Ein Lebkuchen hier, ein Dominostein da und dann noch die fette Weihnachtsgans. Britische Forscher geben Tipps gegen den üblichen Gewichtszuwachs an den Feiertagen. Und das wirkt tatsächlich.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Birmingham/Loughborough - Vanillekipferl, Glühwein, Spekulatius: Die Weihnachtszeit ist für viele auch ein Fest der Pfunde. Anscheinend genügt es allerdings, eine Reihe einfacher Tipps zu befolgen, um die gefürchteten Feiertagskilos zu vermeiden. Das ist das Ergebnis einer Studie der britischen Universitäten Birmingham und Loughborough, die sie im medizinischen Fachblatt „The BMJ“ präsentiert wird.

 

Dass die Zeit zum Jahresende eine Herausforderung für die schlanke Linke ist, ist nicht neu. Die Deutschen sind zehn Tage nach Weihnachten am dicksten, fanden schon 2016 US-Forscher der Cornell Universität heraus. Durchschnittlich nahmen Teilnehmer des entsprechenden Versuchs über die Feiertage damals 0,6 Prozent zu.

Es dauert lange, bis die Pfunde schmelzen

Das Problem: Die über die besinnlichen Tage angefutterten Fettpolster brauchen viel länger, um wieder zu schmelzen – wenn überhaupt. So erklärt Amanda Daley, Verhaltensmedizinerin und Autorin der aktuellen Studie: „Im Durchschnitt nehmen die Menschen über das Jahr gesehen bis zu einem Kilo zu.“ Allerdings entfalle ein großer Teil dieser Zunahme auf die Weihnachtszeit. „Gewicht, das man während der Feiertage gewonnen hat, wird oft nicht mehr verloren“, stellt die Verhaltensmedizinerin an der University of Loughborough nun fest.

Eine Zunahme von einem Kilo sei für sich genommen nicht viel. Über zehn Jahre betrachtet wäre der Zuwachs allerdings erheblich. Angesichts der vielen Versuchungen fällt es jedoch selbst disziplinierten Menschen schwer, sich bei der Kalorienaufnahme zurückzuhalten. „Allein am Weihnachtstag werden bis zu 6000 Kalorien konsumiert – drei Mal mehr als die empfohlene Tageszufuhr“, erklärt Mitautorin Frances Mason, Ernährungswissenschaftlerin an der Universität Birmingham.

„Winter Weight Watch Study“

Unter dem Namen „Winter Weight Watch Study“ testeten die insgesamt sechs Forscherinnen 2016 und 2017 Handlungsempfehlungen, die von der weihnachtlichen Völlerei abhalten sollen. Dazu teilten sie 272 Freiwillige mit einem Durchschnittsalter von 44 Jahren in zwei Gruppen ein.

Tipps, wie man sein Gewicht hält

Die Interventionsgruppe wurde gebeten, sich mindestens zweimal die Woche zu wiegen. Außerdem wurden den Probanden zehn einfache Tipps gegeben, um nicht zuzunehmen. Dazu gehörte, möglichst immer zu den gleichen Zeiten zu essen, auf fettreduzierte Speisen zu setzen, 10 000 Schritte am Tag zu gehen, zu gesunden Snacks zu greifen sowie fünf Portionen Obst und Gemüse am Tag zu sich zu nehmen und keine Mahlzeiten nebenbei etwa beim Fernsehen zu konsumieren.

Zu langes Sitzen sollte außerdem vermieden werden: So wurde den Probanden der Interventionsgruppe empfohlen, tagsüber jede Stunde für zehn Minuten aufzustehen. Gleichzeitig bekamen sie eine Übersicht darüber, wie viel körperliche Aktivität nötig ist, um beliebte Weihnachtsleckereien zu verbrennen. So müsse man zum Beispiel für ein kleines Glas Glühwein 33 Minuten spazierengehen.

Regelmäßigen Wiegen diszipliniert

Im Gegensatz dazu bekam die Vergleichsgruppe nur ein allgemeines Infoblatt zum Thema gesunder Lebensstil ohne ernährungswissenschaftliche Ratschläge. Alle Teilnehmer wurden im November und Dezember sowie im Januar und Februar der Untersuchungsjahre vermessen und gewogen.

Tatsächlich nahmen die Mitglieder der Vergleichsgruppe in dem Zeitraum im Schnitt 0,37 Kilogramm zu, während die der Interventionsgruppe sogar 0,13 Kilo abnahmen. Der Unterschied betrug demnach rund ein Pfund.

Die Wissenschaftlerinnen schließen aus diesen Ergebnissen, dass sich die Interventionsgruppe mit Hilfe der Empfehlungen und des regelmäßigen Wiegens eher disziplinieren konnte. Fazit: „Unsere Forschung zeigt, dass schon eine kurze Intervention über die Weihnachtszeit helfen kann, die kleinen Gewichtszunahmen zu verhindern, die sich ansammeln und die Fettleibigkeits-Epidemie antreiben.“