Der chinesische Konzern Xiaomi bringt ein sportliches E-Auto auf den Markt, das Porsche und Tesla Konkurrenz macht – nicht nur beim Preis. Der Auslöser dafür war eine Entscheidung von Donald Trump.

Automobilwirtschaft/Maschinenbau : Veronika Kanzler (kan)

Xiaomi präsentiert sein insgesamt erst zweites Fahrzeugmodell, die Luxusvariante des Elektro-Sportwagens SU7 und beansprucht den Unternehmensangaben zufolge, das weltweit schnellste viertürigen Serienfahrzeug zu sein. Eine Kampfansage an die unmittelbare Konkurrenz von Porsche und Tesla.

 

Der chinesische Elektronikkonzern ist den meisten westlichen Kunden vor allem wegen seiner Smartphones bekannt. Xiaomi verdrängte 2023 gar Apple von Platz zwei der weltweit am meisten verkauften Smartphones. Neben Smartwatches oder Haushaltsgeräten wie Staubsaugroboter produziert der 2010 gegründete Konzern seit etwa einem Jahr auch Elektroautos.

Rekord Xiaomi auf der Nordschleife

Das erste Auto von Xiaomi, der SU 7, wurde im November 2023 vorgestellt. Das Modell ist optisch stark angelehnt an den Porsche Taycan und dem Tesla Model S, kostet in der Basisvariante etwas weniger als 28 000 Euro – ein Bruchteil des Preises der westlichen Wettbewerber. Mit der nun vorgestellten Luxusvariante, dem SU7 Ultra zielt der Konzern auf die zahlungskräftige Kundschaft der Wettbewerber ab.

Der SU7 Ultra von Xiaomi kostet umgerechnet circa 105 000 Euro Foto: imago/VCG

Umgerechnet etwa 105 000 Euro kostet die Luxus-Variante, die ab März 2025 verfügbar sein soll. Das Modell hat nach Angaben von Xiaomi bis zu 1548 PS und übertrifft mit einer Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 1,98 Sekunden sowie mit einer Höchstgeschwindigkeit von 350 km/h den Porsche Taycan Turbo.

Den neuen Porsche Taycan gibts zum Einstiegspreis von 101 500 Euro zu kaufen. Foto: Porsche

Im Oktober habe der Prototyp des SU7 Ultra laut Unternehmensangaben einen sieben Jahre alten Rekord auf dem Nürburgring gebrochen. Mit einer Rundenzeit von 6:46,87 Minuten soll der elektrische Sportwagen die Bestzeit für viertürige Autos erfahren haben – und damit schneller sein als der Porsche Taycan Turbo GT (7:07,55 Minuten).

Der 20,8 Kilometer lange Strecke gilt weltweit als Referenzpunkt für Fahrzeugbeschleunigung und -handling und verleiht Herstellern, die Bestzeiten erzielen, hohes Ansehen. Der absolute Rekord mit 5:19,55 Minuten auf der Nordschleife des Nürburgrings liegt derweil noch bei Porsche, mit dem Modell 919 Hybrid Evo.

„Xiaomi hat sich offensichtlich sehr an einen Premium-Hersteller orientiert, das kann man erkennen“, sagt Kurt Beyer, Professor für Transportation Design an der Hochschule Pforzheim. Zwar gebe es Unterschiede zwischen den Fahrzeugen , insbesondere in der Heckpartie – doch im Seitenprofil, an den Fenstern und in Details sei klar erkennbar, wo der Ursprung herkomme. „Es ist natürlich sehr schade und auch problematisch wenn Fahrzeuge sich zu ähnlich sehen, in diesem Fall Porsche“, findet Beyer.

Porsche soll Entwicklungsstandort in China aufbauen

Dass sich die Sportwagen ähnlich sehen, hält Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer für vernachlässigbar. Bedeutender ist seiner Ansicht nach, dass die Chinesen bei der Technik der Autos deutlich voraus seien. Dieses Problem hat auch Porsche-Finanzvorstand Lutz Meschke identifiziert. China, der größte Automarkt der Welt, werde von lokalen Anbietern beherrscht, „die ganz andere Kostenstrukturen haben und die von ihrer Digitalisierung und Konnektivität ganz anders aufgestellt sind als die Europäer“, stellte Meschke fest. Und: „China hat sich in Richtung Elektrifizierung gewandelt, da spielen Europäer leider keine Rolle mehr.“ Dudenhöffer rät Porsche gar zu „einem Entwicklungsstandort in China, der größer ist als der in Weissach“. Nur so könne es der Sportwagenbauer schaffen, Luxusautos zu entwickeln, die auch in China ihren Absatz fänden.

Donald Trump war der Auslöser für den SU7

Xiaomi-Chef Lei Jun erklärte erst kürzlich, dass die Entscheidung der US-Regierung von Donald Trump im Jahr 2021 der Auslöser war für den Bau des ersten Elektroautos. „Ich erhielt einen Anruf von einem Freund, der mir mitteilte, dass wir sanktioniert worden waren. Es war wie ein Blitz aus heiterem Himmel“, sagte Lei. Daraufhin berief er eine Dringlichkeitssitzung des Vorstandes ein, die den Startschuss für die Entwicklung eines E-Autos gab. „Wären die unerwarteten US-Sanktionen nicht gewesen, wären wir nicht so schnell in die komplexe Automobilbranche eingestiegen“, stellte Lei fest. Für Beyer ist der Einstieg in die Autobranche nicht abwegig: „Da mediale Technologien im Automobil eine immer größere Rolle spielen, ist es nicht verwunderlich, dass solche Unternehmen den Einstieg in die automobile Welt suchen.“ Der Professor und frühere Opel-Chefdesigner kann nachvollziehen, dass ein junges Unternehmen dabei auf die Wettbewerber achte – am Ende werde immer ein eigenständiges Design herauskommen, welches die Philosophie des Unternehmens reflektiere.