Zu wenig Arbeit Bertrandt hält an Stellenabbau fest

Bei Bertrandt müssen viele Beschäftigte um ihre Stelle bangen. Foto: dpa/Franziska Kraufmann

Von den Autoherstellern bekommt das Unternehmen aus Ehningen immer weniger Aufträge und rutscht tief in die roten Zahlen. Der Streit um den Standort Nufringen geht im Januar vor die Einigungsstelle.

Wirtschaft: Ulrich Schreyer (ey)

Der Entwicklungsdienstleister Bertrandt AG aus Ehningen bei Böblingen hält an seinen Plänen zum Stellenabbau fest. Dies erklärte Finanzvorstand Markus Ruf bei der Bilanzpressekonferenz des Unternehmens. Demnach sollen bis zu 1200 Arbeitsplätze abgebaut werden. In der Auseinandersetzung zwischen dem Unternehmen und dem von der IG Metall unterstützten Betriebsrats des Standortes Nufringen nimmt am 13. Januar eine Einigungsstelle ihre Arbeit auf. Nufringen, wo etwa 130 Beschäftigte Fahrzeuge testen, soll nach den Plänen des Vorstands komplett geschlossen werden. Die Beschäftigten aus Nufringen hatten dagegen bei einer Demonstration Anfang Dezember protestiert. Besonders betroffen ist zudem Tappenbeck bei Wolfsburg, wo Bertrandt 600 Arbeitsplätze abbauen will. Weitere Angaben zu anderen Standorten wurden nicht gemacht. Das Unternehmen begründet die Stellenstreichungen mit einer stark gesunkenen Nachfrage nach seinen Ingenieurdienstleistungen aus der Autoindustrie. Insgesamt beschäftigt Bertrandt rund 14 000 Mitarbeiter, davon mehr als 70 Prozent in Deutschland.

 

Der Rückgang der Aufträge schlägt sich auch in der Bilanz für das Geschäftsjahr 2023/24 nieder. Bertrandt rutschte mit einem Minus von 98 Millionen Euro beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) in die roten Zahlen. Im Geschäftsjahr zuvor konnte dagegen noch ein Plus von 50 Millionen Euro in die Bücher geschrieben werden. Noch immer aber verfügt das Unternehmen über eine solide Eigenkapitalquote von rund 41 Prozent. Der Hauptversammlung am 19. Februar wird eine Dividende von 25 Cent je Aktie nach 1,20 Euro vorgeschlagen. Knapp 46 Prozent der Aktien sind in Streubesitz, fast 30 Prozent liegen bei der Porsche AG und knapp 15 Prozent beim Autozulieferer Boysen aus Altensteig im Schwarzwald.

Dämpfer nach gutem Auftakt

Die Gesamtleistung nahm im abgelaufenen Geschäftsjahr noch um 2,5 Prozent auf knapp 1,9 Milliarden zu. Dies sei vor allem einer guten ersten Hälfte des vergangenen Geschäftsjahres zu verdanken gewesen, sagte Vertriebsvorstand Michael Lücke. Anschließend seien die Aufträge aus der Autoindustrie aber in Deutschland rapide gesunken. Im Ausland sei die Entwicklung noch positiv gewesen. Es gebe aber Anzeichen dafür, dass sich dies nun auch ändere. Die Fahrzeughersteller, die immer mehr Arbeit ins Ausland verlagerten, verlangten dies auch von Firmen, die Ingenieurdienstleistungen anböten. Darauf werde auch Bertrandt reagieren. So würden beispielsweise bereits etwa 1000 Beschäftigte in Rumänien arbeiten.

Finanzvorstand Ruf sagte, er erwarte, dass die Auslastung vom April an wieder besser werde und das Unternehmen im laufenden Geschäftsjahr wieder Gewinne mache. Bertrandt strebe an, bis 2027 etwa 20 Prozent der Gesamtleistung mit Kunden außerhalb der Autoindustrie zu erzielen. Derzeit sind dies etwa zehn Prozent. Dazu gehören Firmen aus der Luft- und Raumfahrt, aber auch aus der Medizintechnik und weiteren Industrien.

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