Mit dem neuen Schuljahr starten auch die Projekte zur Medienbildung, die es bei der Stuttgarter Zeitung seit mehr als 40 Jahren gibt. Teilnehmen können sowohl Grundschüler als auch Jugendliche an weiterführenden Schulen. Das Angebot ist kostenlos.
Wie funktioniert Journalismus? Was sind Nachrichtenfaktoren? Was ist eine seriöse Quelle? Die Antworten auf diese Fragen kennen nur wenige junge Menschen: „Es bestehen große Wissenslücken über zentrale Funktionen von Medien und Journalismus, Mechanismen und Funktionslogiken in der Medienberichterstattung sowie der Eignung von Quellen – und zwar auf Seiten von Mediennutzerinnen und Nutzern sowie (angehender) Lehrkräfte.“ So steht es in der Synopse zur Studienlage zur Nachrichtennutzung und Nachrichtenkompetenz Jugendlicher und junger Erwachsener in Deutschland, die das Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut (HBI) durchgeführt hat.
Seriöse Informationen erkennen
Um dem entgegenzuwirken, engagiert sich die Stuttgarter Zeitung mit ihren Projekten „Zeitung in der Schule“(an weiterführenden Schulen) und „Zeitung in der Grundschule“ bereits seit mehr als 40 Jahren in der Medienbildung. Schülerinnen und Schüler erhalten dabei über drei beziehungsweise vier Wochen die Stuttgarter Zeitung und lernen, wie sie aufgebaut ist, woran man seriöse Informationen im Gegensatz zu Fake News erkennt und warum Nachrichten auch für sie wichtig sind.
Denn, so ein weiterer Befund der genannten Studie: Das Interesse an gesamtgesellschaftlich relevanten Informationen ist „bei den meisten Jugendlichen begrenzt“. Das liegt wohl auch daran, dass die Berichterstattung von jungen Menschen „häufig als Negativdiskurs wahrgenommen“ wird und die jeweiligen Themen „in ihrer Wahrnehmung keine beziehungsweise wenig Relevanz für den eigenen Alltag“ haben.
Vom Umgang mit schlechten Nachrichten
Tatsächlich geht es vielen, auch älteren Nachrichtenkonsumentinnen und -konsumenten so, dass die vielen Negativschlagzeilen sie belasten und abschrecken. Darum wird es in diesem Schuljahr insbesondere im Rahmen von Unterrichtsbesuchen die Möglichkeit geben, speziell den Umgang mit schlechten Nachrichten zu thematisieren. Die Viertklässlerinnen und Viertklässler von Christine Mauz haben sich von schlechten Nachrichten nicht runterziehen lassen. Sie haben sich eher gefragt, ob sie selbst etwas tun können, damit es besser wird, berichtet die Lehrerin und Konrektorin der Lindachschule Grundschule Stetten in Leinfelden-Echterdingen.
„Das Projekt ist einfach gut gemacht und gefällt den Kindern“, lobt sie. Ihre Klasse hat die Stuttgarter Zeitung im vergangenen Sommer während der Fußball-Europameisterschaft bekommen. „Das war ideal, denn viele Jungs schauten sich oft erst einmal den Sportteil an. Aber auch andere Sportereignisse wurden dabei entdeckt“, erzählt sie. Eine Schülerin hat aus der Zeitung zur EM passend einen „Fanzone-Tisch“ gebastelt.
Kinderzeitung ist beliebt
Besonders beliebt sei bei den Kindern natürlich die Kinderzeitung – doch auch die Karikatur fand jeden Tag Beachtung. Mauz hat sie gemeinsam mit ihren Schützlingen entschlüsselt: „Die Karikatur ist ein wunderbarer Einstieg als Aufhänger für tagesaktuelle Themen. Es war erstaunlich, welches Vorwissen einige Kinder mitbrachten! Mit der Zeit lernten viele Kinder auch, die Bildsprache zu deuten“, sagt sie. Im Rahmen des Projekts erstellten die Jungen und Mädchen auch eigene Zeitungstagebücher, denn die tägliche Hausaufgabe bestand darin, zu einem selbst gewählten Artikel etwas zu malen oder zu schreiben. Sie trainierten Lesetechniken und verfassten selbst einen Bericht bei einer Klassenarbeit.
Wer sich dazu entscheide, am Projekt Zeitung in der (Grund)Schule teilzunehmen, der müsse in jedem Fall genug Zeit dafür einplanen, so die Erfahrung von Christine Mauz. Zeit, die sich lohne: Die Lehrerin hält das Projekt auch deshalb für wichtig, weil es immer weniger Zeitungsleserinnen und Zeitungsleser in den Familien gibt. Diese Beobachtung machen die Redakteurinnen und Redakteure selbst oft, wenn sie Schulklassen besuchen.
Die Welt besser verstehen
Doch wer nur unzureichend über aktuelle Themen und Entwicklungen informiert ist, der kann sich auch weniger gut einbringen, wenn es darum geht, die Zukunft zu gestalten. Seriöse Nachrichten – egal ob auf Papier oder online gelesen – können eine Brücke sein, die Welt besser zu verstehen. Da passt es gut, dass die Kinder mit ihrer Kunstlehrerin aus den Printexemplaren der Stuttgarter Zeitung in Gruppenarbeit große Brücken bastelten. So wurde Zeitung in der Grundschule in Stetten zu einem im mehrfachen Sinne nachhaltigen Projekt.
Medienbildung
Laut dem Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut gibt es in Deutschland „große Defizite“ bei der medialen und technischen Ausstattung der Schulen sowie bei der Aus- und Fortbildung von Lehrkräften im Bereich der Medien- und Nachrichtenkompetenz. Baden-Württemberg plant dem Kultusministerium zufolge, mit dem neunjährigen Gymnasium das Fach Medienbildung/Informatik als Pflichtfach von Klasse 7 bis 11 einzuführen. Zudem soll der Basiskurs Medienbildung ausgebaut werden und in Klasse 5 und 6 stattfinden.
Schulprojekt
Die Stuttgarter Zeitung engagiert sich mit den Projekten Zeitung in der Schule und Zeitung in der Grundschule bereits seit mehr als 40 Jahren im Bereich der Medienbildung. Unterstützt wird sie von der Stiftung Kinderland Baden-Württemberg, Kooperationspartner des Projekts ist die Unternehmensberatung Roland Berger.