Winfried Kretschmann zeichnet 22 Bürger mit den höchsten Meriten des Landes aus – darunter zwei aus dem Rems-Murr-Kreis.
Für „herausragende Verdienste um das Land Baden-Württemberg“ hat der Ministerpräsident Winfried Kretschmann am Freitagabend im Neuen Schloss in Stuttgart insgesamt 22 Bürger mit dem Verdienstorden des Landes ausgezeichnet. Unter ihnen, dank des Nachnamens ganz oben auf der Liste der zu Ehrenden: Gert Aldinger aus Fellbach, einer der Grandseigneurs des deutschen Weinbaus. Der Dank des Landesvaters an alle frischgebackenen Ordensträger aus den unterschiedlichen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens: „Sie sind durch ihre besonderen Leistungen Vorbilder und stehen beispielhaft für viele in unserem Land.“
Ganz oben auf der Liste
„Aldinger Gert, Fellbach: Weinbauer“ – so stand es zunächst schlicht auf der Liste der sogenannten „Ordensprätendenten“, derer also, die offiziell Anspruch auf diese Auszeichnung haben. Die ganze Wahrheit ist umfangreicher. Gert Aldinger (67) hat nicht nur als Weinmacher sein Weingut unter die besten Betriebe in Deutschland geführt, sondern vertrat jahrzehntelang auch anderweitig die Interessen von Landwirtschaft und Weinbau – etwa als langjähriger Vorsitzender des Verbands der Prädikatsweingüter (VdP) im Weinbaugebiet Württemberg.
Neben dem Weinbau, so hieß es am Freitagabend schließlich in der Laudatio, „engagierte sich Gert Aldinger auf vielfältige Weise in seinem Heimatort, sei es für den Erhalt der Artenvielfalt im Weinberg, für das Rebhuhnprojekt in Fellbach-Schmiden, für die Freiwillige Feuerwehr Fellbach oder als Schöffe am Amtsgericht Waiblingen“.
Erst jüngst hat „Eichelmann Deutsche Weine“ dem Fellbacher Grandseigneur des Weinmachens eine der höchsten verfügbaren Ehrungen zuteilwerden lassen – den „Ehrenpreis für das Lebenswerk“. Womit der Mann, der jetzt den Verdienstorden des Landes erhalten hat, in der Weinwelt in einer Reihe steht mit Größen wie Bernhard Huber, Ernst Dautel oder Werner Näkel aus dem Weinbaugebiet Ahr.
Weinbaupolitische Stimme,die in Stuttgart gehört wird
Die weinbaupolitische Stimme des 67-Jährigen wird außerdem – wie sich etwa jüngst in den Auseinandersetzungen um die EU-Vorgaben zum Pflanzenschutz gezeigt hat – im Zweifelsfall auch heute noch bis ins Büro des Ministerpräsidenten gehört. Aldinger zeigte im Interview mit unserer Zeitung klare Kante: „Ganz ohne Pflanzenschutz wird es bei uns keinerlei traditionellen Weinbau mehr geben. Vor allem in den Steillagen wird die Kulturlandschaft versteppen.“
Neben Aldinger war aus dem Rems-Murr-Kreis auch Edmund Baur aus Winnenden einer der mit Orden Geehrten. Er habe, so heißt es in dieser Begründung, im besten Sinne ehrenamtlichen Engagements „seit den 1960er Jahren die Entwicklung des Malteser Hilfsdienstes auf regionaler, Landes- und Bundesebene in verantwortungsvollen Funktionen entscheidend mitgeprägt“.
Enge Bezüge zu Fellbach hat wiederum Ordensträgerin Rotraut Berner aus München. 1948 in Stuttgart geboren und als Kind im Stadtteil Rotenberg aufgewachsen, verbrachte sie etliche ihrer Jugendjahre in Fellbach. Bundesweit bekannt geworden ist sie durch ihre Wimmel-Bilderbücher. Ihre Ausstellungen in Fellbach, so etwa 2009 in der Stadtbücherei, waren für Rotraut Berner stets „eine Art Heimspiel“. Denn in den 1950er Jahren „habe ich meine entscheidenden und wichtigsten Kinderjahre in Fellbach verbracht“.
In Fellbach gut bekannt ist außerdem der am Freitag ebenfalls ausgezeichnete Kinderbuchautor Paul Maar. Er ist regelmäßig von seinem Wohnort Bamberg zu Ausstellungen oder Lesungen ins Stadtmuseum gekommen.