Die Wieslauftalbahn rollt wieder bis Rudersberg-Nord. Die Pendler sind erleichtert, auch Ausflügler nutzen den Zug. Ende Juni wird das 30-Jahr-Jubiläum des Wiesels gefeiert.
Die Frau aus dem Schorndorfer Teilort Miedelsbach hat gefüllte Einkaufstaschen neben sich. Sie kommt vom Schorndorfer Wochenmarkt und nimmt nun die Wieslauftalbahn wieder zurück nach Hause. Sie sitzt in der Bahn um 9.20 Uhr. „Wir sind alle glücklich, dass das Wiesel wieder fährt“, sagt sie, „es ist eine sehr große Erleichterung.“
Nicht nur samstags zum Wochenmarktbesuch steigt die Frau aus Miedelsbach regelmäßig in die Wieslauftalbahn. Sie pendelt mit der Bahn nach Stuttgart zur Arbeit und steigt am Schorndorfer Bahnhof dann in die S-Bahn der Linie 2. Nicht jeden Tag, da sie manchmal auch im Homeoffice arbeiten kann, aber häufig. So musste sie auch den Ersatzverkehr mit den Bussen nutzen. Mit dem Ersatzverkehr, das wissen viele Pendler, ist das so eine Sache. „Der Bus war oft voll, er stand im Stau“, sagt sie, „mit dem Wiesel ist das jetzt wieder etwas ganz anderes.“
Die kleine Bahn fährt an Gärtenund der Ölmühle Michelau vorbei
Am Samstagmorgen geht es entspannt zu. Auch eine andere Frau sitzt mit ihrem Einkauf im Zug, es hat genug Platz fürs Gepäck. „Ich war auf dem Wochenmarkt“, sagt sie. Etwa drei, vier Mal die Woche sei sie mit der Wieslauftalbahn unterwegs und steigt in Haubersbronn aus.
Der Zug rollt durch ein idyllisches Tal und bietet Perspektiven, die man von der Straße nicht bekommen kann. Die kleine Bahn fährt an Gärten entlang, teils mitten durch die Ortschaften. Streuobstwiesen und manches schönes Bahnhofsgebäude ziehen beim Blick aus dem Fenster vorbei. Auch einen Blick auf die Ölmühle Michelau kann man vom Zug aus werfen – ein beliebtes Ausflugsziel für Familien mit Spielplatz und Kiosk-Betrieb am Wochenende.
Durch den Starkregen und die Flut vor einem Jahr war die Wieslauftalbahn schwer beschädigt. Doch Mitte April feierte das Tal das Comeback der Wieslauftalbahn, liebevoll „Wiesel“ genannt, schneller gedacht als nach den ersten Eindrücken auf die schweren Schäden. Sie rollt seitdem im Stundentakt. Bis zum vollständigen Betrieb fährt ergänzend ein Gelenkbus im Halbstundentakt. Bisher ist in Rudersberg-Nord Schluss.
Schüler und Pendler nutzendas Wiesel während der Woche
Der Lokführer steigt dort aus und wechselt den Führerstand - dann geht es wieder zurück in Fahrtrichtung Schorndorf. Am Samstagmorgen hat es meist Platz in dem Zügchen, das weiß Lokführer Benjamin Klöpfer. Vor allem Schüler und Pendler nutzen das Wiesel während der Woche, am Samstagmorgen ist man abseits der Stoßzeiten unterwegs.
„Es macht Spaß“, sagt der 24-jährige Lokführer über seinen Job. Früher sei auch noch ein Ferienexpress bis nach Welzheim gerollt, da hoffe er, dass dies irgendwann wieder möglich sein werde. Denn auch viele Wanderer und Ausflügler seien mit dem Wiesel bis Oberndorf gefahren, um dann ihre Tour Richtung Schwäbischer Wald zu starten. Der Zug, der an diesem Samstag fährt, ist ein Leihwagen. Ortenau-S-Bahn steht darauf. Leihwagen ergänzen die Fahrzeuge im Wiesel-Look. Auch in dem Leihfahrzeug gibt’s Platz, um Fahrräder anzuschnallen. Wer eine Wieselfahrt mit einem Ausflug auf dem Wielauftalradweg kombinieren möchte, hat so mehrere Möglichkeiten.
Der Umstieg auf die S2 klapptproblemlos
Für den Fahrgast, der in Rudersberg Nord einsteigt, ist das Wiesel aber vor allem Verkehrsmittel im Alltag. „Ich habe kein Auto“, sagt er, „ich bin auf den Zug angewiesen.“ Jeden Wochentag pendle er mit Wiesel und S-Bahn nach Stuttgart. Und da sei er froh, dass das Wiesel sehr pünktlich sei.
In der Tat kommt man genau nach Fahrplan am Schorndorfer Bahnhof an - der Umstieg auf die S2 klappt problemlos. „Ein sehr schönes Tal“, nennt der Rudersberger sein Heimattal. Doch wenn er einen Ausflug mache, dann gehe es für ihn eher Richtung Stuttgart. Schließlich habe er ja immer die schöne Landschaft um sich. Doch zum Jubiläumsfest da komme er ziemlich sicher. Am 28. Juni wird in Rudersberg das 30-Jahr-Jubiläum der Wieslauftalbahn gefeiert mit einem vielfältigen Programm.
Voraussichtlich Ende Sommer solldas Wiesel bis Oberndorf fahren
Der Fahrplan für die RB 61 Rudersberg-Schorndorf ist auf der Seite der Württembergischen Eisenbahn-Gesellschaft, die die Wieslauftalbahn betreibt, eingestellt. Infos unter www.weg-bahn.de. Bis spätestens zum Start des neuen Schuljahres am 14. September soll das Wiesel bis Oberndorf rollen, allerdings ist man vonseiten des Landratamts guter Dinge, dass noch bis August einen Betrieb bis Oberndorf geschafft werden könne.
Jubiläumsfest der Wieslauftalbahn
30 Jahre Wiesel
2025 markiert nicht nur die Rückkehr des Wiesels, sondern auch ein Jubiläum: Vor 30 Jahren wurde die Wieslauftalbahn gerettet – damals drohte ihr das Aus durch die Deutsche Bundesbahn. Mit Gründung des Zweckverbands Verkehrsverband Wieslauftalbahn“ (ZVVW) und Wiederaufnahme des Betriebs am 1. Januar 1995 begann ein neues Kapitel regionaler Mobilität. Die diesjährige Wiederaufnahme nach zehn Monaten Zwangspause nach der Flut fällt nicht zufällig mit einem Jubiläumsfest zusammen: Am 28. Juni wird in Rudersberg gefeiert – und das Wiesel steht dabei im Zentrum. Am Samstag, 28. Juni, und Sonntag, 29. Juni, ist die Fahrt mit der Wieslauftalbahn daher kostenlos.