Iron Maiden auf dem Wasen ist ausverkauft, Ed Sheeran füllt die MHP-Arena zweimal, Teddy gleich dreimal, die Jazz Open sind auf Rekordkurs. Auch Cro steigt noch in den Open-Air-Ring. Ein Lob ans Stuttgarter Publikum, das erneut alles geben wird.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Kurz vor Weihnachten haben sich in der Schleyerhalle die Fantastischen Vier und das fantastische Publikum gegenseitig beschert. „Was da passiert ist“, sagte Smudo nach dem Konzert wie unter Rausch, „war das vielleicht beste, schönste, großartigste Stuttgart, das wir je erlebt haben.“

 

Laut, lauter, Stuttgart! Die hiesigen Konzertfans haben 2024 mehrfach bewiesen, was in ihnen steckt. Nicht allein bei den Fantas explodierte die pure Ektase. Bei der Musicalpremiere von Disneys „Eiskönigin“ ist aus dem festgefrorenen Apollo-Theater ein tosender Hexenkessel geworden. Oder AC/DC auf dem Wasen, Pink in der MHP-Arena, Shirin David beim Kesselfestival und Herbert Grönemeyer bei den Jazz Open – all diese Konzerte klingen emotional noch immer nach. So wild war das Publikum, dass die Liebeserklärung von Parov Stelar nicht überrascht hat.

Der Elektroswing-Star würd’ am liebsten Stuttgart heiraten, sagte er im vergangenen Sommer auf dem Schlossplatz, wär’ die Stadt eine Frau. In keiner anderen Stadt schlägt ihm so viel Euphorie von unten auf die Bühne nach oben entgegen.

Auswärtige, die Klischees verbreiten, wonach Stuttgart verschlafen sei, langweilen. Aber bitte, ihr könnt nix dafür. Wer noch nie bei einem dieser bombastischen Stuttgarter Konzerte dabei war, kann es nicht wissen.

Teddy ist der Rekordhalter im Stuttgarter Festivalsommer 2025r

Das Jahr 2024 war für Stuttgart mit der Fußball-EM ein Ausnahmejahr. Doch 2025 werden noch ein paar Schippen draufgelegt: In der MHP-Arena gibt sich Ed Sheeran gleich zweimal die Ehre: am 28. und 29. Juni. Die Teddy-Show bringt es gar auf drei Stadiontermine in der VfB-Heimat: am 11., 12. und 13. Juli in der MHP-Arena. Rekord!

Der in Asmara/ Eritrea geborene Komiker Tedros Teclebrhan ist in Bästenhardt, einem Vorort von Mössingen südlich von Tübingen, aufgewachsen, am Rand der Schwäbischen Alb. Völlig crazy, was bei ihm abgeht! Wenn man Teddy fragt, ob er Probleme wegen seiner Herkunft in Deutschland hat, antwortet er gelassen: „Naja, manche Leute haben ein Problem damit, dass ich Schwabe bin.“

Cro spielt im August 2025 erneut auf dem Wasen. Foto: Lichtgut/Christoph Schmidt

Auch Cro will noch mal auf dem Wasen heimspielen

Das Kesselfestival kehrt nach der EM-Verschiebung an seinen angestammten Terminplatz zurück: Am 4. und 5. Juli können sich die Fans auf Ski Aggu, Deichkind, Max Herre & Joy Denalane, Bosse und Co. freuen. Was viele noch nicht wissen: Auch Cro zieht’s zum Heimspielen wieder auf den Wasen, wie zuletzt im Sommer 2023. Matthias Mettmann von Chimperator sagt, für den 2. August 2025 habe man – ohne große Ankündigung – für den Panda-Rapper bereits 10 000 Karten verkauft. Die Kapazität ist auf 20 000 angelegt.

Das Wasenkonzert von Iron Maiden ist ausverkauft. Foto: John McMurtrie

Auch Iron Maiden waren im Sommer 2023 auf dem Wasen. Am 26. Juli 2025 kehrt die Metal-Band donnernd zurück und feiert auf der „Run-For-Your-Live“-Tour den 50. Geburtstag. Es gibt keine Karten mehr. So big wie bei AC/DC (90 000 Fans waren erlaubt) will es Iron Maiden nicht. Die Obergrenze wurde auf 45 000 Besucherinnen und Besucher festgelegt.

Ausverkauft sind außerdem Kraftwerk (8. Juli) und Lionel Richie (13. Juli) bei den Jazz Open. Dies hieß es auch bereits von Kylie Minogue (9. Juli). Die Veranstalter haben noch mal nachgerechnet. Es gibt für den australisch-britischen Superstar nun doch noch einige wenige Stehplatzkarten, Sitzplätze der Kategorie 1 sowie Business Bar Seats.

So gut wie ausverkauft sind Ed Sheeran und die Teddy-Show – wer sich sputet, kann aber noch eines der letzten Tickets abgreifen. Wer wegen „ausverkauft“ keine Karten erwischt, muss nicht traurig sein. Stuttgarts einzigartige Festivalbegeisterung lässt sich bei zahlreichen Konzerten der Reihe Open Stages in der City sogar kostenlos erleben.

Michael Russ sorgt sich um die Zukunft der klassischen Konzerte

Freuen wir uns auf den Sommer 2025! Wenn Stuttgart so weitermacht, hat die Stadt einen Award verdient: für das beste Publikum weit und breit! Richtig gut ist ein Publikum aber nur dann, wenn es neugierig bleibt und auch abseits des Mainstreams auf Entdeckungsreise geht. Nicht nur die teuren Superstars liefern großartige Konzerterlebnisse. Es sollte bei uns noch Geld übrig bleiben für die Experimente und für das Neue!

So sehr sich Michael Russ, der Grandsigneur der Veranstaltergilde (im Mai feiert er den 80. Geburtstag), über die große Nachfrage nach Pop und Rock freut, so sehr sorgt er sich über die Zukunft der Klassik. „Corona ist hier noch lange nicht überwunden“, sagt der Seniorchef, der die Geschäftsführung der SKS Konzertdirektion an seine Tochter Michaela Russ übergeben hat. Die klassische Branche sei weiterhin „sehr gebeutelt“, bedauert er, was daran liege, dass, wenn Älteren im Publikum wegblieben, nicht genügend Jüngere nachkämen.

Der Wunsch von Michael Russ: Junge Menschen müssten in der Schule an Klassik herangeführt werden. Damit sie früh erkennen: Klassische Musik steigert das Wohlbefinden – und der Stress hat Pause. Man kann voll auf „Shape of You“ von Ed Sheeran abfahren, aber auch Beethovens viertes Klavierkonzert ist Balsam für Leib und Seele. Das eine schließt das andere nicht aus.