brenkel, Purem by Eberspächer Executive Vice President. Foto: Eberspächer

„Wir sehen in dieser Zusammenarbeit großes Potenzial. Durch unsere Expertise im Bereich der Materialwissenschaften und unsere Industrialisierungskompetenz leisten wir einen Mehrwert zur Entwicklung neuer Speicher- und Transportmöglichkeiten von Wasserstoff“, erklärt Benjamin Brenkel, Executive Vice President von Purem by Eberspächer. Und Uwe Pahl, technischer Vorstand von Ambartec betont: „Zur Realisierung benötigen wir einen Partner, der über eine umfangreiche, praktische Expertise insbesondere beim automatisierten Schweißen und in der industriellen Serienproduktion verfügt. Diesen haben wir in Purem by Eberspächer gefunden.“

Für die Speicherung und den Transport des Wasserstoffs greift Ambartec auf handelsübliche 20-Fuß-Container zurück. In diesen dienen Nuggets aus Eisenoxid in Behältern als Speichermedium. In der Beladungsphase werden die Nuggets durch den zugeführten Wasserstoff zu Eisen. Der entstehende Wasserdampf kann ausgeleitet und zurückgeführt werden – ein in sich geschlossener, nachhaltiger Wasserkreislauf.

Einfaches und effizientes Funktionsprinzip

Bei der Entladung wird Wasserdampf in die Druckkessel geführt: Ein Oxidationsprozess der Eisen-Nuggets findet statt, dadurch wird Wasserstoff freigesetzt, der zur Energieversorgung oder für die Mobilität genutzt werden kann. Das eingesetzte Funktionsprinzip ist einfach und effizient zugleich: Erste Demonstrationsanlagen bestätigen einen hohen Wirkungsgrad von mehr als 80 Prozent Strom zu Wasserstoff. Gleichzeitig ist das Verfahren im Vergleich zum Transport und der Speicherung von Wasserstoff in flüssiger oder gasförmiger Form sicherer, weniger aufwendig und kostengünstiger.

Partnerschaft besiegelt: Johannes Weber (Vice President Business Unit Automotive Electronics Eberspächer, links) und Thomas Schnepf (General Manager Farasis Energy Europe). Foto: Eberspächer

Die Kooperation mit Farasis Energy Europe umfasst derweil die Bereiche Marketing, Vertrieb, Entwicklung und Produktion von Niedervoltbatterien für Automobilanwendungen. Insbesondere in Starter-, Stütz- oder Mildhybrid-Batterien sehen die Partner ein großes Marktpotenzial. Im Fokus der Zusammenarbeit stehen insbesondere die kommenden Generationen der High-Performance 12-Volt- und 48-Volt-Systeme für Mildhybrid- und Elektrofahrzeuge.