Er gilt als Wegbereiter des Stadtpalais: Für dieses Museum kämpfte Wolfgang Müller jahrelang als Vorsitzender der Initiative Stadtgeschichte. Kurz vor seinem 90. Geburtstag ist er gestorben. Auch für seine Sammlung historischer Postkarten war er bekannt.
Nach 19 Jahren Anlauf und dank seiner großen Ausdauer war Wolfgang Müller im April 2018 am Ziel: Bei der Eröffnung des Stadtpalais’, das sich im früheren Wilhelmspalais befindet, sagte der promovierte Betriebs- und Volkswirt als Festredner, für ihn gehe jetzt „ein langer Traum zu Ende“. Seit dem Jahr 1999 hatte sich der gebürtige Stuttgarter als Vorsitzender der Initiative Stadtgeschichte mit weiteren Streitern für ein Museum eingesetzt, das der Erinnerungskultur gerecht wird.
Damals verschwand die im Areal des Tagblattturms ausgestellte stadtgeschichtliche Sammlung in ein Lager im Keller, um Platz zu machen für ein Ensemble von Theatern. Doch der Verein aus ehrenamtlichen Streitern für ein Stuttgart-Museum ließ nicht locker, auch wenn es Rückschläge gab.
Müller war ein eifriger Fotolieferant für unser Stuttgart-Album
Auch nach der Eröffnung des Stadtpalais unterstrich Wolfgang Müller in öffentlichen Debatten vehement seine Standpunkte: So sprach er sich für die Erhaltung historisch bedeutsamer Gebäude aus und kritisierte den Verein Aufbruch, der den Abriss des Katharinenstifts gefordert hatte. Außerdem forderte er, dass das König-Wilhelm-Denkmal direkt vor das Stadtpalais gehöre und nicht dahinter versteckt werden dürfe – dies sei respektlos gegenüber den Bürgern, die für die Statue gespendet hatten.
Wolfgang Müller, der am Mittwoch 90 Jahre alt geworden wäre, war ein eifriger Bildgeber für unser Geschichtsprojekt Stuttgart-Album und für den Newsletter „StZ Damals“. Er freute sich sehr darüber, dass beide Erinnerungsportale auf großes Interesse auch bei der jungen Generation stoßen. Junge Leute wollten ihre Wurzeln erkunden, sagte er. Sie wollten wissen, wo sie herkommen und wo sie hingehören. Sein Credo: Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart meistern und für die Zukunft lernen. Seine Anrufe im liebenswerten Ton in unserer Redaktion bleiben unvergessen. Davon haben stadthistorische Artikel profitiert.
Der Vater von drei Kindern, der bis zum Ruhestand 1997 Geschäftsführer der Wohnbau Württemberg, dem Bauträger der öffentlichen Bausparkassen, sowie Geschäftsführer des Hausbau Wüstenrot war, verfügte über eine riesige Sammlung an historischen Postkarten. Daraus versorgte er oft unsere Zeitung mit Fotoschätzen früherer Zeiten.
Seine Liebe zu seiner Geburtsstadt Stuttgart trieb ihn an, auch als Vorstandsmitglied des Verschönerungsvereins, mit Leidenschaft erforschte er die Vergangenheit, er besuchte regelmäßig Flohmärkte und Kartenbörsen, um immer wieder Neues aus früheren Zeiten zu erfahren. Seine Überzeugung: Es sei wichtig die Identität seiner Stadt zu verstehen, um Lehren daraus zu ziehen.